Im April 2018 hat es im Syrien-Krieg einen Angriff mit Giftgas gegeben. Dabei wurden in Duma, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, der von Rebellen gehalten wurde, nach UNO-Angaben mindestens 49 Menschen getötet und rund 650 verletzt.
Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) kam später zum Schluss, es habe sich um Chlorgas gehandelt und machte das Regime von Präsident Baschar al-Assad für den Angriff verantwortlich. Medien schlossen sich dem Vorwurf an. Journalisten hätten diesen aber nicht ausreichend hinterfragt, kritisiert jetzt ein Artikel in der US-Fachzeitschrift "The National Interest". Dass es an der Schuldzuweisung nämlich berechtigte Zweifel gab und gibt, habe die OPCW in ihrem Bericht unerwähnt gelassen.
Der Journalist Marc Thörner war einen Monat nach dem Zwischenfall im Mai 2018 in Duma und hat sich den Ort angesehen, wenn auch nur unter Beobachtung der syrischen Militärsicherheit.
Thörner sagte im Deutschlandfunk, was wirklich passiert sei, dazu könne man sich nur auf die Meinung von Experten stützen. Es gebe dabei allerdings mittlerweile zwei gegensätzliche Meinungen, nach der die Verantwortung für den Giftgasangriff entweder beim syrischen Regime oder bei den Rebellen läge. Die OPCW stelle sich hinter ihren eigenen Bericht, mache allerdings nicht transparent, warum sie daran festhalte.
"Es gibt offenbar immer nur das Eine oder das Andere"
Thörner stellt fest, dass Medien über diese Zweifel nicht ausreichend berichteten. Er schildert unter Berufung auf "The National Interest" den Fall eines Newsweek-Reporters, der für einen Bericht über Zweifel in dem Fall sanktioniert wurde.
Thörner vermutet, dass Medien sich zurückhielten, weil die neue Sachlage der Darstellung russlandfreundlicher Medien entspreche, dass das von Russland unterstützte Assad-Regime keine Menschenrechtsverletzungen begangen habe. Sie passe nicht ins Freund-Feind-Schema der Berichterstattung.
"Es gibt offenbar wirklich immer nur das Eine oder das Andere, und da muss man als Journalist, glaube ich, sich absolut davon freimachen", sagte Thörner im Dlf. Medien müssten mehr über die Zweifel berichten und auch die OPCW für ihre Stellungnahme verantwortlich machen.