Britta Fecke: Viele Verbraucher essen täglich Fleisch, und das stammt zumeist von Tieren aus der Massenhaltung. Damit die Puten, Hühner oder Schweine dem physischen und psychischen Stress in den Mastställen standhalten und nicht schon vor dem Schlachttermin tot umfallen, werden in der industriellen Landwirtschaft Antibiotika in hohen Mengen eingesetzt – allerdings nicht nur, um Krankheitskeime zu bekämpfen, sondern auch, um das Wachstum der Tiere zu beschleunigen. Und obwohl die Gabe von Antibiotika als Leistungsförderer seit 2006 EU-weit verboten ist, ist die Menge der eingesetzten Antibiotika weiter gestiegen. Allein im letzten Jahr wurden mehr als 1700 Tonnen Antibiotika in der Massentierhaltung eingesetzt. Die Probleme, die mit den tierquälerischen Haltungsmethoden einhergehen, reichen aber weit über die Mastanlagen hinaus. Multiresistente Keime, entstanden durch den hohen Einsatz, töten auch Menschen, wie bei der letzten Ehec-Epidemie. Den Ursprung der Keime vermuten Experten in den Ställen der Mastanlagen. Auch deshalb fordern Umweltschützer und Wissenschaftler, die Menge des Antibiotikaeinsatzes drastisch zu reduzieren. Heute diskutiert der Bundesrat die Novelle des Arzneimittelgesetzes. – Ich bin jetzt verbunden mit Reinhild Benning, Agrarexpertin beim BUND. Frau Benning, 1700 Tonnen Antibiotika allein im letzten Jahr – in welchen Fällen werden die Antibiotika im Tierstall denn eingesetzt?
Reinhild Benning: Guten Tag, Frau Fecke. – Die Antibiotika werden in der intensiven Tierhaltung regulär eingesetzt, und zwar einfach deshalb, weil die Haltungsbedingungen für die Tiere so schlecht sind, dass zahlreiche Tiere erkranken. Wenn man dann noch die Enge der Haltung betrachtet, etwa in der Hähnchenmast sind es bis zu 23, 24 Tiere auf einem Quadratmeter, so ist klar, dass sich Krankheitserreger von Tier zu Tier leichterdings übertragen. Daher muss wenn, dann der ganze Bestand behandelt werden, und der ist in der Regel 40.000 Masthähnchen umfassend. Daher die gewaltige Menge Antibiotika, die in dieser industriellen Fleischerzeugung eingesetzt wird.
Fecke: Das Arzneimittelgesetz wurde schon geändert. Kernpunkt ist die Reduzierung der Antibiotikaeingabe durch die Einrichtung einer Datenbank, also zur Überwachung der Menge. Reicht das aus?
Benning: Die Datenbank ist richtig und wichtig, um die Antibiotikavergabe besser im Blick zu haben. Doch Landwirte und Tierärzte müssen schon jetzt in den Stallbüchern und in den Tierarztbüchern dokumentieren, wie viel Antibiotika sie genau bei welchen Tieren einsetzen. Diese Daten, die heute schon erfasst werden, gilt es, einfach in eine digitale Datenbank zu überführen und Behörden zugänglich zu machen, damit die Behörden dann schnell reagieren können bei Betrieben, die besonders viel Antibiotika einsetzen, oder einen auffälligen Umgang damit haben. Das ist aber leider nicht Gegenstand des Gesetzes, das heute verhandelt wird im Bundesrat, sondern die Frau Aigner und das Kabinett haben einen Vorschlag gemacht, nach dem erfasst werden soll in dieser Datenbank, wie oft ein Landwirt Antibiotika einsetzt, und nicht, welche Dosis. Dieses Defizit muss dringend noch nachgebessert werden und wir sind sehr froh, dass viele Bundesländer hier auch unserer Empfehlung gefolgt sind und Vorschläge für eine Überarbeitung der Datenbank machen.
Fecke: Muss man nicht gleich die Frage nach Huhn und Ei stellen, nämlich die Frage danach, ob die Haltungsbedingungen komplett überdacht werden müssen, denn wären sie anders, müssten nicht so viele Antibiotika gegeben werden?
