Iran
Behörden schließen deutsches Sprachinstitut in Teheran - Auswärtiges Amt bestellt Botschafter ein

Irans Behörden haben das letzte von der deutschen Botschaft zertifizierte Sprachinstitut in der Hauptstadt Teheran schließen lassen. Die Polizei versiegelte das Gebäude. Örtliche Medien berichteten, bei der Aktion handele es sich um eine Vergeltung für die Schließung islamischer Zentren in Deutschland.

    Menschen sitzen vor einer abgeriegelten Tür vor einem großen Gebäude.
    Der Eingang zum Deutschen Sprachinstitut in Teheran wurde abgeriegelt. (dpa / ---)
    In sozialen Medien wurden Bilder geteilt, die ein großes Polizeiaufgebot vor der Sprachschule in Teheran zeigten. Die Behörden begründeten den Schritt laut Medienberichten mit Verstößen gegen iranische Gesetze. In den Berichten hieß es auch, die Behörden würden mögliche Verstöße anderer mit Deutschland verbundener Zentren untersuchen. Details wurden nicht genannt.

    Deutschland bestellt iranischen Botschafter ein

    Deutschland bestellte als Reaktion auf die Schließung den iranischen Botschafter ein und forderte die iranische Regierung auf, die Wiederaufnahme des Unterrichts an einem deutschen Sprachinstitut in Teheran unverzüglich zu genehmigen. Das Auswärtige Amt teilte mit: "Wir verurteilen das Vorgehen der iranischen Sicherheitsbehörden gegen das Deutsche Sprachinstitut Teheran. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Sprachaustausch ist die Grundlage gegenseitigen Verständnisses."

    Sprachinstitut wurde 1995 gegründet

    Das Sprachinstitut wurde 1995 in der Hauptstadt gegründet, um Iranerinnen und Iranern die deutsche Sprache nahezubringen, wie es auf der Website der deutschen Botschaft hieß. Das Internationale Goethe-Institut in Teheran, das zu den mehr als hundert deutschen Instituten in der ganzen Welt gehörte, die einen kulturellen Austausch und gesellschaftlichen Diskurs fördern sollen, wurde bereits 1995 von den iranischen Behörden geschlossen.

    Schließung als Retourkutsche?

    Beobachter vermuten als Motiv für die aktuelle Schließung eine Retourkutsche: Bundesinnenministerin Faeser hatte das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) und fünf Unterorganisationen vor einigen Wochen verboten und sie Propagandazentren Irans in Europa bezeichnet. Der Iran bestellte aus Protest den deutschen Botschafter ein. Vor knapp einer Woche legte zudem der Verein des IZH Klage gegen die Verbotsverfügung des Bundesinnenministeriums ein.
    Diese Nachricht wurde am 20.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.