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Begleitgalaxien der Milchstraße
Die Wolken des Herrn Magellan

Vor 500 Jahren ist der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan im Auftrag Spaniens in See gestochen, um die Westroute ins heutige Indonesien zu finden. Als er im November 1519 zwei größere Nebelflecken am Himmel sah, war schon weit auf der Südhalbkugel.

Von Dirk Lorenzen |
Die beiden Magellanschen Wolken am Südhimmel zwischen den Schutzbauten des Very Large Telescopes der ESO auf dem Cerro Paranal.
Die beiden Magellanschen Wolken zwischen zwei Teleskopen des VLT auf Paranal (European Southern Observatory)
Die Nebelflecken sehen aus wie abgerissene Teile des Milchstraßenbandes und sind irregulär geformte Begleitgalaxien unserer Milchstraße. Ferdinand Magellan hat sie zuerst beschrieben – daher heißen sie heute Große und Kleine Magellansche Wolke. Diese Bezeichnung hat sich aber erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt.
Bis dahin war von den Kapwolken die Rede, weil man diese Wolken bei Reisen rund um Kap Hoorn oder das Kap der Guten Hoffnung beobachten konnte. Viele Astronomen vermerkten in ihren Sternkarten auch einfach nur Kleiner und Großer Nebel.
Die Große (links) und Kleine Magellansche Wolke über der ALMA-Teleskopanlage im Norden Chiles
Die Große (links) und Kleine Magellansche Wolke über der ALMA-Teleskopanlage im Norden Chiles (ESO / Christoph Malin)
Schon die ersten Menschen, die in grauer Vorzeit auf der Südhalbkugel an den Himmel geblickt haben, müssen die Magellanschen Wolken wahrgenommen haben. Die älteste schriftliche Erwähnung stammt vom persischen Astronomen Al-Sufi aus dem Jahr 964.
Die beiden Wolken sind rund 160.000 und 200.000 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt und rasen mit mehr als 200 Kilometern pro Sekunde durch den Raum. Noch ist nicht ganz klar, ob die Wolken einfach an der Milchstraße vorbei laufen oder ob sie bald mit unserer Galaxis verschmelzen, was deutlich wahrscheinlicher ist.
So oder so: In gut einer Milliarde Jahren sind die Wolken des Herrn Magellan verschwunden.