Benning: Das ist richtig, denn nur, wenn wir das System der industriellen Tierhaltung auch verändern, werden wir Erfolg haben bei der Senkung im Antibiotikaeinsatz, denn solange die Haltungsbedingungen wie beschrieben sind, so hat etwa ein Schwein nur die Grundfläche von 0,65 Quadratmeter, das heißt, ein guter halber Quadratmeter pro ausgewachsenes Mastschwein steht hier zur Verfügung und dann stehen die Tiere dicht auf dicht in ihrem eigenen Kot, das alles sind Bedingungen, unter denen Tiere häufig krank werden und solange brauche ich auch Antibiotika in der Mast, mit all den Risiken, die damit für Patienten und Verbraucher verbunden sind. Und daher Änderung des Systems, daran geht kein Weg vorbei.
Fecke: Vielen Dank für diese Einschätzung – Reinhild Benning war das, Agrarexpertin beim BUND.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Reinhild Benning: Guten Tag, Frau Fecke. – Die Antibiotika werden in der intensiven Tierhaltung regulär eingesetzt, und zwar einfach deshalb, weil die Haltungsbedingungen für die Tiere so schlecht sind, dass zahlreiche Tiere erkranken. Wenn man dann noch die Enge der Haltung betrachtet, etwa in der Hähnchenmast sind es bis zu 23, 24 Tiere auf einem Quadratmeter, so ist klar, dass sich Krankheitserreger von Tier zu Tier leichterdings übertragen. Daher muss wenn, dann der ganze Bestand behandelt werden, und der ist in der Regel 40.000 Masthähnchen umfassend. Daher die gewaltige Menge Antibiotika, die in dieser industriellen Fleischerzeugung eingesetzt wird.
Fecke: Das Arzneimittelgesetz wurde schon geändert. Kernpunkt ist die Reduzierung der Antibiotikaeingabe durch die Einrichtung einer Datenbank, also zur Überwachung der Menge. Reicht das aus?
Benning: Die Datenbank ist richtig und wichtig, um die Antibiotikavergabe besser im Blick zu haben. Doch Landwirte und Tierärzte müssen schon jetzt in den Stallbüchern und in den Tierarztbüchern dokumentieren, wie viel Antibiotika sie genau bei welchen Tieren einsetzen. Diese Daten, die heute schon erfasst werden, gilt es, einfach in eine digitale Datenbank zu überführen und Behörden zugänglich zu machen, damit die Behörden dann schnell reagieren können bei Betrieben, die besonders viel Antibiotika einsetzen, oder einen auffälligen Umgang damit haben. Das ist aber leider nicht Gegenstand des Gesetzes, das heute verhandelt wird im Bundesrat, sondern die Frau Aigner und das Kabinett haben einen Vorschlag gemacht, nach dem erfasst werden soll in dieser Datenbank, wie oft ein Landwirt Antibiotika einsetzt, und nicht, welche Dosis. Dieses Defizit muss dringend noch nachgebessert werden und wir sind sehr froh, dass viele Bundesländer hier auch unserer Empfehlung gefolgt sind und Vorschläge für eine Überarbeitung der Datenbank machen.
Fecke: Muss man nicht gleich die Frage nach Huhn und Ei stellen, nämlich die Frage danach, ob die Haltungsbedingungen komplett überdacht werden müssen, denn wären sie anders, müssten nicht so viele Antibiotika gegeben werden?
Benning: Das ist richtig, denn nur, wenn wir das System der industriellen Tierhaltung auch verändern, werden wir Erfolg haben bei der Senkung im Antibiotikaeinsatz, denn solange die Haltungsbedingungen wie beschrieben sind, so hat etwa ein Schwein nur die Grundfläche von 0,65 Quadratmeter, das heißt, ein guter halber Quadratmeter pro ausgewachsenes Mastschwein steht hier zur Verfügung und dann stehen die Tiere dicht auf dicht in ihrem eigenen Kot, das alles sind Bedingungen, unter denen Tiere häufig krank werden und solange brauche ich auch Antibiotika in der Mast, mit all den Risiken, die damit für Patienten und Verbraucher verbunden sind. Und daher Änderung des Systems, daran geht kein Weg vorbei.
Fecke: Vielen Dank für diese Einschätzung – Reinhild Benning war das, Agrarexpertin beim BUND.
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