Demnach wurden 2013 rund 14.600 Gutachten erstellt. Dies sind etwa 2.000 mehr als im Vorjahr. Bei etwa jedem vierten Fall bestätigte sich der Verdacht. 3.700 Mal kamen die Gutachter zu dem Schluss, dass ein Behandlungsfehler vorliegt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der bestätigten Fehler leicht zurückgegangen (2012: 3.900 bestätigte Fälle).
Knapp 70 Prozent (10.183 Fälle) der bearbeiteten Verdachtsfälle betreffen Behandlungen im Krankenhaus. Ein Drittel der Gutachten untersucht Fälle bei niedergelassenen Ärzten. Dem Bericht zufolge kommen die meisten Fehler bei Knie- oder Hüftoperationen vor, bei Oberschenkelbrüchen, bei der Behandlung von Karies oder Rückenschmerzen.
AOK: Auch der Konkurrenzdruck führt zu Operationen
"Offensichtlich können nicht mehr alle Krankenhäuser garantieren, dass ausschließlich aus medizinischen Gründen operiert wird", sagte Uwe Deh, Vorstand bei der AOK. Krankenhäuser stehen in zunehmendem Konkurrenzdruck. "Das Risiko für die Patienten steigt, wenn Kliniken mangels Erfahrung in einzelnen Bereichen suboptimale Ergebnisse erzielen."
"Mauer des Schweigens" ist kleiner geworden
Deh verwies auf Fortschritte in den vergangenen Jahren. "Die Mauer des Schweigens ist niedriger geworden", sagte er. "Es gibt auch weniger Berührungsängste etwa in den Kliniken, Fehler in anonymen Meldesystemen zu melden." Doch das Risiko sei immer dann groß, wenn eine Behandlung komplex sei und es viele Beteiligte gebe. "Und bei hochriskanten Medizinprodukten wie Implantaten in den Blutgefäßen oder zum Gelenkersatz brauchen wir endlich Studien, die Nutzen und Sicherheit zeigen."
Laut AOK-Krankenhausreport sterben jedes Jahr tausende Patienten wegen Behandlungsfehlern in Kliniken. Typische Fehler seien Verwechslungen bei den Medikamenten und mangelnde Desinfektion der Hände bei Ärzten und Pflegern.
Klinikreform soll Verbesserungen bringen
Ab 26. Mai will eine Kommission aus Vertretern von Bund, Ländern und Koalitionsfraktionen eine Klinikreform aushandeln, die auch auf mehr Qualität abzielt. Ein Ziel ist, dass Klinikabteilungen mit unterdurchschnittlichen Behandlungserfolgen geschlossen werden können. Krankenhäuser sollen je nach Qualität besser oder schlechter bezahlt werden können.
AOK-Chef Deh forderte, mit der Reform Ernst zu machen. "Alle wissen, dass der Kliniksektor zu wenig am Bedarf und am Effekt für die Patienten orientiert ist", sagte er. "Es geht um gute Strukturen für die nächsten Jahrzehnte."