"Natürlich bin ich glücklich, sowohl für mich als auch für die iranische Filmindustrie", sagte Panahi der Nachrichtenagentur ILNA. Aber: "Jeder Filmemacher will, dass sein Film erst Zuhause gezeigt wird." Der Regisseur erklärte, er hätte den Film lieber beim Fadschr Film Festival in Teheran gezeigt als in Berlin. Er habe daher die Filmabteilung im Kulturministerium gebeten, seinen Film bei dem Festival - das ebenfalls im Februar stattfindet - zu zeigen. Für diesen Fall hätte er die Berlinale gebeten, "Taxi" aus dem Programm zu nehmen. Die Behörden in Teheran hätten dann Bedenkzeit erbeten - sich aber nicht mehr gemeldet.
Der Film, den Panahi heimlich gedreht hatte, war auf unbekannten Wegen nach Berlin geschmuggelt worden. Für die halbdokumentarische Komödie setzte sich der Filmemacher selbst in ein mit drei Kameras ausgestattetes Taxi. Er ließ dort seine Fahrgäste vom Alltag in Teheran erzählen.
Die Kritik aus dem Iran, dass die Berlinale durch "Taxi" politisiert worden sei, wies Panahi zurück: "Die Verantwortlichen reden immer von einer politischen Mauer im Ausland, obwohl sie erst mal die Mauern, die sie selbst errichtet haben, abschaffen sollten", sagte der 54-Jährige. Besonders die iranische Filmindustrie sei seit Jahren politisiert, zahlreiche Filme seien dieser Politisierung zum Opfer gefallen. "Bevor man anderen eine Moralpredigt hält, sollte man zunächst vor der eigenen Tür kehren", sagte Panahi.
Kritik bei konservativen Medien
Der Filmemacher widersprach Vorwürfen, er und andere Regisseure würden Filme nur für ausländische Festivals produzieren. Seine Kritik formuliert er so: "Sie verstecken sich hinter politischen Mauern und sagen nicht, dass unsere Filme niemals die Genehmigung erhalten haben, in iranischen Kinos gezeigt zu werden", sagte er. "Wäre dies der Fall, gäbe es die Furcht vor der Vorführung iranischer Filme im Ausland nicht. Sie könnten dann genutzt werden, um das iranische Kino bekannt zu machen."
Der Goldene Bär für "Taxi" hatte bei konservativen Medien im Iran Kritik ausgelöst. Die Nachrichtenagentur Tasnim nannte die Preisverleihung "Höhepunkt der politischen Spielereien bei der Berlinale." Das Nachrichtenportal Maschregh schrieb von einem politischen Zeichen gegen den Iran.
Panahi wurde 2010 zu einer Haftstrafe und einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt. Er ist zwar nicht inhaftiert, darf das Land aber nicht verlassen. Dennoch hat er, wie im Fall von "Taxi", seither wiederholt Filme aus dem Land geschmuggelt.