Die Nachforschungen vom März deckten unvorstellbares Leid zahlloser wehrloser Zivilisten auf, sagte Michelle Kagari, AI-Vizedirektorin für Afrika. Ein Überlebender schilderte ein Massaker in der Hauptstadt Juba. Er sei dort mit 300 Männern in einer Kaserne eingepfercht gewesen. „Es war heiß und wir hatten kein Wasser, als wir das Fenster öffneten, um Luft zu bekommen, feuerten Soldaten von den Fenstern in den Raum", sagte der Mann. Viele Menschen seien getötet worden: „Die Überlebenden lagen zwischen den Toten und stellten sich tot, die Soldaten schossen auf alles, was sich bewegte, wir waren zwölf Überlebende."
Eine Frau beschrieb, wie ihre zehnjährige Schwägerin in Gandor von zehn Männern vergewaltigt wurde. Eine weitere Zeugin beschrieb, wie sie trotz Schwangerschaft von neun Soldaten vergewaltigt wurde und ihr Kind verlor. Sieben Frauen, die sich gewehrt hätten, seien mit Holzlatten missbraucht worden und gestorben. Amnesty-Mitarbeiter hatten hundert Augenzeugen sowie Behördenvertreter, Mitglieder der Sicherheitskräfte von Präsident Salva Kiir und der Rebellen von Ex-Vizepräsident Riek Machar befragt.
Es droht eine Hungersnot
Durch die anhaltende Gewalt drohe dem Südsudan eine Hungersnot, weil Flüchtlinge nicht zum Säen auf ihr Land zurückkehrten, warnte AI. Die Versorgung der Vertriebenen mit Lebensmitteln und Medikamenten werde absichtlich verhindert. Bei Angriffen auf Hilfsorganisationen in verschiedenen Regionen seien schon mindestens drei Mitarbeiter getötet worden, hieß es.
Amnesty fordert die UNO in ihrem Bericht auf, die Mission für den Südsudan (UNMISS) zu erweitern. Diese solle sich auf den Schutz der Bevölkerung, Ermittlungen zu Menschenrechtsverletzungen und die Versorgung der Notleidenden konzentrieren.
Der Südsudan ist seit Mitte 2011 unabhängig vom Sudan. Ein seit langem schwelender Machtkampf zwischen Präsident Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Machar eskalierte im vergangenen Dezember. Kiir gehört der Volksgruppe der Dinka an, Machar derjenigen der Nuer.