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Bemerkenswerter Fund des Gaia-Satelliten
Das Sonnensystem wird schneller

Der ESA-Satellit Gaia befindet sich anderthalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt und vermisst von dort den Himmel. Er hat bereits die Position und Bewegung von rund zwei Milliarden Objekten präzise erfasst.

Von Dirk Lorenzen |
Die scheinbare Bewegung von 3000 Quasaren an unserem Himmel (die Pfeile geben die Richtung an) verrät die Beschleunigung unseres Sonnensystems.
Die scheinbare Bewegung von 3000 Quasaren an unserem Himmel (die Pfeile geben die Richtung an) verrät die Beschleunigung unseres Sonnensystems. (ESA/Gaia)
Gaia erstellt einen der größten Kataloge der Wissenschaftsgeschichte. Seine Daten werden die Astrophysik für Jahrzehnte prägen. Sie liefern eine Art 3D-Bild der Milchstraße.
Schon jetzt zeigt die Bewegung der Sterne, dass unsere Milchstraße einst mit einer Zwerggalaxie kollidiert ist. Die Große Magellansche Wolke, eine kleine Begleitgalaxie, hat ebenfalls eine Spiralform – auf den ersten Blick ist das nicht zu sehen, aber die Verteilung der Sterne verrät es.
Auch über das Sonnensystem hat Gaia etwas herausgefunden: Die minimale Verschiebung der Positionen von Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienkernen belegt, dass unser Sonnensystem ganz langsam an Tempo gewinnt.
Das Weltraumteleskop Gaia im All (Animation)
Das Weltraumteleskop Gaia im All (Animation) (ESA)
Rund 200 Millionen Jahre braucht die Sonne mit ihren Planeten für eine Runde um das Zentrum der Milchstraße. Dabei eiert sie etwas hin und her und nach oben und unten, je nachdem welche Kräfte auf das Sonnensystem einwirken.
Im Moment nehmen Sonne und Planeten etwas Fahrt auf. Pro Jahr legen wir 115 Kilometer mehr zurück als im Jahr zuvor.
Zur Einordnung: Unser Sonnensystem bewegt sich pro Jahr um etwa sieben Milliarden Kilometer – doch Jahr für Jahr werden es 115 Kilometer mehr. Bisher war das eine theoretische Spielerei, nun ist es eine hochpräzise Messung des Astrometrie-Satelliten Gaia.