Eine Botschaft der Hoffnung macht Lucy Graham von Amnesty International im neuen Bericht zur Todesstrafe aus. Wir sehen, sagt Graham, wie die Todesstrafe ihrem Ende entgegengeht. Rund 1.000 Hinrichtungen hat Amnesty im vergangenen Jahr gezählt, ungefähr so viele wie 2016, die genaue Zahl ist geringfügig gesunken.
Ganz erheblich gesunken ist dagegen die Zahl der Todesurteile: von mehr als 3.100 vor zwei Jahren auf knapp 2.600 im Jahr 2017. Grund dafür sei intensive politische Überzeugungsarbeit, sagt Amnesty, aber auch zum Beispiel die Erkenntnis, dass sich mit der Todesstrafe nicht die Kriminalität bekämpfen lässt. In Asien, sagt Lucy Graham, gebe es immer noch Todesurteile wegen Drogenkriminalität, aber das Problem sei deswegen dort nicht geringer geworden als irgendwo anders auf der Welt.
"Bei der Drogenkriminalität gibt es zum Beispiel in Asien immer noch Todesurteile, aber die Drogenkriminalität ist in Asien nicht besser als woanders auf der Welt."
Großteil der Hinrichtungen im Iran
Die meisten Hinrichtungen weltweit wurden im Iran gezählt, mehr als 500 innerhalb des vergangenen Jahres. Der Iran, Saudi-Arabien, der Irak und Pakistan: In diesen vier Ländern finden mehr als 80 Prozent aller Hinrichtungen statt, die von Amnesty registriert werden. In Europa werden nur noch in Weißrussland Menschen hingerichtet. Ein wichtiges Land geht allerdings gar nicht in das Zählregister ein: China.
"Was China angeht, sind wir sehr besorgt. Da sind im vergangenen Jahr tausende Menschen hingerichtet worden. Die genauen Zahlen kennen wir nicht, die sind Staatsgeheimnis. Wir verlangen zumindest mehr Klarheit. Wer die Todesstrafe anwendet, sollte auch dafür einstehen und klar sagen, was er tut."
Rund 22.000 Menschen sitzen zur Zeit weltweit in den Todeszellen. Lucy Graham hat aber die Hoffnung, dass viele der Urteile nicht mehr vollstreckt werden. Immer mehr Länder, sagt sie, verzichten darauf oder schaffen sogar die Todesstrafe ganz ab, das sei ein allgemeiner Trend.
"Ich glaube, in die Frage der Todesstrafe ist weltweit Bewegung gekommen. In vielen Ländern haben ganz akute Krisen dazu geführt, dass der Wert des Lebens an sich wieder höher gehalten wird. Die Ebola-Krise ist so ein Beispiel dafür. Viele Regierungen sagen sich inzwischen: Es gibt schon so viel tödliche Bedrohungen in der Welt – warum soll der Staat da auch noch Menschen töten, die er gar nicht töten muss."
Guinea und Mongolei schaffen Todesstrafe ab
In zwei Staaten wurde die Todesstrafe im vergangenen Jahr abgeschafft, nämlich in Guinea und der Mongolei. Damit verzichten 142 Staaten darauf, doppelt so viele wie noch vor 30 Jahren.