Mit der Musik von Andrea Lucchesi wollte Benito Mussolini seinen während eines Staatsbesuchs in Rom weilenden Achsenpartner Adolf Hitler beglücken. Das Konzert fand 1938 in der römischen Staatsoper statt.
Der Duce hatte sich für die Musik dieses schon damals längst vergessenen Komponisten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entschieden, weil dieser von 1774 bis 1794 in Bonn Hofkapellmeister und einige Jahre Musiklehrer des jungen Ludwig van Beethoven war.
Weder in Deutschland noch in Italien gibt es irgendein Tondokument zu diesem Konzert in Rom existiert. Italienische Musikexperten sind davon überzeugt, dass diese Aufnahmen nach dem Sturz Mussolinis 1943 und der einseitigen Erklärung des Kriegsendes durch den italienischen König in beiden Ländern vernichtet worden sind - um keinen musikalischen Nachweis über das Zusammentreffen von Duce und Führer zu hinterlassen.
Bis auf dieses Konzert wurde seit dem frühen 19. Jahrhunderts die Musik von Andrea Lucchesi nicht mehr aufgeführt. Seine Musik und seine persönliche Geschichte fielen der Vergessenheit anheim. In diesen Tagen wird eine der erfolgreichsten Opern des 1741 im norditalienischen Treviso geborenen Musikers im toskanischen Bibbiena während des "Festival Barocco" wieder aufgeführt. Eine Wiederentdeckung, die es auch bald auch auf CD geben wird, denn, erklärt Festivaldirektor Massimo Gasparon, Lucchesi war ein Meister, der die spätbarocke Musik Venedigs wie kein anderer mit der Wiener Frühklassik zu verbinden wusste:
" Die Partitur haben wir in einem Archiv in Lissabon gefunden. Ein Nachweis dafür, dass ŒAdemira¹ zu ihrer Zeit ein großer Erfolg war, denn die Kopisten des portugiesischen Königs waren dafür bekannt, dass sie nur erfolgreiche Werke europäischer Komponisten abschrieben. Von Lucchesi sind nur vier Opern erhalten. Eine schöner und an musikalischen Themen reicher als die andere. Ich finde es kurios, das heute niemand mehr etwas von diesem Lucchesi weiß."
"Ademira", uraufgeführt 1784 in Venedig, erzählt die Geschichte einer Fürstentochter, die sich gegen den Protest ihres Vaters in den heldenhaften Römer Flavio Valente verliebt. Die Thematik der Oper bietet nichts Besonderes. Dafür aber die Musik, die eine Art wieder Frühklassik all¹italiana ist. Ein Stil, der, Dokumente belegen es, bei Gluck, Mozart und Haydn viel Lob fand, weshalb Lucchesis Opern in Wien und Venedig, in Stockholm und in anderen europäischen Städten immer wieder aufgeführt wurden.
Bei der Wiederaufführung von "Ademira" in Bibbiena war auch der italienische Musikwissenschaftler Giorgio Taboga anwesend. Taboga sorgt seit Jahren mit seinen Studien zum Einfluss des Italieners auf das Schaffen Beethovens für Aufsehen. Er ist davon überzeugt, dass Lucchesis Einfluss auf die musikalische Entwicklung Beethovens immer noch unterschätzt wird. Aufgrund langjähriger Untersuchungen glaubt er auch nachweisen zu können, dass ein Teil des Schaffens von Haydn und Mozart in Wirklichkeit von Andrea Lucchesi stammt. Dazu Agostino Taboga, der Sohn von Giorgio Taboga, der wegen einer schweren Krankheit nicht mehr sprechen kann:
" Die Symphonie KV 97, die so genannte 'Pariser', gilt als ein Werk Mozarts. Tatsächlich komponierte sie Lucchesi. Meinem Vater zufolge handelt es sich um eine bewusst gefälschte Zuschreibung. Max-Franz von Habsburg-Lothringen wollte als neuer Herr Bonns den jungen Mozart als Hofkapellmeister in die Stadt holen. Max-Franz beauftragte den Organisten Christian Gottlob Neefe mit einer Revision des Schaffens aller im Bonner Archiv enthaltenen Kompositionen. Dabei wurden Werke Lucchesis Mozart zugeschrieben. Mein Vater entdeckte einen Beweis für diese These in Regensburg."
Eine dort aufbewahrte Kopie der Pariser Symphonie wurde mit Infrarotstrahlen untersucht. Unter dem Schriftzug Mozarts wurde ein Name entdeckt, der mit L beginnt und mit i endet. Für Giorgio Taboga ist die Sache klar: Es handelt sich um Lucchesi. Taboga weist auch darauf hin, dass Lucchesi aufgrund seines Vertrages in Bonn alle seine Werke dem Hofe zur Verfügung stellen musste. Um zusätzliches Geld zu verdienen, verkaufte er, anonym, Kompositionen an den Fürsten Nikolaus Esterhazy. Werke, die später Josef Haydn zugeschrieben wurden.
Andrea Lucchesi: Protagonist eines Musikkrimis, mit Mozart und Haydn in den Hauptrollen? Tabogas Forschungen sind nicht unumstritten. Doch seine Studien rücken einen Musiker ins Rampenlicht, der mehr Aufmerksamkeit verdient hätte und nicht nur in Bibbiena wiederaufgeführt werden sollte.
