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Beginn der 72. UNO-Generaldebatte
Im Zeichen von Nordkorea, Völkermord und Krisen

Was wird Donald Trumps Botschaft zu Nordkorea, zum Iran, zu Russland, zu Myanmar und zum Klimawandel sein? Die Welt schaut heute nach New York, wo der US-Präsident seine erste Rede vor der UNO-Vollversammlung hält.

Von Georg Schwarte |
    US-Präsident Donald Trump spricht am 18.09.2017 in New York, USA, während eines Dinners mit lateinamerikanischen Staatschefs im Rahmen der UN-Vollversammlung.
    US-Präsident Donald Trump in New York während eines Dinners im Rahmen der UNO-Vollversammlung. Heute folgt sein erster Auftritt dort als Redner. (AFP / Evan Vucci)
    Die Kameras klicken. Familienfoto. Da stehen sie: die Außenminister, der deutsche Botschafter und eben er - Donald J. Trump.
    "Bitte lächeln", ruft der Fotograf. Das mit dem Lächeln nach seinem ersten Auftritt bei den Vereinten Nationen muss Donald Trump, der Präsident, noch lernen. Seinen scharfen Blick für Potenzial offenbar nicht mehr, wie Nikki Haley, die amerikanische UNO-Botschafterin, Trumps Vorposten in New York, Minuten vorher sagt.
    Es gab höflichen Beifall gestern, für den Mann der offenbar großes Potenzial bei den Vereinten Nationen ausgemacht hat, aber eben Ungehobenes. Die Amerikaner hatten eingeladen. 128 Nationen waren gekommen und hatten unterzeichnet, was die USA eine politische Deklaration zur notwendigen UNO-Reform nannten.
    Dass Russland sich geweigert hatte, eine Deklaration aus amerikanischer Feder zur UNO-Reform zu unterzeichnen - geschenkt. Präsident Trump, der Geschäftsmann, mit dem Blick für Potenzial hatte andere Sorgen. Die UNO in den vergangenen Jahren durch Missmanagement und Bürokratie gelähmt, sagt er. Antonio Guterres, der UNO-Generalsekretär sitzt daneben und nickt während Trump aufzählt:
    "Das UNO-Personal seit 2000 verdoppelt. Aber keine Ergebnisse für dieses Investment."
    Auftakt ohne Pannen
    Das soll, das müsse sich ändern, sagt Trump und Guterres sagt es auch. Der Auftakt von Trump gestern – ohne Pannen, wohl auch weil der Präsident sich an sein Manuskript hielt. Ob er das heute, bei seinem ersten Auftritt vor den Vereinten Nationen als Redner im Weltsaal ebenso hält, abwarten. Trumps Doktrin seit seiner Amtseinführung ist klar:
    "America First, America First!"
    Die Welt schaut heute nach New York. Was wird Trumps Botschaft sein? Prinzipientreuer Realismus, so sagt es ein enger Mitarbeiter, den werde es geben. Trump habe kein Interesse an Nation-Building, kein Interesse weltweit Demokratie zu verbreiten, er habe Interesse an Sicherheit. Was aber sagt Trump zu Nordkorea, zum Iran, zu Russland, zu Myanmar und zum Klimawandel.
    Klima schon mal ohne Trump verhandelt
    Bei der UNO saßen sie gestern zu eben jenem Klima-Megathema zusammen – ohne Trump - und niemand wusste wirklich zu sagen: Hat Washington den Klimavertrag gekündigt, oder vielleicht doch nicht, oder nur ein bisschen? Michael Bloomberg, der den Kampf gegen Klimawandel für die Städte anführt, fasste das so zusammen:
    "We're in, we're out, we're in. That's all you have to know."
    Antonio Guterres saß daneben, lächelte still und schoss trotz der Allianz mit den USA in Sachen UN-Reform einen kleinen Giftpfeil Richtung Trump. Keine Regierung allein könne diese Herausforderung des Klimawandels meistern, selbst wenn sie wolle, aber nicht jede Regierung, ätzt er, wolle ja.
    Heute also der Beginn der 72. UNO-General-Debatte. Auf Antonio Guterres und den brasilianischen Präsidenten folgt als dritter Redner Trump. Mit prinzipientreuem Realismus. Was immer das ist.