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Bedrohlicher Nachbar?
Belgien und die Atomkraft

Alles ganz ungefährlich, glaubt man dem Betreiber. Doch Doel und Tihange, die beiden belgischen Atomkraftwerke, beherrschen die Schlagzeilen. Immer wieder kommt es zu automatischen Abschaltungen – mal gab es einen Kurzschluss, dann leckte eine Heißwasserleitung oder klemmte ein Schalter. Was wohl auch dem hohen Alter der Meiler geschuldet ist. Die ersten Anlagen wurden Mitte der 70er Jahre gebaut.

Von Ilka Münchenberg und Jörg Münchenberg |
    Das Atomkraftwerk Tihange
    Das Atomkraftwerk Tihange, 70 Kilometer südwestlich von Aachen (Olivier Hoslet, dpa picture-alliance)
    Noch beunruhigender aus Sicht der Nachbarländer sind die gut 16.000 Risse in den Reaktordruckbehältern von Tihange 2 und Doel 3. Doch die belgische Atomaufsicht FANC hat sich festgelegt und die Verlängerung der Laufzeiten der Pannenmeiler bis 2025 genehmigt. Schließlich liefern die beiden Atomkraftwerke rund ein Drittel des belgischen Strombedarfs. Die eindringlichen Appelle aus Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden, die betroffenen Blöcke aus Sicherheitsgründen endgültig abzuschalten, wurden brüsk zurückgewiesen. Mit Jodtabletten will sich Belgien für die Folgen eines möglichen Reaktorunfalls wappnen.
    Wie lebt es sich auf belgischer Seite im unmittelbaren Schatten der umstrittenen Meiler? Warum haben die meisten Belgier offenkundig keine Angst vor den störanfälligen "Bröckelreaktoren" – im Gegensatz zu den Stadtoberen in Aachen, die sich für den Ernstfall rüsten?
    Die Gesichter Europas auf Spurensuche in einer verunsicherten Grenzregion, die sich vor einem zweiten "Tschernobyl" fürchtet.