Jugendschutz.net, ein gemeinsames Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, hat am Dienstag seinen Lagebericht "Islamismus im Netz 2018" vorgestellt. Die Kernaussagen: Islamistische Propaganda bleibt in den sozialen Netzwerken weit verbreitet. Fortschritte gibt es aber bei der Löschung strafbarer Inhalte.
Hier finden Sie die wichtigsten Fragen zu dem Themenkomplex:
Wie erreichen Islamisten ihre gewünschte Zielgruppe im Netz?
Kinder und Jugendliche werden passgenau zu ihrem Medienkonsum und zu ihren Seh- und Nutzungsgewohnheiten angesprochen. Dies geschieht vor allem auf den beliebten Social-Media- und Messenger-Diensten, wie YouTube, Instagram oder WhatsApp. Hier finden sich jede Menge von islamistischer Propaganda. Mit Bildern und Videos wird dabei der Dschihad glorifiziert und als Lifestyle in Szene gesetzt.
Wie kommen Islamisten mit den Jugendlichen direkt in Kontakt?
Ziel ist es, mit vielen Social-Media-Angeboten auch junge User zu erreichen, die bislang noch überhaupt keine Berührung mit Extremisten hatten. Damit die Propaganda möglichst breit gestreut wird, greifen islamistische Akteure gezielt aktuelle Debatten auf, wie im Sommer 2018 die Rassismus-Debatte um den Rücktritt des ehemaligen deutschen Fußball-Nationalspielers Mesut Özil.
Durch das direkte Anknüpfen und Hineinfühlen in die Lebenswelten junger Menschen soll ein einfacher Zugang zur extremistischen Weltanschauung hergestellt werden. Eine "coole" Gestaltung und provokante Aussagen sollen zum Teilen oder Liken animieren. Häufig zu finden sind Anleihen aus bekannten Comics, Filmen und Computerspielen.
Welche Rollen spielen dabei Verschwörungstheorien?
Islamistische Anschläge und Attentate werden immer wieder genutzt, um Verschwörungstheorien zu verbreiten. Nachdem der Attentäter von Straßburg, ein mutmaßlicher IS-Sympathisant, bei einem Schusswechsel mit französischen Sicherheitsbeamten getötet wurde, nutzten verschiedene islamistische Akteure die Vorfälle, um über Social-Media-Kanäle ihre Verschwörungstheorien zu verbreiten.
Solche Botschaften werden besonders gerne geteilt und kommentiert. Auf Jugendliche üben Verschwörungstheorien deswegen einen besonderen Reiz aus. Außerdem werden Verschwörungstheorien genutzt, um Misstrauen gegen den Rechtsstaat zu schüren.
Welche Maßnahmen gegen islamistische Angebote im Internet helfen?
Provider und Plattformbetreiber müssen aufgefordert werden, Inhalte die gegen gesetzliche Regelungen verstoßen, schnell zu löschen. Damit ist man auch mittlerweile sehr erfolgreich. Bei allen großen Plattformbetreibern hat sich die Löschquote erhöht. Erfreulicherweise hat sich auch die Propaganda des sogenannten "Islamische Staats" durch den Niedergang der Terrororganisation erheblich reduziert.