Zum letzten Mal tritt Engelbert Lütke-Daldrup, der Chef der Berliner Flughäfen, in Tegel vor die Presse. Der Mann, der es geschafft hat, den neuen Flughafen BER tatsächlich fertigzustellen. "Tegel wird stillgelegt. Wir sagen Danke. Wir sagen Danke mit großem Respekt. Denn dieser Flughafen, dieser Standort, auf dem wir als Flughafen 70 Jahre zu Gast sein durften - genauer gesagt sogar ein bisschen mehr als 70 Jahre - hat für Berlin Großes geleistet."
Tegel auf Bereitschaft
Nach der Inbetriebnahme des BER am 31. Oktober ist auch dieser Tag wieder einer, der für Lütke-Daldrup und viele andere mit großen Gefühlen verbunden ist. "Natürlich ist das Wehmut, auch Dankbarkeit, aber eine Mischung von Wehmut und Dankbarkeit." Sechs Monate musste Tegel betriebsbereit bleiben. Eigentlich eine überflüssige Formalie, findet der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH.
"Wir wussten immer, dass wir ihn nicht wirklich mehr benötigen. Weil wir wussten, dass der BER funktioniert, wir hatten ihn lange getestet. Aber die Pflicht bestand ja darin, eine Rückfalloption offen zu halten. Das ist passiert. Jetzt sind wir sicher: Der BER funktioniert perfekt. Und wir werden Tegel dann heute auch aus der Nutzung des Flughafens komplett entlassen können." Jetzt übernimmt die landeseigene Tegel Projekt GmbH das Flughafengebäude und die 500 Hektar Fläche mitten in der Stadt.
Neues Stadtviertel in 20 bis 30 Jahren
Bis Mitte der 30er-Jahre sollen 5.000 Wohnungen entstehen, ein autofreies Quartier mit klimaneutraler Energieversorgung. Außerdem ein Forschungs-und Industriepark namens "Urban Tech Republic" – ein Ort für Start-ups, Investoren und Wissenschaftler. Und ein Landschaftspark von 200 Hektar Größe. In das sechseckige Gebäude des früheren Terminals A zieht die Beuth-Hochschule, eine Fachhochschule für Technik, ein. Wie die Hochschule den bisherigen Parkplatz in der Mitte des Sechsecks nutzen will, weiß Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH.
"Wir gucken hier im Augenblick auf die Flächen der zukünftigen Universität. Die Beuth-Hochschule, die dann anders heißen wird, wird hier einziehen ab 27 voraussichtlich nach derzeitiger Planung. Genau in diesem Innenbereich werden ganz viele Versuchsflächen entstehen. Es wird ein kleines Café geben da unten, da oben ist die Mensa drin. Also man kann sich förmlich schon vorstellen, wie hier so langsam die Studierenden das Ganze populieren und anfängt, Gewimmel reinzukommen. Jedenfalls vor dem geistigen Auge."
Ein Stück Tegel für zu Hause
Der Parkplatz sei nicht denkmalgeschützt, sagt Bouteiller, deshalb dürfe der Raum künftig für Pflanzenversuche genutzt werden. "Das sind Pflanzenversuche, da werden verschiedene auf Klimastress erprobt und wie sie unter verschiedenen Bedingungen wachsen, was sich miteinander verträgt, natürliche Formen der Schädlingsbekämpfung, was man so alles machen kann im Pflanzenbereich eben."
Bis der neue Stadtteil auf dem Flughafengelände fertig ist, werden 20 bis 30 Jahre vergehen. Aber Engelbert Lütke-Daldrup, der Flughafenchef, schaut noch einmal zurück und erzählt, wozu 20 Mitarbeiter die vergangenen sechs Monate in Tegel genutzt haben. "Wir haben eigentlich alles, was noch verwertbar ist, was noch genutzt werden kann, sei es Anzeigetafeln, sei es Mobiliar, sei es Inneneinbauten, mitgenommen. Und die kleinen Teile, die wir nicht benutzen können, haben wir in einer Auktion versteigert, und wir haben hier in einer Auktion etwa 270.000 Euro noch mal eingenommen an Auktionserlösen. Und wir haben natürlich auch manchem Tegel-Liebhaber die Chance gegeben, ein Stück Tegel zu erwerben."
Bis Anfang August wird die Flughafengesellschaft das Gelände mit seinen 130 Gebäuden und Anlagen den Eigentümern zurückgeben: dem Land Berlin und dem Bund.