Noch beunruhigender aus Sicht der Nachbarländer sind die gut 16.000 Risse in den Reaktordruckbehältern von Tihange 2 und Doel 3. Doch die belgische Atomaufsicht FANC hat sich festgelegt und die Verlängerung der Laufzeiten der Pannenmeiler bis 2025 genehmigt. Schließlich liefern die beiden Atomkraftwerke rund ein Drittel des belgischen Strombedarfs. Die eindringlichen Appelle aus Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden, die betroffenen Blöcke aus Sicherheitsgründen endgültig abzuschalten, wurden brüsk zurückgewiesen. Mit Jodtabletten will sich Belgien für die Folgen eines möglichen Reaktorunfalls wappnen.
Wie lebt es sich auf belgischer Seite im unmittelbaren Schatten der umstrittenen Meiler? Warum haben die meisten Belgier offenkundig keine Angst vor den störanfälligen "Bröckelreaktoren" – im Gegensatz zu den Stadtoberen in Aachen, die sich für den Ernstfall rüsten?
Die Gesichter Europas auf Spurensuche in einer verunsicherten Grenzregion, die sich vor einem zweiten "Tschernobyl" fürchtet.