Helge Schneider (klimpert den Anfang der 5. Sinfonie): "Normal. Mehr kann ich jetzt nicht. Aber mehr ist nicht erforderlich, eigeentlich, wenn Du Double bist. Und ich bin nunmal der Beethoven."
Entschlossenheit und Dringlichkeit im Blick. Und er braucht nicht einmal eine Perücke. Schon ist auch Helge Schneider: Beethoven. Bei Alexander Kluge in "10 vor 11" auf RTL. Und er hat ja recht:
Klingeltöne: "Für Elise" und "5. Sinfonie"
So wie Weihnachten ist, wenn "Last Christmas" läuft, ist eben jetzt: Beethovenjahr. Und Karneval ist ja auch bald. Da wird man Beethovens zählen können. Das Musikgenie wird ein Jahr lang programmiert und gefeiert werden, bis man sich womöglich blind und taub wünscht und sich fragt: Was hat Beethoven davon; was kann er dafür?
Uwe Ochsenknecht: "Mein Name ist Ludwig van Beethoven. Komponist des Jahrtausends hat man mich genannt."
Popstar seiner Zeit
Überzeugender als Helge Schneider: Uwe Ochsenknecht, in der Doku "Genie am Abgrund". Ihm traut man schon rein körperlich zu, mit der Titanenfaust zur Revolution auszuholen. Und auch den späteren Zausel, den die Welt nicht versteht, weil er die Welt nicht mehr hört, kann Ochsenknecht. Isabella Rosselini ist in derselben Doku hin und weg, wie einst Bonner und Wiener Damen.
Isabella Rossellini: "Er war der Popstar seiner Zeit. Und seine Musik hat die gleiche Energie wie Rock´n´Roll!"
Falco: Songfragment "Rock me, rock me, rock me.."
Halt, nein: Das war der andere. Aber egal.
Chuck Berry: "Beethoven. Rolling over."
Beethoven ist der besterforschte Komponist aller Zeiten. Bis hin zur genetisch entschlüsselten Haarlocke und einem aus Hotelbuchungen ermittelten Bewegungsdatenprofil. Fast wie von Google heute. Fraglich, ob im Beethovenjahr noch neue Erkenntnisse hinzu kommen werden. Es sei denn über die popkulturelle Nachwirkung: Chuck Berry ist da ganz interessant. Er will sich mit seiner Schwester Lucy immer gestritten haben, was geübt wird: Klavier oder Gitarre? Auch in Haushalten US-amerikanischer Schwarzer um 1950 galt Beethoven als Genie. Und "Roll over Beethoven" heißt nicht etwa: "Ludwig, dreh´ dich im Grab herum!" - sondern: "Schwester, schieb´ ab, jetzt übe ich!"
Frühschoppen und Mashups
Werner Höfer: "Ja, Beethoven, gehört der eigentlich der Welt? Wenn ja, was hat die Welt Beethoven zu danken, oder was hat die Welt an Beethoven Schlimmes getan?"
Sagte Werner Höfer in einem "Internationalen Frühschoppen" 1968, als im Fernsehen beim Talk gequarzt wurde, bis die Kamera hustete. Und als hätte Loriot getextet.
Werner Höfer und Heinz-Klaus Metzger: "Gibt es so etwas wie einen missbrauchten Beethoven? - Oh ja! Schon längst kann die bürgerliche Gesellschaft - einst selber revolutionär! - nicht mehr leben, ohne ihre Klassiker systematisch auf den Hund zu bringen."
Stimmt. Diverse Film-Hunde namens Beethoven gibt es ja auch noch. Darüber hinaus kursieren im Netz etliche Mashups. Beethovens Fünfte und "Thunderstruck" von AC/DC? Warum auch nicht? - Beethoven ist während eines Gewitters gestorben.
Werner Höfer und Heinz-Klaus Metzger: "Schiller-Locken und Mozart-Kugeln. Und bei Beethoven? - Da hat man einen solchen Ausdruck wohl noch nicht gefunden."
Äh doch. Ein Bäcker aus dem rheinischen Bad Honnef hat nun – endlich!? - den "Beethoven-Würfel" vorgestellt. Im Prinzip ein Dominostein, aber komplementärfarbig zur Mozartkugel grün verpackt.
Zu viele Kalorien auf den Programmtellern
Schroeder von den Peanuts: "Armer Beethoven! Ja genau, Beethoven, der großartige Komponist, Beethoven, der ein paar der schönsten Musikwerke der Welt geschrieben hat."
Unkte bereits Schroeder von den Peanuts, seinerseits Musikgenie. Und da steht einfach bereits am Beginn des Beethovensjahres zu befürchten, dass einige Kalorien zu viel auf den Programmtellern der Medienhäuser und Sendeanstalten landen werden. Nicht dass man am Ende wird sagen müssen: "Roll over, Beethoven!"