Das Molekül dieser Woche heißt Benzpyren. Oder Benzo(a)pyren, um wissenschaftlich exakt zu sein. Der zyklische, aus mehreren Ringen bestehende Kohlenwasserstoff ist das Produkt unvollständiger Verbrennungen. Spuren davon nehmen wir auf mit Autoabgasen und Zigarettenrauch, aber auch, wenn wir Fleisch übermäßig grillen. Die hässliche Eigenschaft von Benzpyren. Es ist krebserregend.
Zuletzt geriet der Schadstoff zum Hauptdarsteller in einem wahren Historien-Krimi. Darin geht es um einen ungeklärten Todesfall im alten Ägypten ...
"Ich kratze die Substanz mit dem Löffel ab."
Ein OP-Saal in der Hals-Nasen- und Ohrenklinik der Universität Bonn. Der Chefarzt, Friedrich Bootz, operiert selbst.
"Das sind scharfe Löffel! Mit denen kann man ja auch Knochen abtragen. Deswegen geh' ich behutsam vor."
Auf dem OP-Tisch liegt diesmal kein Patient, sondern: ein schlanker, gut 20 Zentimeter großer Flakon aus Lehm. Er enthält Reste einer eingetrockneten Flüssigkeit ...
"Das ist so 'ne sandige Struktur, die an der Wand festhaftet."
Das gute Stück ist ein Exponat aus dem Ägyptischen Museum in Bonn. Einst gehörte es der Pharaonin Hatschepsut.
Rund 3.500 Jahre später könnte jetzt das Geheimnis um den Tod der legendären Herrscherin gelüftet sein, die, wie man glaubt, mit knapp 40 an Krebs starb: Womöglich vergiftete sich Hatschepsut unwissentlich mit Benzpyren.
Die Arbeitsgruppe des Bonner Pharmazeuten Helmut Wiedenfeld fand das Krebsgift nämlich in der antiken Fiole - und war ziemlich baff. Ägyptologen und Analytiker hatten etwas anderes erwartet:
"Die Idee war, das müsste wohl ein Parfüm sein."
Doch diese Arbeitshypothese war schnell vom Tisch, als die Forscher die Erdkrümel aus dem Flakon der Pharaonin aufarbeiteten:
"Wir kriegten dann einen öligen Rückstand, ein Öl."
In den paar Milligramm Probe fanden sich Fettsäure-Ester, die unter anderem für Palm- und Muskatöl typisch sind. Also doch eher eine Körperpflegelotion?
"Und dann kommt das Spannende: Auf einmal kam ein Mitarbeiter: Wir finden Teer! Und dann kamen die typischen Teerstoffe zunächst, Carbazole, Imidazole. Und dann kam, wie soll ich sagen, der ganz unangenehme Teil: Diese Masse, die da drin war, enthielt das krebsauslösende Benzpyren."
Kein Parfum! Keine Pflegelotion! Jetzt schien es dem Bonner Pharmazeuten, als benutzte die Pharaonin teerhaltige Naturmedizin ...
"Teer wurde bis in die Mitte der 80er Jahre auch bei uns zur Behandlung verschiedener Hautkrankheiten benutzt. Und erst, als man eben fand, dass da diese krebserzeugende Substanz drin ist, wurde der ausgeschlossen aus dem Arzneimittelschatz, der Teer."
Mit dem fatalen Befund Benzpyren wandte sich Helmut Wiedenfeld wieder an die Ägyptologen:
"Und dann fiel ich aus allen Wolken. Die Familie hatte eine bestimmte Hautkrankheit, wahrscheinlich Psoriasis."
Also Schuppenflechte. Und die könnte Hatschepsut mit einer Teercreme behandelt haben, von der die Monarchin natürlich nicht wissen konnte, dass sie das kanzerogene, also krebserregende Benzpyren enthielt:
"Diese Stoffe, über die Haut penetrieren die nur in sehr geringem Umfang. Aber über eine verletzte Haut, eine kranke Haut, penetrieren sie in einem weitaus größeren Maßstab, das heißt, hier ist ein kanzerogenes Risiko unbedingt gegeben."
