Vorfälle an Silvester
Was sind Kugelbomben und warum sind sie so gefährlich?

In der Silvesternacht hat der falsche Einsatz sogenannter Kugelbomben mehrere Todesopfer gefordert - und eine politische Debatte ausgelöst. Welche Sprengkraft die Feuerwerkskugeln besitzen, zeigt ein Fall aus Berlin: Dort soll eine Kugelbombe Dutzende Wohnungen vorerst unbewohnbar gemacht haben. Warum sind die Sprengkörper so gefährlich und welche Vorschriften gibt es in Deutschland? Ein Überblick.

    Eine Kugelbombe steht auf einem Tisch.
    Kugelbombe (IMAGO / Stefan M Prager)

    Welche Vorfälle gab es rund um die Silvesternacht?

    In der Oberhavel-Region und im Kreis Paderborn sind in der Silvesternacht zwei Männer bei Explosionen von Kugelbomben getötet worden. Das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) meldete am Neujahrsmorgen insgesamt 15 Bölleropfer. Fünf von ihnen wurden durch Kugelbomben schwer an den Händen verletzt. Im Stadtteil Schöneberg wurden durch die Wucht einer Detonation Häuserfassaden und Autos schwer beschädigt. 36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar. Ein Vertreter der Berliner Feuerwehr sprach von einem "Schlachtfeld", das eine vermutlich nicht zugelassene Kugelbombe hinterlassen habe.

    Wie funktionieren Kugelbomben?

    Die kugelrunden mit Schwarzpulver gefüllten Geschosse sind wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen. Sie werden hauptsächlich in professionellen Großfeuerwerken bei Veranstaltungen eingesetzt.
    Kugelbomben bestehen aus einer kugelförmigen Hülle, die mit verschiedenen pyrotechnischen Mischungen gefüllt ist, um bei der Explosion Lichteffekte zu erzeugen. Ihr Gewicht kann von einigen Hundert Gramm bis zu mehreren Kilogramm betragen. Sie werden aus einem Abschussrohr auf bis zu 300 Meter Höhe geschossen. Während des Aufstiegs brennt eine Zündschnur ab, die die Ladung im Inneren der Kugelbombe zündet, wodurch die Hülle zerbirst und die Effekte symmetrisch am Himmel verteilt werden. Die Leuchteffekte haben einen Durchmesser von teils mehreren Hundert Metern, was in Relation zu handelsüblichen Sprengkörpern eine enorme Reichweite ist.
    Der Pyrotechnik-Experte Andreas Voigt sagte dem "Tagesspiegel", das Gefährliche an Kugelbomben sei nicht nur die große Sprengkraft, sondern auch die Besonderheit der Zündschnur. Diese sei zwar sehr lang, jedoch brenne sie innerhalb einer einzigen Sekunde ab. Wer das nicht wisse, werde von der schnellen Detonation überrascht und schieße sich "den Kopf weg".

    Wie sehen die Sicherheitsstandards für Kugelbomben aus?

    Kugelbomben unterliegen in Deutschland strengen gesetzlichen Bestimmungen. Sie sind in der Regel nach dem Sprengstoffgesetz der Kategorie F4 (Großfeuerwerk) zugeordnet. Das bedeutet, dass sie ausschließlich von Personen mit entsprechender Fachkunde und behördlicher Erlaubnis verwendet werden dürfen. Käufer müssen beim Erwerb mindestens 21 Jahre alt sein. Der Erwerb und Einsatz durch Privatpersonen ist verboten. Zudem dürfen Kugelbomben nur in einem dafür zugelassenen Lager aufbewahrt werden.
    In Deutschland müssen alle im Handel erhältlichen pyrotechnischen Artikel getestet und mit einem Zulassungszeichen (CE-Zeichen) versehen sein. Bei eingeführten Waren fehlt diese Zulassung oft. Laut der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) kann aus Osteuropa eingeschmuggeltes Feuerwerk mit sogenanntem Blitzknallsatz - einer Mischung aus Kaliumperchlorat und Aluminiumpulver - vorzeitig explodieren und gefährliche Verletzungen verursachen.

    Welche politischen Forderungen gibt es?

    Angesichts der schweren Schäden durch Kugelbomben in der Silvesternacht sind auch politische Forderungen laut geworden. Berlins Regierender Bürgermeister Wegner (CDU) sprach sich für schärfere Grenzkontrollen und eine Verschärfung des Waffenrechts aus. Die Einfuhr sogenannter Kugelbomben sei nur mit schärferen Grenzkontrollen zu verhindern, sagte Wegner der Deutschen Presse-Agentur. Hier seien Bundesregierung und Bundespolizei gefordert.
    Der innenpolitische Sprecher der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus,
    Dregger, beklagte im RBB24-Inforadio, die in Deutschland nicht zugelassenen Sprengkörper würden häufig aus Polen oder Tschechien eingeschmuggelt. Mit diesen Staaten müsse man nun über Lösungen sprechen, um die illegale Einfuhr zu unterbinden.
    Ähnlich äußerte sich die Deutsche Polizeigewerkschaft. Deren stellvertretender Vorsitzender Teggatz sagte im Deutschlandfunk, der Zoll sei wegen Personalmangels nicht in der Lage, effektiv zu kontrollieren. Zudem habe die Bundespolizei bislang keine Befugnis, bei Grenzkontrollen nach illegalem Feuerwerk zu suchen. Teggatz forderte auch, die Täter konsequenter und schneller zu bestrafen, um einen Lerneffekt für kommende Silvesternächte zu erzielen.
    Die Grünen im Berliner Landesparlament plädieren für ein generelles Verkaufsverbot von Böllern. Sprengstoff gehöre in die Hände von Profis und nicht von alkoholisierten Feierwütigen, sagte der Grünen-Innenpolitiker Franco.
    Diese Nachricht wurde am 02.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.