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Der Bundesfreiwilligendienst ist sehr erfolgreich. 29.000 Bundesfreiwillige gibt es bereits und bis zum Sommer wird mit 60.000 Bewerbern gerechnet. Nicht jeder wird einen Platz bekommen, denn das Geld reicht gerade mal für etwas mehr als die Hälfte der Bewerber.

Von Philipp Banse |
    Keighley McFarland macht ihren Bundesfreiwilligendienst beim Bund für Umwelt und Naturschutz, genauer in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Gerade räumt sie Trillerpfeiffen und Transparente zurück ins Lager:

    "Ich mache gerade ein bisschen Nachbereitung von der großen Agrardemo "Wir haben es satt", die letztes Wochenende war. Ansonsten arbeite ich in der Verbandsorganisation und organisiere Veranstaltungen, Treffen und Versammlungen für den ganzen Verband. "

    Keighley McFarland ist amerikanische Staatsbürgerin und hat in den USA Umweltpolitik studiert. Für Deutschland hat sie jedoch keine Arbeitsgenehmigung. Da kam die Möglichkeit, im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes ein Jahr lang Erfahrungen in ihrem Fachbereich zu sammeln gerade recht.

    "Hauptsächlich ist es eine super Arbeitserfahrung. Ich habe noch nie ein richtiges Praktikum gemacht und deswegen ist es ein super Einblick in einen Umweltverband wie alles funktioniert, was es für Arbeit in der Branche gibt. Super Leute kennenlernen, die Arbeit kennenlernen. Es macht richtig Spaß."

    Das hat sich herumgesprochen: Der Bundesfreiwilligendienst ist erfolgreicher als viele lange dachten. Aktuell sind gut 29.000 Bundesfreiwillige unter Vertrag. Aber schon bis zum Sommer rechnen die Verbände mit 60.000 Bewerben - von denen viele jedoch keinen Platz bekommen werden. Denn Geld ist in diesem Jahr nur für 35.000 Plätze vorhanden ist, sagt der Sprecher des Familienministeriums:

    "Und die Möglichkeit, zusätzliche Gelder bereitzustellen, hat ausdrücklich nur der Deutsche Bundestag, weil es in diesem Etatbereich für ein Ministerium nicht die Möglichkeit der gegenseitigen Deckungsfähigkeit gibt, das heißt, das Haushaltsrecht verwehrt uns, dass wir als Ministerium unsererseits entscheiden, wir nehmen Gelder aus anderen Töpfen und leiten die um in den Bundesfreiwilligendienst. Das dürfen wir nicht. Wir sind an die vom Deutschen Bundestag vorgegeben 35.000 Plätze gebunden."

    Familienministerin Kristina Schröder, CDU, habe daher schon Kontakt zu Bundestagsabgeordneten aufgenommen. Zur Stunde beraten alle Beteiligten im Bundesfamilienministerium, wie die noch finanzierten Stellen im kommenden Jahr auf die einzelnen Verbände verteilt werden. Allein der BUND bekomme jeden Tag vier Bewerbungen, sagt Martina Löw, die im Bund für Umwelt und Naturschutz die Freiwilligen koordiniert. Dass der Bundesfreiwilligendienst nun doch ein Erfolg ist, überrascht Martina Löw aber nicht. Schon für das Freiwillige Soziale und Freiwillige Ökologische Jahr habe es stets mehr Bewerber als Stellen gegeben. Der Bundesfreiwilligendienst sei einfach mit der heißen Nadel gestrickt und anfangs nicht bekannt gewesen. Es habe daher einfach gedauert, bis die ganzen Interessenten sich orientierten und jetzt im System auftauchen.

    "Es war ein sehr chaotischer Jahrgang: Doppel-Abi-Jahrgang, Zivildienst fällt weg, Bundesfreiwilligendienst wird aufgebaut. Alles Faktoren, die zum Chaos beigetragen haben."

    Hinzu kommt: Weil auch Frauen und Senioren Bundesfreiwillige werden können, ist das Reservoir potenzieller Helfer viel größer als zu Zeiten des Zivildiensts. Zwar sind drei Viertel der Bundesfreiwilligen unter 26 Jahre alt. Aber ein Viertel ist eben auch älter, elf Prozent sind gar älter als 50 Jahre. Das Familienministerium rechnet vor: Zählt man Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen und Sozialen Jahr hinzu, stehen mit den Bundesfreiwilligen schon jetzt wieder so viele Helfer zur Verfügung wie zu Zeiten den Zivildienstes. Martina Löw vom Bund für Umwelt und Naturschutz sieht die Bundesfreiwilligen sogar auch als qualitative Verbesserung, weil mehr Zeit ist, um den Freiwilligen etwas beizubringen:

    "Dadurch dass der Zivildienst am Ende nur noch sechs Monate dauerte, war das nicht mehr interessant für Gruppen im ökologischen Bereich. Und damit hatten wir eigentlich keine Zivis mehr. Für uns ist das absolut eine Verbesserung."

    Auch die Freiwilligen müssen profitiere, sonst würden sie nicht die finanziellen Lasten ertragen. Keighley McFarland ist zwar gesetzlich sozialversichert, bekommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz aber nur ein Taschengeld von monatlich 500 Euro. Davon muss sie alles zahlen, auch die Miete:

    "Ich mache auch ab und zu ein bisschen Containern. Das ist so: Bei einem Bioladen neben mir schmeißen sie ganz, ganz viel Gemüse und Obst weg, das noch gut ist und die lassen Leute manchmal ein bisschen durchwühlen und nehmen, was sie können. Das hilft auch ein bisschen mit dem Budget."