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Bergen des Atommülls aus der Asse verzögert sich weiter

Dass das marode Atommülllager Asse in Niedersachsen geräumt werden soll, ist seit anderthalb Jahren beschlossen, aber trotzdem geht es nur schleppend voran. Schuld sind strenge Genehmigungsauflagen - manch ein Bürger vermutet dahinter System.

Von Susanne Schrammar |
    Eigentlich sollten sich die Bohrer auf der 750-Meter-Sohle der Schachtanlage Asse schon längst ihren Weg durch die Salzmauern von Kammer Sieben gefressen haben. Die Experten vom Bundesamt für Strahlenschutz wollen durch die Bohrungen Erkenntnisse gewinnen, in welchem Zustand sich die dort eingelagerten Fässer mit radioaktivem Abfall befinden. Erst dann können Strahlenschützer beurteilen, wie und wann der Atommüll herausgeholt wird. Doch obwohl Bohranlage, Messcontainer und Kontaminationsschleusen in der Asse längst startklar sind, bleiben Kammer Sieben und Kammer Zwölf, die folgen sollen, weiterhin unberührt. Der Grund: Die Genehmigungsauflagen des niedersächsischen Umweltministeriums schieben den immer wieder verzögerten Beginn der Arbeiten noch einmal hinaus. Anja Schulte-Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz.

    "Eine Auflage schreibt vor, dass für den Fall eines Brandes in der Einlagerungskammer Stickstoff vorgehalten werden muss, um diesen Brand zu löschen, also es ist genau vorgeschrieben, dass mit Stickstoff gelöscht werden muss. Die Bereitstellung dieses Stickstoffs per LKW ist im Moment nicht zu gewährleisten, weil's kein Unternehmen gibt, das diese Anforderungen erfüllen kann."

    Jetzt muss auf dem Gelände des Bergwerks eine eigene Anlage installiert werden, die Stickstoff aus der Luft gewinnt, um die Brandschutzauflage zu erfüllen. Und dafür braucht es wiederum ein aufwendiges Genehmigungsverfahren. Dabei drängt die Zeit. Zwar scheint gesichert, dass die einsturzgefährdete Bergwerksgrube bis 2020 standfest ist. Doch niemand kann sagen, ob das Wasser, das täglich in den Schacht eindringt, nicht schon bald dafür sorgt, dass das Atommülllager absäuft. Die Geduld der Anwohner ist schon jetzt reichlich strapaziert, drei Jahre sollte die sogenannte Faktenerhebung ursprünglich dauern, sagt Heike Wiegel von der Asse-Begleitgruppe, jetzt sind schon zwei davon rum.

    "Die Frage ist eben: Wie lange soll sich das überhaupt noch hinziehen? Manchmal habe ich den Eindruck, man verliert in den verschiedenen Behörden und Ministerien den Sinn dafür, wann etwas wirklich zeitmäßig flott und intensiv behandelt werden muss und wann nicht! Die Asse ist ein Notfall und dann kann man nicht sagen, wir warten mal ab."

    32 Auflagen hat das niedersächsische Umweltministerium im Genehmigungsverfahren erteilt. Diese, kritisiert Heike Wiegel von der Bürgerinitiative, seien so hoch, dass sie kaum erfüllbar scheinen. Arbeiten die Behörden hier extrem penibel, um in der Asse kein zweites Desaster zu erleben oder wird möglicherweise auf Zeit gespielt, um die geplante Rückholung der 126.000 Fässer vielleicht doch noch zu verhindern? Seit bekannt wurde, dass Berater des Bundesumweltministers es nicht für machbar halten, den Atommüll zu bergen und die Grube stattdessen lieber verfüllen würden, wächst die Angst der Asse-Anwohner.

    "Jedes Gebinde, jedes Fass, jedes bisschen Atommüll, der da rausgeholt wird, der wird auch ein Stück weit mehr Sicherheit bieten."

    Auch die Opposition im niedersächsischen Landtag fordert eine zügigere Faktenerhebung: Die Grünen fürchten, dass die Rückholung durch ZITAT "konstruierte Auflagen sabotiert" werden könne. CDU und FDP hingegen loben das gründliche und vorsichtige Vorgehen der Genehmigungsbehörde. Björn Försterling, Asse-Experte der FDP-Landtagsfraktion, sieht eher im strengen Atomrecht, das für die Asse gilt, die Bremse. Wichtig sei deshalb auszuloten, welche juristischen Spielräume es gebe, um das Verfahren zu beschleunigen. Försterling ermahnt jedoch die beteiligten Behörden, stärker an einem Strang zu ziehen.

    "Ich habe das Gefühl, dass wir zwischen dem Bundesamt für Strahlenschutz, dem Bundesumweltministerium und dem niedersächsischen Umweltministerium immer ein kleines politisches Rankespiel haben. Es gibt ein Ziel, das ist derzeit die Rückholung und da dürfen politische Farben keine Rolle spielen, sondern das Ziel muss im Mittelpunkt stehen."