"Schau mal, ich frage Osman. Osman, wie geht es dir? Ich frage dich, ich frage mich, sie fragt sich ..."
Der Theatersaal des Berliner Jugendkulturzentrums Pumpe. Um drei Tische herum sitzen Fahim, Nour, Jamal, Mohammed und die anderen Flüchtlingskinder, plagen sich mit der deutschen Grammatik oder mit den Preisen in einem quietschbunten Werbeprospekt. Was kostet die Flasche Ketchup? Und der Liter Cola?
"1 Liter. 1 Flasche. 1 Liter kostet 3 Euro 47 Cent. Und eine Flasche? 1 Euro 49."
Lehrerin Caroline Schnapp widmet sich an diesem Vormittag Nare, Aran und Nour. Auf einem kopierten Arbeitsblatt finden die drei Jugendlichen aus Syrien verschiedene deutsche Alltagsprobleme und die passenden Lösungsmöglichkeiten.
"Meine Nachbarin hört jeden Abend sehr laut Musik. Was kann ich machen? Mit ihr sprechen. Hier hast du auch ein paar Lösungen, welchen Rat du geben kannst."
Vormittags Deutsch lernen
Vormittags lernen sie in kleinen Gruppen Deutsch, am Nachmittag können sie Theater spielen, einen Film drehen oder sich in der Werkstatt ein eigenes Fahrrad zusammenbauen. Hassan schleift den Rost vom Lenker, Aran repariert die Bremse, führt die Stromkabel zum Vorderlicht.
"Das war alles kaputt, ich habe alles repariert und neu gemacht."
Aran Hussein ist erst 16, vor einem Jahr ist er alleine von Syrien nach Deutschland geflohen. Seine Familie – Vater, Mutter, zwei Geschwister – leben in einem Flüchtlingslager in der Türkei. "Ich bin einsam in Berlin", sagt er, "deshalb ist es schön, jetzt jeden Tag in die Ferienschule kommen zu können."
"Samstag und Sonntag, ich bin immer zuhause, immer langweilig. Ich habe hier noch keine Freunde. Das ist gut hier. Herkommen und machen Spaß."
Wenn sich alle ein Fahrrad zusammengebaut haben, werden sie gemeinsam Berlin erkunden und drüber ein Blog schreiben. Du darfst das Fahrrad am Ende der Ferienschule mitnehmen, erklärt Caroline Schnapp.
- "Das Fahrrad ist für Dich. Ja, du kannst es mit nach Hause nehmen."
- "Oh, danke schön, ein Geschenk. Danke schön. Ich kann nehmen. Aber Papiere? Papiere für Polizist."
- "Oh, danke schön, ein Geschenk. Danke schön. Ich kann nehmen. Aber Papiere? Papiere für Polizist."
Hassan hat schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Mehrmals ist er angehalten und kontrolliert worden. Deshalb will er das Fahrrad nur mitnehmen, wenn er eine Bestätigung erhält, dass es ihm gehört. Die Betreuer sehen sich vielsagend an. Alle bekommen Licht, ein Schloss und eine Bestätigung für ihr Fahrrad, verspricht Projektleiter Jörn Becker. Strahlende Gesichter.
"Das ist das Tolle. Sie bringen alle so viel Energie mit und so viel Liebe, auch zu dieser Sprache. Das merkt man hier sehr stark auch. Sodass wir etwas einpflanzen, die Pflanze hoffentlich am Ende sehr, sehr groß wird. "