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Bericht von Human Rights Watch
Gewalt und Missbrauch im japanischen Sport

Schläge, Ohrfeigen, Beschimpfungen: Verbaler, körperlicher und auch sexueller Missbrauch von Kindern und jungen Athleten sind im japanischen Sport offenbar keine Seltenheit. Das prangert ein Bericht von Human Rights Watch an.

Von Maximilian Rieger |
Junge Judokas mit verschiedenen Gürteln
Human Rights Watch: Missbrauch im japanischen Sport ein Problem (AFP / Yasuyoshi CHIBA)
Körperliche und verbale Gewalt gegenüber Kindern und jungen Erwachsenen sind im japanischen Sport weit verbreitet. Das ist die Kernaussage eines Reports von Human Rights Watch. In einer nicht-repräsentativen Online-Umfrage hat knapp ein Fünftel von fast 400 Befragten angegeben, dass sie geschlagen oder getreten worden sind. Die Befragten waren 24 Jahre alt oder jünger.
Kaum Konsequenzen - "Kultur der Straflosigkeit"
Untermauert werden diese Ergebnisse durch mehr als 50 Interviews mit Athletinnen und Athleten, die Human Rights Watch geführt hat. Betroffene berichten darin, dass Trainerinnen und Trainer, die Gewalt anwenden, praktisch keine Konsequenzen fürchten müssten, es herrsche eine "Kultur der Straflosigkeit".
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Regierung und Verbände haben Reformen angestoßen
Die japanische Regierung und einige Sportverbände haben zwar in den vergangenen Jahren Reformen angestoßen. Die Nicht-Regierungsorganisation kritisiert aber, dass die neuen Vorschriften rechtlich nicht bindend seien und ihre Effektivität dadurch in Frage gestellt werde.
Unklar wie viele Missbrauchsfälle untersucht werden
Zudem gebe es keine öffentlichen Daten darüber, wie viele Missbrauchsfälle untersucht werden. Einige Sportverbände hätten gar kein Meldesystem, bei anderen könnten Kinder nur per Mail oder Fax Missbrauch melden.