Die Hitzewelle in Nordamerika, Rekordtemperaturen in Finnland, Waldbrände, Dürren oder extreme Unwetter – es gibt etliche Anlässe, um in den Medien über den Klimawandel zu berichten. Das Thema ist ständig präsent und dennoch hoch umstritten – und das beginnt bereits mit der Begriffswahl.
In vielen Zeitungsartikeln, Radio- oder Fernsehbeiträgen wird inzwischen häufiger von Klimakrise gesprochen: Ein Kommentar in der taz über die Klimapolitik von CDU-Kanzlerkandidat und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet steht unter der Überschrift "Heiße Luft gegen die Klimakrise".
Neben dem seit vielen Jahren benutzten Begriff Klimawandel taucht aber auch Klimakatastrophe auf, die Erderwärmung wird in manchen Veröffentlichungen auch als Erderhitzung beschrieben.
Klimawandel als gelernter Begriff
Es sei sehr wichtig, das Klima-Vokabular zu verbreitern, sagt der Umweltjournalist und Journalismus-Professor Torsten Schäfer. Es gebe aber auch Gründe dafür, bekannte Begriffe beizubehalten.
Einige Journalistinnen und Journalisten plädierten beispielsweise dafür, den Begriff Klimawandel gar nicht mehr zu benutzen, weil dieser zu verharmlosend sei. "Das mag stimmen, aber wir haben natürlich auch einen pragmatischen Punkt im Journalismus, wenn wir ein Massenpublikum erreichen wollen. Weil der Begriff so erlernt ist, so gewohnt ist, plädiere ich dafür, ihn zu erhalten", sagte Schäfer im Deutschlandfunk.
Um die Berichterstattung zum Thema Klima voranzubringen und auch als Ort für Diskussionen wurde nun das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland gegründet, an dem auch Torsten Schäfer beteiligt ist. Die Initiatoren verstehen ihren Zusammenschluss als Pendant zu anderen Themennetzwerken, wie dem Netzwerk Recherche oder dem Europäischen Datenjournalismus-Netzwerk. In einer Online-Konferenz wurde der Startschuss gegeben.
Doch die Debatte um den richtigen Umgang der Medien mit Fragen des Klimawandels wird schon länger geführt. "Es reicht mit Sicherheit nicht, was derzeit passiert. Wir sehen im Journalismus gerade ganz stark Veränderungen in den letzten beiden Jahren. Aber wenn wir dem Verlust von Natur und dem jetzt schon geschehenden Klimafolgen auch in Deutschland gerecht werden wollen, müssen wir noch einige Schritte weitergehen", sagte Torsten Schäfer im Deutschlandfunk-Medienmagazin. Entscheidend seien dabei die Aus- und Weiterbildung, aber auch neue Formen der Finanzierung.
Neues Netzwerk für Debatten
In einem Beitrag für das Online-Medienportal "Übermedien" hat die Journalistin Sara Schurmann ihre Kolleginnen und Kollegen dazu aufgerufen, "die Klimakrise endlich in ihrem ganzen Ausmaß anzuerkennen – und das eigene Handeln danach auszurichten: Sie sollten bei jeder Berichterstattung die Auswirkungen auf das Klima mitdenken".
Schurmann schreibt: "Auch viele Journalist:innen scheinen noch immer nicht verstanden zu haben, wie ernst die Klimakrise ist."
Berichterstattung im Fernsehen
Im Fernsehnen soll das Thema Klimawandel künftig noch prominenter platziert werden. So sendet RTL im Rahmen seiner Nachrichtensendung "RTL Aktuell" nun zwei Mal wöchentlich das "Klima Update". Ein solches Format wird unter anderem vom ZDF abgelehnt, mit der Begründung man mache damit Politik, und das sei nicht die Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen.
Für Journalismus-Professor Torsten Schäfer ist die Klimaberichterstattung nicht zwingend mit Aktivismus verbunden: Klimabezogener Journalismus sei ein Handeln, das im Rahmen von Grundwerten der nachhaltigen Entwicklung geschieht. "Die Frage, soll ich mich für Klima einsetzen, geht völlig an der Größe des Themas vorbei."