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Belfast Debate on Europe
Gegen mentale Grenzen

Die Konflikte in Nordirland könnten im Streit um den Brexit wieder aufflammen. Deshalb finden die "Debates on Europe" diesmal in Belfast statt. Sie versuchen seit zwölf Jahren gerade in Regionen, in denen die Grundidee Europas auf dem Spiel steht, intellektuelle Gegenpositionen zu beziehen

Carl Henrik Fredriksson im Gespräch mit Michael Köhler |
Eine Friedensmauer trennt katholische und protestantische Gemeinden in der nordirischen Hauptstadt Belfast, 25.1.2017
Eine Friedensmauer trennt katholische und protestantische Gemeinden in der nordirischen Hauptstadt Belfast (AFP / Paul Faith)
Angesichts des politischen Hin und Her um den Brexit wird das Problem der Grenze zwischen Nordirland und Irland wieder virulent. Bislang wurden die "Debates on Europe", Diskussionen über Europa, in Ost- und Südosteuropa gehalten, in diesem Jahr finden sie zum ersten Mal in Westeuropa statt, in der nordirischen Stadt Belfast.
War Nordirland doch ein Beispiel dafür, wie Glaubensstreit und Zugehörigkeitsfragen politisch gelöst werden können, könnten nun alte Ressentiments wieder aufbrechen, da der politische Rahmen für den Friedensprozess in Frage gestellt wird.
Die Gesprächsreihe: "Debates on Europe" wird von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der S. Fischer Stiftung in Zusammenarbeit mit jeweiligen Partnerorganisationen vor Ort veranstaltet. Der Kurator ist Carl Henrik Fredriksson. Er ist Übersetzer, Kritiker und ehemaliger Herausgeber von Eurozine, ein online erscheinender Verbund von Kulturmagazinen. Auf die Frage, warum genau diese Organisationen sich so um Europa bemühen, sagte Fredriksson:
"Die Deutschen sind die ersten, die erkannt haben, dass man als Europäer und vor allem als Deutscher, eine europäische Verantwortung hat und das gilt natürlich nicht nur für Politiker, sondern auch für aktive Bürger und die Intellektuellen haben da eine besondere Verantwortung."
Deutsche als verantwortliche Europäer
Großbritannien droht die EU am 31. Oktober ohne Ausstiegsvertrag zu verlassen. Die Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Region Nordirland ist der größte Streitpunkt zwischen der EU und der Regierung in London. Die Literatur kann möglicherweise nicht dazu beitragen, diesen Konflikt zu entschärfen, aber sie könne ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Grenzen nicht nur Linien in der Landschaft sind. Es sind Regionen, in den Menschen leben und wirklich ihren Alltag haben, meint Henrik Fredriksson:
"Das Gedicht des Schriftstellers Michael Longley: "Waffenstillstand", welches er 1994 in der Irish Times publizierte, hat viel dazu beigetragen, dass vier Jahre später das Karfreitagsabkommen getroffen wurden. Kunst und Literatur sprechen nicht nur geographische Grenzen an, sondern mentale Barrieren und Grenzen."
Durch die "Belfast Debate" sollen neue Sichtweisen auf eine regionale Diskussion und ein transnationaler Austausch zur Zukunft Europas ermöglicht werden.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.