Der Duce hatte sich für die Musik dieses schon damals längst vergessenen Komponisten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entschieden, weil dieser von 1774 bis 1794 in Bonn Hofkapellmeister und einige Jahre Musiklehrer des jungen Ludwig van Beethoven war.
Weder in Deutschland noch in Italien gibt es irgendein Tondokument zu diesem Konzert in Rom existiert. Italienische Musikexperten sind davon überzeugt, dass diese Aufnahmen nach dem Sturz Mussolinis 1943 und der einseitigen Erklärung des Kriegsendes durch den italienischen König in beiden Ländern vernichtet worden sind - um keinen musikalischen Nachweis über das Zusammentreffen von Duce und Führer zu hinterlassen.
Bis auf dieses Konzert wurde seit dem frühen 19. Jahrhunderts die Musik von Andrea Lucchesi nicht mehr aufgeführt. Seine Musik und seine persönliche Geschichte fielen der Vergessenheit anheim. In diesen Tagen wird eine der erfolgreichsten Opern des 1741 im norditalienischen Treviso geborenen Musikers im toskanischen Bibbiena während des "Festival Barocco" wieder aufgeführt. Eine Wiederentdeckung, die es auch bald auch auf CD geben wird, denn, erklärt Festivaldirektor Massimo Gasparon, Lucchesi war ein Meister, der die spätbarocke Musik Venedigs wie kein anderer mit der Wiener Frühklassik zu verbinden wusste:
" Die Partitur haben wir in einem Archiv in Lissabon gefunden. Ein Nachweis dafür, dass ŒAdemira¹ zu ihrer Zeit ein großer Erfolg war, denn die Kopisten des portugiesischen Königs waren dafür bekannt, dass sie nur erfolgreiche Werke europäischer Komponisten abschrieben. Von Lucchesi sind nur vier Opern erhalten. Eine schöner und an musikalischen Themen reicher als die andere. Ich finde es kurios, das heute niemand mehr etwas von diesem Lucchesi weiß."
"Ademira", uraufgeführt 1784 in Venedig, erzählt die Geschichte einer Fürstentochter, die sich gegen den Protest ihres Vaters in den heldenhaften Römer Flavio Valente verliebt. Die Thematik der Oper bietet nichts Besonderes. Dafür aber die Musik, die eine Art wieder Frühklassik all¹italiana ist. Ein Stil, der, Dokumente belegen es, bei Gluck, Mozart und Haydn viel Lob fand, weshalb Lucchesis Opern in Wien und Venedig, in Stockholm und in anderen europäischen Städten immer wieder aufgeführt wurden.
Bei der Wiederaufführung von "Ademira" in Bibbiena war auch der italienische Musikwissenschaftler Giorgio Taboga anwesend. Taboga sorgt seit Jahren mit seinen Studien zum Einfluss des Italieners auf das Schaffen Beethovens für Aufsehen. Er ist davon überzeugt, dass Lucchesis Einfluss auf die musikalische Entwicklung Beethovens immer noch unterschätzt wird. Aufgrund langjähriger Untersuchungen glaubt er auch nachweisen zu können, dass ein Teil des Schaffens von Haydn und Mozart in Wirklichkeit von Andrea Lucchesi stammt. Dazu Agostino Taboga, der Sohn von Giorgio Taboga, der wegen einer schweren Krankheit nicht mehr sprechen kann:
" Die Symphonie KV 97, die so genannte 'Pariser', gilt als ein Werk Mozarts. Tatsächlich komponierte sie Lucchesi. Meinem Vater zufolge handelt es sich um eine bewusst gefälschte Zuschreibung. Max-Franz von Habsburg-Lothringen wollte als neuer Herr Bonns den jungen Mozart als Hofkapellmeister in die Stadt holen. Max-Franz beauftragte den Organisten Christian Gottlob Neefe mit einer Revision des Schaffens aller im Bonner Archiv enthaltenen Kompositionen. Dabei wurden Werke Lucchesis Mozart zugeschrieben. Mein Vater entdeckte einen Beweis für diese These in Regensburg."
Eine dort aufbewahrte Kopie der Pariser Symphonie wurde mit Infrarotstrahlen untersucht. Unter dem Schriftzug Mozarts wurde ein Name entdeckt, der mit L beginnt und mit i endet. Für Giorgio Taboga ist die Sache klar: Es handelt sich um Lucchesi. Taboga weist auch darauf hin, dass Lucchesi aufgrund seines Vertrages in Bonn alle seine Werke dem Hofe zur Verfügung stellen musste. Um zusätzliches Geld zu verdienen, verkaufte er, anonym, Kompositionen an den Fürsten Nikolaus Esterhazy. Werke, die später Josef Haydn zugeschrieben wurden.
Andrea Lucchesi: Protagonist eines Musikkrimis, mit Mozart und Haydn in den Hauptrollen? Tabogas Forschungen sind nicht unumstritten. Doch seine Studien rücken einen Musiker ins Rampenlicht, der mehr Aufmerksamkeit verdient hätte und nicht nur in Bibbiena wiederaufgeführt werden sollte.