Trotz aller Fortschritte in der Medizin, Krebs bleibt als Krankheit die zweithäufigste Todesursache in Deutschland, nach Kreislauferkrankungen. Darauf wies Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, CDU, bei der Vorstellung des ersten "Berichts zum Krebsgeschehen in Deutschland" noch einmal hin.
Die Krankheit löse nach einer Umfrage der Techniker Krankenkasse große Ängste aus, so Gröhe: "70 Prozent der Befragten gaben an, dass Krebs die Krankheit wäre, vor der sie die meiste Angst hätten."
Bericht führt Daten aller Bundesländer zusammen
Der nun vorliegende Krebsbericht ist eine erste nationale Bestandsaufnahme und soll vor allem Transparenz schaffen, sowie der Politik die richtigen Ansatzpunkte zeigen:
"Deshalb ist es dringend notwendig, die Krankheit noch besser zu verstehen. Und eine gute und umfassende Versorgung sicherzustellen. Am besten Krebs besser heilen zu können."
Der Bericht führt die bereits seit 2009 gesammelten Daten der Bundesländer zusammen und wird alle fünf Jahre aktualisiert.
2013 starben 223.000 Menschen an Krebs
Der erste Überblick zeigt, dass es beim Thema Krebs in Deutschland viel Licht und viel Schatten gibt. So hat sich die Zahl der Krebs-Neuerkrankungen in Deutschland seit 1970 fast verdoppelt. 2013 erkrankten über 480.000 Menschen an bösartigen Tumoren. Im gleichen Jahr starben knapp 223 000 Menschen an den Folgen von Krebs.
Diese Steigerung der Neu-Erkrankungen resultiert auch aus der älter werdenden Gesellschaft. Bei vielen Krebsarten steige das Risiko im Alter. Auf der anderen Seite leben Betroffene nach einer Diagnose heute deutlich länger als noch vor zehn Jahren, wie Gröhe in Berlin bilanzierte. Zudem gehen Krebsarten zurück, die nicht altersbedingt sind: Wie der Lungenkrebs bei Männern. Das liege an der sinkenden Zahl der Raucher.
Brustkrebs kommt in Ostdeutschland seltener vor
In dem Bericht werden auch regionale Unterschiede sichtbar: So ist die Sterblichkeit nach Krebs in Baden-Württemberg am niedrigsten. Als Gründe gelten eine gute Versorgung sowie gesunde Lebensführung. In Ostdeutschland dagegen gebe es vergleichsweise weniger Fälle von Brustkrebs bei Frauen. Hier würden mehr und früher Kinder geboren, was die Krankheit hemme.
Das Robert-Koch-Institut (RKI), das den Bericht im Auftrag des Gesundheitsministeriums erstellt hat, findet die Datensammlung wichtig.
RKI-Präsident Lothar Wiehler: "Eine intelligente Nutzung, der uns zur Verfügung stehenden Daten kann helfen, die richtigen Stellschrauben zu finden, um auch in der Krebsmedizin, die vielfach als das Paradebeispiel für moderne Hochleistungsmedizin gilt, noch Verbesserungen einzuleiten."
Krebs werde in absehbarer Zeit unheilbar bleiben. Deswegen sei die Vorsorge enorm wichtig. "Prävention wirkt, auch wenn das bei Krebserkrankungen naturgemäß erst langfristig sichtbar wird. Umso wichtiger ist, dass sie umsichtig koordiniert wird."
Das gelte für die Schaffung eines Arbeitsumfeldes, das Krebs nicht begünstige, wie das Rauchverbot in Gaststätten. Die Gesundheitspolitiker müssten die Bürger zu einer gesunden Lebensführung anhalten: weniger Zigaretten, weniger Alkohol. Denn sie lösen 20 Prozent aller Krebserkrankungen in Deutschland aus.
Ein Drittel aller Krebserkrankungen sind vermeidbar
Bei Jugendlichen hätten Anti-Tabak-Kampagnen schon Erfolge gezeigt. Zur Not müsste es Werbeverbote oder Warnhinweise geben, so RKI-Präsident Wiehler. Denn, darauf wies Wiehler noch einmal hin, ein Drittel aller Krebserkrankungen sei vermeidbar. Dieses Wissen schaffe Handlungsdruck. Bei allen Beteiligten. Benennen, sichtbar machen. Auch das sind wichtige Funktionen des ersten nationalen Krebs-Berichts.