2006 kam es in den USA zu einem Ehec-Ausbruch. Durch enterohämorrhagische E.coli-Bakterien erkrankten über 200 Menschen, drei von ihnen starben. Die Behörden konnten Ehec-Bakterien auf frischem Spinat nachweisen, der von einer Farm an der kalifornischen Küste stammte.
"Dieser E.coli-Stamm wurde in und um den Bauernhof gefunden: im Wasser, im Boden, aber auch im Kot von Rindern und Wildschweinen. Die Wildschweine waren dann der Aufhänger für die Industrie zu glauben, dass es Tiere sind, die die krankmachenden Bakterien auf die Felder bringen."
Das sei aber nie bewiesen worden, sagt der Ökologe Daniel Karp von der Universität von Kalifornien in Berkeley. Trotzdem versuchten die Bauern im US-Küstenstaat, seitdem verstärkt Wildtiere von ihren Äckern fernzuhalten, zum Beispiel durch Zäune.
"Die aus meiner Sicht bedenklichste Maßnahme war das Roden der natürlichen Vegetation rund um die Felder. Denn in diesen ackernahen Streifen leben viele Tierarten. Die Bauern in Kalifornien standen aber unter großem öffentlichen Druck, die Vegetation auf diesen Streifen zu entfernen."
250.000 Datensätze ausgewertet
Daniel Karp und seine Kollegen fragten sich, ob diese Maßnahme wirklich dazu beitragen konnte, krankmachende Bakterien wie Ehec und Salmonellen auf dem Gemüse zu reduzieren. Die Forscher werteten mehr als 250.000 Datensätze zu Bakterien-Tests aus den Jahren 2007 bis 2013 aus. So konnten sie zurückverfolgen, wie groß der Anteil der positiven Proben bei den getesteten Farmen war.
"Wir bestimmten außerdem, wie viel natürliche Vegetation die Farmen umgibt. Bei manchen war es mehr als bei anderen. Und wir wollten jetzt wissen, ob die Pathogene verstärkt auf den Farmen zu finden sind, die von viel natürlicher Vegetation umgeben sind. Aber das war nicht der Fall: Auf diesen Bauernhöfen war die Konzentration von E.coli oder Salmonellen nicht erhöht."
Dann schauten sich die Wissenschaftler etwa 30 Bauernhöfe genauer an. Dort wurden seit 2007 jährlich Proben genommen und auf E.coli und Salmonellen untersucht. Mit Hilfe von Satelliten-Aufnahmen konnten Karp und sein Team feststellen, wie viel natürliche Vegetation rund um die Felder im Laufe der Jahre entfernt wurde.
"Wir kamen zu dem erschreckenden Ergebnis, dass auf den Farmen, die viel Vegetation verloren hatten, die Konzentration von E.coli und Salmonellen im Laufe der Zeit sogar angestiegen war. Das Roden von naturnahen Ackerstreifen scheint demnach nicht nur nichts zu nützen, es scheint die Sache vielmehr noch schlimmer zu machen."
Roden wirkt kontraproduktiv
Nach Ansicht von Daniel Karp könnten bewachsene Ackerrandstreifen einen Teil der krankmachenden Bakterien aus dem Wasser im Boden herausfiltern und dort fixieren. Eine andere mögliche Erklärung: Entfernt man den Bewuchs auf den Streifen, können genau die Wildtiere leichter auf die Felder gelangen, die die Bakterien in sich tragen.
"Die wichtigste Schlussfolgerung aus meiner Studie ist, dass diese Maßnahme des Rodens natürlicher Ackerrandstreifen sofort gestoppt werden sollte. Denn sie trägt nicht dazu bei, das Gemüse für die Verbraucher sicherer zu machen. Im schlimmsten Fall kann sie die Gefahr für krankmachendes Gemüse noch erhöhen, wenn durch Rodungen die Filterfunktion der Ackerstreifen vermindert wird und mehr Pathogene auf's Feld kommen."