Eine im ersten Moment ganz einfach scheinende Frage hat jetzt in Großbritannien zu einer heißen Diskussion geführt: Was ist eine Universität? Die britische Regierung definierte den Begriff in einem so genannten White Paper, einem Untersuchungsbericht zur Zukunft der Universitäten und ihrer Aufgaben, ganz neu. Danach sollen in Zukunft auch jene Einrichtungen in England und Wales sich Universität nennen dürfen, für die Forschung mehr oder weniger ein Fremdwort ist, die dafür aber im Bereich der Lehre durchaus mit vergleichbaren Universitäten mithalten können. Diese mehr lehrorientierten Colleges sollen in Zukunft also auch Universität heißen. Was in Schottland mit seiner eigenen Kultur- und Wissenschafts-Hoheit schon lange gang und gäbe ist, hat im englischen und walisischen Teil des Vereinigten Königreiches zu einem für Briten ungewohnten emotionalen Ausbruch der alt eingesessenen Unis wie London, Birmingham, Cardiff und auch Oxford und Cambridge geführt. Ihrer Meinung nach müssen Universitäten Forschung und Lehre verbinden, müssen mindestens fünf und mehr Forschungsinstitute haben, um daraus eine intensive Lehre abzuleiten. Nur eine intensive Forschung könne auch eine herausragende Lehre und damit die Weitergabe von fundiertem Wissen an Studenten gewährleisten. Nur das könne auch sicherstellen, dass englische wie walisische Universitäten für Auslandsstudenten weiterhin attraktiv bleiben, sagen die Alt-Unis.
Das hat einen Grund und der heißt zunehmend: Geld. Vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Debatte um die Erhöhung der Studiengebühren an englischen wie walisischen Unis sollen gerade mehr ausländische Studenten in Zukunft angelockt werden und dann bis zu drei mal mehr Geld in die Kassen der Unis bezahlen als ihre im Schnitt nur 4.400 Euro pro Jahr zahlenden einheimischen Kommilitonen. Studenten sehen den Definitionsstreit einigermaßen locker und mehr pragmatisch. Nicht wenige sind der Ansicht, dass die Colleges eine viel intensivere Lehre und damit Wissensvermittlung anbieten als die Unis. Vorlesungen in Colleges seien überschaubar, die Professoren könnten mehr auf die Studenten eingehen und der Student fühle sich ernster genommen als im Massenbetrieb Universität. Ob nur 30 in der Vorlesung oder 300 ist für viele Studenten schon ein Unterschied. Das haben die Unis und Colleges im Norden der Insel, in Schottland schon lange erkannt. Dort existieren beide Einrichtungen sehr einträchtig nebeneinander. So gilt zum Beispiel das in Edinburgh angesiedelte Queen Margaret University College im Bereich der Sozial-, der Sprach- und der Medienwissenschaften als durchaus der traditionellen Universität Edinburgh ebenbürtig. Das wird auch von den Uni-Professoren anerkannt. Doch wie so oft im alltäglichen britischen Leben: Was in Schottland gilt, muss - oder vielleicht auch - darf in England und Wales noch lange nicht gelten, auch wenn Erfahrungen von dort bereits vorhanden sind. Die britische Regierung hat sich bereits bereiterklärt, sollte der Uni-College-Definitionsstreit in England und Wales anhalten, eine neue Begriffs-Definitions-Kommission einzusetzen, die dann die akademischen Wogen endgültig glätten soll.