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Bei kleiner Erwartungshaltung vorsichtig optimistisch

In Cancún versuchen die Teilnehmer des Klimagipfels, ein vorzeigbares Abschlussdokument auszuhandeln. Wenn beim Klimaschutz nichts oder zu wenig passiert, würde es in jedem Fall teuer für uns alle, sagt Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Von Philip Banse |
    Ottmar Edenhofer war bemüht, vorsichtigen Optimismus zu verbreiten. Vorsichtig, weil das große Ziel nicht erreicht werden wird: In Cancún werde sehr wahrscheinlich kein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll verabschiedet werden, sagte der Potsdamer Klimaforscher. Das würde bedeuten, es bliebe weiter offen, ob und in welchem Umfang die Industrieländer – ausgenommen die USA - ihre Emissionen nach 2012 zurückfahren, wenn der Kyotovertrag ausläuft, die erste Phase zur Reduktionsverpflichtung also endet.

    Derzeit wehre sich nur Kanada grundsätzlich dagegen, neue Emissionsreduktionsziele für die Zeit nach 2012 verpflichtend fest zu schreiben, sagte Edenhofer. Alle anderen Industriestaaten – ausgenommen die USA – seien bereit, sich auch nach 2012 zur CO2-Reduzierung zu verpflichten – wenn das auch große Schwellenländer wie Brasilien und Indonesien machen. Reduktions-Verpflichtung und Kontrolle - das hat bisher vor allem China abgelehnt, unter anderem deshalb war Kopenhagen gescheitert. In Cancún sei das anders, sagt Edenhofer:

    "Es ist so, dass sich China in der Tat bewegt. China zeigt weniger Widerstände bei der Frage der Überwachung und der Überprüfbarkeit. Und China hat zumindest signalisiert: Wir sind auch bereit, über Verpflichtungen zu reden. Also im Augenblick löst sich eine gewisse Blockadehaltung und es gibt eine größere Gesprächsbereitschaft."

    Bei der letzten Klimakonferenz in Kopenhagen hatten ja auch die USA recht unverbindlich zugesagt, Ihre Emissionen zu senken – eine Verpflichtung sei nicht in Sicht, sagt Edenhofer.

    "Die rechtliche Einbindung der Angebote zur Emissionsminderung von Kopenhagen ist offen, ist im Augenblick nicht absehbar."

    Wer reduziert wie viel CO2 bis wann und wie wird das überprüft – all das wird also in Cancún nicht geklärt werden. Dennoch ist Edenhofer ja verhalten optimistisch. Warum? Nach Kopenhagen hatte es ja große Zweifel gegeben, ob der Klimawandel mit der multilateralen UNO-Struktur überhaupt zu bekämpfen ist.

    "Es scheint so zu sein, dass die Stimmung bei den Verhandlungspartnern so ist, dass das UN-System, der Multilateralismus, sich aus seiner Schockstarre löst und wieder zu leben erwacht ist. Es scheint so zu sein, dass die Stimmung unter den Delegierten ist: Der Multilateralismus muss zeigen, dass er in der Lage ist, Probleme zu lösen."

    Zweite Quelle seines Optimismus ist, dass in Cancún wahrscheinlich ein Globaler Klimafonds eingerichtet wird. Die Idee ist, dass Industriestaaten dort Geld einzahlen, um Schwellen- und Entwicklungsländern zu helfen, Emissionen zu reduzieren. Es gibt bereits einen ähnlichen Fond, damit Ländern sich an den Klimawandel anpassen können. Das Problem: Die Struktur ist da, aber kaum jemand zahlt Geld ein. Das dürfte auch beim Globalen Klimafonds nicht anders sein. Dennoch Edenhofer, der als Arbeitsgruppenleiter Teil des UN-Klima-Apparats ist, den Klimafonds für einen Erfolg – einfach, weil es eine Institution sei:

    "Stellen sie sich mal vor, wir kommen irgendwann 2012, 2013 zu einem minimalen Abkommen. Ja, wer soll denn eigentlich die ganzen Emissionsreduktionsverpflichtungen überwachen? Wer gibt denn dann die Emissionsrechte aus? Insofern haben sie recht: Man schafft Institutionen, die am Ende keine Geldgeber haben, weil die Geldgeber keine Lust haben, ihr Geld einfach als eine erweiterte Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. Das scheint mir, ist das Grundproblem. Trotzdem: Wenn es zu diesem Global Climate Fund käme, fände ich das ein greifbares Ergebnis und ich würde das dann nicht einfach nur schlecht reden."