Auch hätten dieses Mal die Betroffenen im Vordergrund gestanden, so Konstantina Vassiliou-Enz. Nach dem rechtsextremen Terror-Anschlag von Halle hätten sich viele Medien bemüht, die Geschichten der Opfer und ihrer Hinterbliebenen zu erzählen
Die Neuen Deutschen Medienmacher verstehen sich als Interessenvertretung für Medienschaffende mit Migrationsgeschichte. Man trete "für eine ausgewogene Berichterstattung ein, die das Einwanderungsland Deutschland adäquat wiedergibt", heißt es in der Selbstdarstellung.
Nicht die Perspektive des Täters übernehmen
Als Hessens Innenminister Peter Beuth am Donnerstagmorgen (20.2.2020), nur wenige Stunden nach der Tat, vor die Presse trat, erklärte er: "Erste Auswerteergebnisse der Homepage des vermeintlichen Täters deuten auf ein fremdenfeindliches Motiv hin."
Dem folgend berichteten dann auch einige Medien von einem "fremdenfeindlichen Motiv", unter anderem die Deutsche Presse-Agentur. Warum, erklärte sie später. Man könne Beuth nicht einen Schlüsselbegriff in den Mund legen und von einem "rassistischen Motiv" sprechen, schrieb Nachrichtenchef Froben Homburger auf Twitter. Man selbst aber werde die Tat genau so einordnen.
Dass "fremdenfeindlich" auch als vermeintliches Synonym für rassistisch verwendet wird, kritisieren die 2009 gegründeten Neuen Deutschen Medienmacher und andere schon seit langem. "Wenn man Fremdenfeindlichkeit sagt, übernimmt man die Perspektive des Täters", erklärte die Journalistin Sheila Mysorekar unmittelbar nach dem Anschlag von Hanau im Deutschlandfunk.
Es habe lange gedauert, bis Medien nun so berichten würden, so die Einschätzung von Konstantina Vassiliou-Enz, die betont: "Es geht um Präzision im Journalismus."