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Begleit-Apps
Für ein Gefühl von Sicherheit

Begleit-Apps sollen den Nutzern helfen, in einem Notfall schnell Hilfe zu holen. Dazu wird ständig der Standort ermittelt und an eine Zentrale übermittelt. Von dort können dann Rettungskräfte oder Polizei alarmiert werden. Doch die Hersteller warnen vor allzu übertriebenen Erwartungen.

Von Carina Fron |
    Die 17 Jahre alte Ostsee-Urlauberin Julia zeigt am 23.08.2017 in Kühlungsborn (Mecklenburg-Vorpommern) ihr Handy mit der aktivierten Notfall-App "Wayguard". Die junge Frau war laut Polizeiangaben am in einem Wald bei Kühlungsborn bewusstlos geworden und hatte mit der Gratis-App auf ihrem Smartphone noch kurz vorher einen Notruf abgesetzt. Auf diesem Wege habe sie die Leitstelle des App-Betreibers in Berlin erreicht, der dann die Einsatzkräfte alarmierte und Mithilfe der GPS-Daten eine Suchaktion gestartet.
    Eine App führt Rettungskräfte zu einer Urlauberin in Not (dpa / Jens Büttner)
    Wer abends alleine unterwegs ist, hat dabei häufig ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
    "Das kann was mit Dunkelheit zu tun haben, das kann was mit Örtlichkeiten zu tun haben, das kann was mit Gedanken zu tun haben und dieses Unwohlsein, wenn man alleine unterwegs ist, haben wir zum Anlass genommen zu überlegen: ‘Was kann man da machen?’"
    So wurde die Idee zur beliebten Begleit-App "WayGuard" geboren, erzählt der Informatiker Albert Dahmen von Axa. Entwickelt zusammen mit der Kölner Polizei. Die App funktioniert so: Sie übermittelt kontinuierlich den Standort, bietet die Möglichkeit zu chatten, telefonieren und Notrufe abzusetzen. Die werden in dringenden Fällen - zumindest in Köln - an die Polizei weitergegeben – das ist bislang einzigartig in Deutschland. Begleitet wird der Nutzer durch geschulte Mitarbeiter, aber auch Freunde können dazu eingeladen werden. Dazu muss der App der Zugriff auf das eigene Telefonbuch erlaubt sein. Das allerdings dürfte einigen Bauchschmerzen bereiten. Einen Menschen ausspionieren zu können, ist aber nicht das Ziel.
    "Was wir ganz bewusst nicht abspeichern, sind zum Beispiel Bewegungsprofile von den Nutzern. Das ist für uns wirklich nicht zugreifbar, es sei denn im Notfall."
    Apps klären über Datenschutz auf
    Ganz ähnlich handhaben es andere Begleitangebote, wie ‘Komm Gut Heim’, ‘Vivatar’ und ‘My Bodyguards’. Datenschutz ist auch Marit Hansen bei diesen Angeboten besonders wichtig:
    "Es könnte auch jemand verwenden, um festzustellen: Wofür interessiert der sich oder wo kann ich ihn alleine antreffen. Also sagen wir, jemand legt seine Joggingstrecke so immer auf die Ortsdaten, wo besonders viele diese Apps verwenden. Das wäre natürlich ein bisschen unheimlich."
    Deshalb müssen die Daten auch immer gelöscht werden, erklärt die Chefin des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig Holstein. Die Begleit-Apps für den deutschen Markt haben Hansen allerdings positiv überrascht. Alle haben über Datenschutz aufgeklärt, angegeben was mit den Daten der Nutzer passiert und versichert, dass Daten nur für den Notfall gespeichert werden dürfen. Doch sie hat noch eine Idee:
    "Kann man es sogar ohne Ortsdaten machen? Kann man so etwas aufbauen, wie erst wenn jemand die Notfalltaste drückt, werden bestimmte Informationen gesandt? Auch das ist möglich."
    Den Nutzern mehr Sicherheit geben
    Üblich ist das schon beim Notfallsystem in Neuwagen. Das eCall-System springt erst dann an, wenn es zum Unfall gekommen ist. Aufgefallen ist Marit Hansen auch noch, dass sie häufig das Wort "verschlüsselt" in den AGB’s gelesen hat. Für wen, bleibt aber vage. Paul Rösler von der Ruhr-Universität Bochum hat dazu eine Theorie. Der Doktorand forscht an der praktischen Sicherheit in IT-Netzen und Verschlüsselungen. Er macht deutlich, dass Begleit-Apps anders verschlüsselt werden, als es bei Kommunikations-Apps der Fall ist. Der Standort wird den Begleitern ständig in der App angezeigt. Egal ob es die privaten sind oder sie in Unternehmen sitzen. Es würde lediglich dafür gesorgt, dass sich kein unbekannter Dritter dazuschalten kann. Denn im Notfall brauchen diese Apps ja die Informationen schnell.
    "Deswegen ist es sicherlich erst einmal sinnvoll, dass sie das Ganze nicht über Kryptographie regeln, sondern eher darüber, dass sie sagen: ‘Ok, wir empfangen jetzt aller eine Sekunde ihre Standort, speichern den für zwei Sekunden, warten bis der nächste kommt und dann löschen wir den alten’."
    Doch spätestens wenn es zu einem Verbrechen kommt, bei dem eine Begleiter-App eine Rolle spielt, wird es um diese Daten Diskussionen geben. Denn würden sie ein Bewegungsprofil ergeben, könnten sie auch helfen, Kriminalfälle zu lösen. Für Albert Dahmen von Axa ist aber besonders wichtig, dass die App den Nutzer erst einmal mehr Selbstsicherheit geben kann. Das alleine hätte einen positiven Effekt auf die Nutzer und könnte Angreifer abschrecken. Aber "wir können auch mit dem WayGuard keine Sicherheit versprechen. Das haben wir auch nie getan. Wenn jemand wirklich durch einen Angriff Opfer wird und jemand vorher ausgeguckt wurde, dann ist es natürlich schwierig zu behaupten, dass so 'ne App immer helfen kann."