Benzpyren - womöglich wurde der Pharaonin dieses Molekül zum Verhängnis, verborgen in ihrer Hautmedizin:
"Und dann kann man also sagen: Von dem Parfüm, das keines war, kommt man dann zu einem Heilmittel, womit sie sich möglicherweise zu Tode gecremt hat."
Zuletzt geriet der Schadstoff zum Hauptdarsteller in einem wahren Historien-Krimi. Darin geht es um einen ungeklärten Todesfall im alten Ägypten ...
"Ich kratze die Substanz mit dem Löffel ab."
Ein OP-Saal in der Hals-Nasen- und Ohrenklinik der Universität Bonn. Der Chefarzt, Friedrich Bootz, operiert selbst.
"Das sind scharfe Löffel! Mit denen kann man ja auch Knochen abtragen. Deswegen geh' ich behutsam vor."
Auf dem OP-Tisch liegt diesmal kein Patient, sondern: ein schlanker, gut 20 Zentimeter großer Flakon aus Lehm. Er enthält Reste einer eingetrockneten Flüssigkeit ...
"Das ist so 'ne sandige Struktur, die an der Wand festhaftet."
Das gute Stück ist ein Exponat aus dem Ägyptischen Museum in Bonn. Einst gehörte es der Pharaonin Hatschepsut.
Rund 3.500 Jahre später könnte jetzt das Geheimnis um den Tod der legendären Herrscherin gelüftet sein, die, wie man glaubt, mit knapp 40 an Krebs starb: Womöglich vergiftete sich Hatschepsut unwissentlich mit Benzpyren.
Die Arbeitsgruppe des Bonner Pharmazeuten Helmut Wiedenfeld fand das Krebsgift nämlich in der antiken Fiole - und war ziemlich baff. Ägyptologen und Analytiker hatten etwas anderes erwartet:
"Die Idee war, das müsste wohl ein Parfüm sein."
Doch diese Arbeitshypothese war schnell vom Tisch, als die Forscher die Erdkrümel aus dem Flakon der Pharaonin aufarbeiteten:
"Wir kriegten dann einen öligen Rückstand, ein Öl."
In den paar Milligramm Probe fanden sich Fettsäure-Ester, die unter anderem für Palm- und Muskatöl typisch sind. Also doch eher eine Körperpflegelotion?
"Und dann kommt das Spannende: Auf einmal kam ein Mitarbeiter: Wir finden Teer! Und dann kamen die typischen Teerstoffe zunächst, Carbazole, Imidazole. Und dann kam, wie soll ich sagen, der ganz unangenehme Teil: Diese Masse, die da drin war, enthielt das krebsauslösende Benzpyren."
Kein Parfum! Keine Pflegelotion! Jetzt schien es dem Bonner Pharmazeuten, als benutzte die Pharaonin teerhaltige Naturmedizin ...
"Teer wurde bis in die Mitte der 80er Jahre auch bei uns zur Behandlung verschiedener Hautkrankheiten benutzt. Und erst, als man eben fand, dass da diese krebserzeugende Substanz drin ist, wurde der ausgeschlossen aus dem Arzneimittelschatz, der Teer."
Mit dem fatalen Befund Benzpyren wandte sich Helmut Wiedenfeld wieder an die Ägyptologen:
"Und dann fiel ich aus allen Wolken. Die Familie hatte eine bestimmte Hautkrankheit, wahrscheinlich Psoriasis."
Also Schuppenflechte. Und die könnte Hatschepsut mit einer Teercreme behandelt haben, von der die Monarchin natürlich nicht wissen konnte, dass sie das kanzerogene, also krebserregende Benzpyren enthielt:
"Diese Stoffe, über die Haut penetrieren die nur in sehr geringem Umfang. Aber über eine verletzte Haut, eine kranke Haut, penetrieren sie in einem weitaus größeren Maßstab, das heißt, hier ist ein kanzerogenes Risiko unbedingt gegeben."
Benzpyren - womöglich wurde der Pharaonin dieses Molekül zum Verhängnis, verborgen in ihrer Hautmedizin:
"Und dann kann man also sagen: Von dem Parfüm, das keines war, kommt man dann zu einem Heilmittel, womit sie sich möglicherweise zu Tode gecremt hat."