Ein volles Willy-Brandt-Haus an diesem Abend - etwa 800 Genossinnen und Genossen sind gekommen, um zuzuhören und sich zu entscheiden. Wer ist der geeignete Nachfolger von Klaus Wowereit? Fraktionschef Raed Saleh, Parteichef Jan Stöß oder Bausenator Michael Müller?
"Ich möchte als Regierender Bürgermeister die Wahl 2016 mit Euch gemeinsam für uns gewinnen."
"Ich will ein Regierender Bürgermeister für Berlin sein, der zu der Stadt passt. Berlin ist eine unglaublich schnelle Stadt, eine, die sich wahnsinnig schnell verändert. Und deshalb brauchen wir auch den Mut zur Veränderung."
"Ich hab viel Erfahrung, in der Partei, im Parlament, jetzt in diesem Regierungsamt seit drei Jahren und ich sage Euch: Ich möchte Regierender Bürgermeister in Berlin werden."
Müller steht für Kontinuität
Der 49-jährige Stadtentwicklungssenator Michael Müller steht für Kontinuität in der Hauptstadt, er punktet mit seiner Erfahrung. Müller ist der einzige der drei möglichen Wowereit-Nachfolger, der sowohl Partei und Fraktion geführt hat als auch derzeit ein Regierungsamt bekleidet.
"Wir haben die Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren halbiert, wir haben die Finanzen konsolidiert. Die gebührenfreie Bildung organisiert von der Kita über Schule und Hochschule. Was hat Klaus nicht alles erreicht für dieses tolerante weltoffene Berlin. Und ich lasse mir das auch nicht kaputtreden, das waren 13 erfolgreiche Jahre für uns."
Stöß will kein armes Berlin
Der Zweite im Bunde, Jan Stöß, Verwaltungsrichter und SPD-Landeschef, steht für den Neuanfang. Sparen bis es quietscht, das ist ein Satz von Klaus Wowereit, der unter Stöß nicht mehr gelten soll. Von Konsolidierung der Finanzen ist bei dem Juristen keine Rede - trotz einer Rekordverschuldung von 62 Milliarden Euro. Stöß verspricht umfangreiche Investitionen, in Schulen, Kitas, Straßen und Radwege. Und ein Hunderte Male kolportierter Wowereit-Spruch soll nicht mehr zu hören sein: Berlin ist arm, aber sexy.
"Und Armut ist Armut an Chancen, Armut an Teilhabe, Armut an Perspektive. Armut ist eben nicht sexy, liebe Genossinnen und Genossen."
Saleh beeindruckt mit seiner Geschichte
Neben Jan Stöß steht auch der jüngste der drei Kandidaten für einen Neubeginn. Der 37-jährige Raed Saleh wirft seine persönliche Geschichte in die Waagschale. Es ist die eines Aufsteigers: geboren als eines von neun Geschwistern im Westjordanland, aufgewachsen in Berlin-Spandau. Saleh hat sich hochgearbeitet vom Bulettenbrater zum SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus. Und er ist der emotionalste der drei Kandidaten. Von einem Gang zum Grab seines Vaters erzählt er und vom Kampf eines gebürtigen Arabers gegen den Antisemitismus.
"Ja, das, was wir erlebt haben im Sommer, als Jugendliche unterwegs waren auf unseren Straßen und antisemitische Parolen gerufen haben, das war für mich als Deutscher beschämend."
Die SPD-Mitglieder entscheiden
Laut einer aktuellen Umfrage halten die Berlinerinnen und Berliner Bausenator Müller für den geeignetsten Nachfolger Wowereits - 54 Prozent der Befragten stimmten für ihn. Doch entscheidend ist in diesem Fall nicht die Meinung aller Berliner, sondern die der 17.000 SPD-Mitglieder. Eine Tendenz ist nach dieser ersten Vorstellungsrunde nicht auszumachen.
"Ich bin für Raed Saleh, weil ich glaube, er ist der Einzige, dem ich Vertrauen schenken kann. Der durch seine Bürgernähe und seine ehrliche Art der einzige ist, der meine Interessen vertreten kann."
"Für Michael Müller, ja. Der hat die größte Erfahrung, ist Familienvater, Berliner. Det finde ich schon einen großen Pluspunkt."
"Ich bin für Jan Stöß. Warum? Weil ich ihn für den Besten halte. Es sind alle drei profilierte Politiker, gar keine Frage. Abe ich halte ihn für denjenigen, der den meisten frischen Wind in die Berliner SPD gebracht hat und deswegen möchte ich ihn weiterhin unterstützen."
Knapp vier Wochen Zeit haben nun die Genossinnen und Genossen, sich für einen der drei Kandidaten zu entscheiden, sich zu enthalten oder gar nicht zu wählen. Am 18.Oktober wird der Landesvorstand das Ergebnis des Mitgliederentscheids verkünden. Hat keiner der drei Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht, folgt eine Stichwahl.