Deonis Mgumba ist Kurator des Museums Iringa Boma in Tansania. In einem Videostatement machte er öffentlich, dass Joseph Beuys' "Capri-Batterie" nicht aus dem Theater Oberhausen entführt wurde und nun in einer Vitrine seines Museums steht. Sondern, dass es sich bei dem Kunst-Objekt, das aktuell in Tansania ausgestellt wird, um eine Fälschung handelt, hergestellt und übergeben durch die Künstlergruppe "Frankfurter Hauptschule".
Deonis Mgumba erklärt den Fall so: "Das Original-Kunstwerk ist in Deutschland. Es ist im Stadttheater Oberhausen, irgendwo in einem Nebenraum." Das echte Beuys-Objekt wurde in der Tat inzwischen im Theater Oberhausen wiedergefunden, bestätigte die Pressestelle des Theaters dem Deutschlandfunk. Die gemeinsame Aktion des Museums in Tansania und der Deutschen Kunst-Aktionsgruppe diene dem Protest gegen die zögerliche Übergabe insbesondere von in der deutschen Kolonialzeit geraubten Schädeln und Gebeinen von Menschen des tansanischen Hehe-Volkes, so Deonis Mgumba:
"Wir glauben, dass unsere Vorfahren nie zur Ruhe kommen, weil ihre körperlichen Überreste gestohlen worden sind. Es ist sehr wichtig, Schädel und Gebeine zurückzubringen und diese sterblichen Überreste in ihren Heimatorten zu bestatten. Denn wir glauben auch, dass es keine Verbindung zwischen den Vorfahren und jüngeren Generationen gibt, bis die Überreste nicht hier sind."
Die satirische Form der Aktion sei bei einer Vorbereitungsreise zwischen dem Team des Museums in Tansania und der Künstlergruppe "Frankfurter Hauptschule" im Detail abgesprochen worden. Das betont ein Mitglied der deutschen Kooperationspartnerinnen und Partner, das ungenannt bleiben will. Die Gruppe weist damit auch die Kritik zurück, man habe für das Aktionsvideo die Afrikanerinnen und Afrikaner für eine sehr deutsche Art von Humor missbraucht:
Unbefriedigende Medienresonanz
"Es gab ja schon ein relativ breites Pressecho und was wir ganz lustig fanden, dass uns sehr viel vorgeworfen wurde, wir würden die Leute dort als Staffage benutzen. Von vermeintlichen Hehe-Repräsentanten war da die Rede, als ob wir da irgendwelche Leute von der Straße gefischt hätten und in folkloristische Kleidung gesteckt hätten. Und was wir dabei ganz lustig fanden, dass gerade in den Artikeln, wo uns das vorgeworfen wurde, die Leute halt auch nicht zu Protagonisten gemacht wurden. Das hat sich niemand mal die Mühe gemacht, mal ein Telefon in die Hand zu nehmen und im Museum anzurufen um deren Stimmen einzufangen. Das fanden wir bemerkenswert. Das zeigt auch immer wieder bei jeder Aktion, dass die Deutschen die Medien haben, die sie verdienen."
Das Original des Beuys-Werks "Capri-Batterie" mit einem Versicherungswert von 25.000 bis 30.000 Euro war aus der Vitrine verschwunden, als eine Ausstellung zu Ehren des aus Oberhausen stammenden Christoph Schlingensief eröffnet werden sollte. Das Beuys-Objekt war eine Leihgabe des Münsteraner Museums für Kunst und Kultur, ein Hauptwerk der dortigen Beuys-Sammlung. Heinz-Hermann Arnhold ist der Direktor des Museums. Er hat nun das Vertrauen in das Theater Oberhausen verloren und will dorthin nie wieder ein Kunstwerk geben:
Keine Ausleihe mehr an das Theater
"Wir haben die Capri-Batterie von Beuys ja da in gutem Glauben auch hingeliehen, dass es dort auch Standards gibt an Sicherheit und die Tatsache, dass da mit Insider-Wissen eingebrochen werden konnte, dass ohne Not dieses Kunstwerk dort entwendet werden konnte, und dass, wie wir dann aber erst "scheibchenweise" später erfahren haben, die KuratorInnen der Ausstellung Mitglieder in der Kunstlergruppe: "Frankfurter Hauptschule" sind, dass das eigentlich sehr gut vorbereitet war, zeigt ja, dass nicht ganz klar ist, welche Rolle das Stadttheater Oberhausen da gespielt hat.
Das Stadttheater Oberhausen teilt schriftlich mit, dass es mit der Aktion nichts zu tun habe. Das Museum 'Iringa Boma' in Tansania will die Beuys-Fälschung weiterhin ausstellen, so die Künstlergruppe. Als politische Mahnung an die deutschen Museen und wissenschaftlichen Institute, dass die Dekolonisierung schneller gehen sollte als bisher geschehen. "Das bleibt da in der Dauerausstellung, als das was es ist: Ein Symbol dafür. Was passieren sollte, beziehungsweise dafür, dass nichts passiert."