Die Klima-Diplomaten verhandeln schon seit gestern, doch die Eröffnungsfeier findet erst heute statt. Die UN-Klima-Konferenz im polnischen Kattowitz steht vor komplizierten Verhandlungen, der frühere Beginn soll dafür zusätzliche Zeit schaffen. Den Rahmen für mögliche Kompromisse haben am Wochenende die Staats- und Regierungschefs der G20, der 20 großen Industrie- und Schwellenländer bei ihrem Gipfel in Argentinien abgesteckt. Elina Bardram spricht in Kattowitz für die Europäische Union und sie versucht, der Vorgabe aus Buenos Aires möglichst viel Gutes abzugewinnen.
"Ich glaube, das Ergebnis ist ermutigend, wenn man die Umstände berücksichtigt und die lange Tagesordnung in Buenos Aires. Aber natürlich hat sich wieder klar gezeigt, dass es in einigen Fragen zur richtigen Klimapolitik Meinungsverschiedenheiten gibt."
Verpflichtung auf das 1,5-Grad-Ziel
Die Differenzen, damit ist wohl vor allem der Rückzug von US-Präsident Donald Trump vom Pariser Klimaabkommen gemeint. Demgegenüber stehen die anderen Mitglieder der Gruppe, die immerhin ihre Verpflichtung auf das Pariser Abkommen bekräftigt und sich dabei auch auf das Ziel bezogen haben, die Temperaturerhöhung unter 1,5 Grad zu halten. Dieser Absichtserklärung Taten folgen zu lassen, das ist für Stefan Krug von Greenpeace die Hauptaufgabe der Konferenz in Kattowitz.
"Das ist zum einen eine klare Reaktion der Staatengemeinschaft auf die doch sehr dringlichen Warnungen der Klimawissenschaftler jetzt für 1,5 Grad Begrenzung der Temperaturerhöhung in diesem Jahrhundert aktiv zu werden, mehr zu tun – deutlich mehr als bisher und zum Anderen eine Einigung auf ein Regelwerk, das klar macht, wie das Paris-Abkommen angewandt werden muss."
Forderung: Industrieländer müssen mehr tun
Umstritten ist dabei vor allem, inwieweit Unterschiede zwischen Industrieländern auf der einen und Entwicklungs- und Schwellenländern auf der anderen Seite noch gerechtfertigt sind. Meena Rahman vom Third World Network aus Malaysia fordert, dass die hoch entwickelten Industriestaaten mehr tun müssen als arme Länder des Südens.
"Als die heute hoch entwickelten Staaten ihre Wirtschaftskraft aufbauten, da gab es noch keine Kontrolle der CO2-Emissionen. Seit Beginn der industriellen Revolution hat es so viele Emissionen gegeben, und sie konnten ihren Wohlstand nur deshalb aufbauen, weil es diese Kontrollen noch nicht gab."
Zur formellen Gipfeleröffnung reisen heute Staats- und Regierungschefs an, allerdings fehlen die ganz großen Namen. Aus der Europäischen Union sind unter anderem Mark Rutte aus den Niederlanden und Alexander van der Bellen aus Österreich dabei, nicht aber Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Trotzdem erhofft sich die polnische Sitzungsleitung politischen Schub von ihren Auftritten, damit in zwei Wochen für alle passende Gipfelergebnisse präsentiert werden können.