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Berliner Ufa-Palast am Zoo
Flaggschiff mit spektakulären Kinopremieren

In den Ausstellungshallen am Berliner Zoo befand sich der Ufa-Palast am Zoo. Bekannt war das am 18. September 1919 eröffnete Kino für seine spektakulären Aufbauten und seine moderne Technik - es blieb bis zur Zerstörung bei einem Bombenangriff 1943 das beliebteste und größte Kino Deutschlands.

Von Regina Kusch |
    Vorderansicht des Berliner Ufa-Palastes am Zoo, Hardenbergstrasse
    Vorderansicht des Berliner Ufa-Palastes am Zoo (picture-alliance / akg-images)
    "Die Projektion war ausgezeichnet und die Regie Ernst Lubitschs hat, besonders in den Massenszenen bei der Erstürmung der Bastille und der Enthauptung der Gräfin Dubarry, Bilder von geradezu großartiger Wirkung geschaffen."
    So feierte die Filmfachzeitschrift "Kinematograph" "Madame Dubarry" mit Pola Negri in der Titelrolle. Das Revolutionsepos wurde am 18. September 1919 zur Einweihung des Ufa-Palasts am Zoo uraufgeführt. Dieses Berliner Premierenkino mit 1.740 Sitzplätzen stellte alle anderen Lichtspielhäuser in den Schatten.
    "Der hohe luftige Raum macht mit seinen diskreten Farbwirkungen (Breite Balkons in Mattlila und Gold, Logen in Grün und Gold) einen sehr geschmackvollen Eindruck. Das amphitheatralisch ansteigende Parkett gestattet einen guten Überblick von jedem Platz des neuen Ufa-Theaters aus."
    Flaggschiff des neu gegründeten Ufa-Konzerns
    "Das Besondere an diesem Kino war, dass es das Flaggschiff des neu gegründeten Ufa-Konzerns war. Eine zweite Besonderheit war, dass es kein Kinobau war. Sondern dieses Gebäude wurde errichtet kurz nach der Jahrhundertwende innerhalb des neoromanischen Ensembles, rund um den Breitscheidplatz als eine Messe- und Ausstellungshalle."
    Erzählt Peter Mänz von der Deutschen Kinemathek.
    "Gegenüber war das Romanische Café, und damals wie heute war es so, dass die Hauptdarsteller, die Regisseure, der Produzent, antreten mussten zu den Filmpremieren. Und insofern waren auch immer die Stars versammelt."
    Jede Premiere wurde an der Fassade des burgähnlichen Gebäudes mit spektakulären Aufbauten annonciert. Für "Die Frau im Mond" von Fritz Lang sauste eine Rakete um die ausladende Nachbildung eines Globus. Für den Science-Fiction-Film "F.P.1 antwortet nicht" mit Hans Albers wurde über dem Eingang eine blinkende Flugzeugplattform errichtet, und 1929 bewarb die UFA das Drama "Asphalt" des österreichischen Hollywoodregisseurs Joe May mit dem Nachbau einer Straßenschlucht.
    "Man hat auch ab 1925 - da hatte die Ufa Verträge mit der Paramount und mit Metro Goldwyn Mayer – versucht, sich viel stärker zu internationalisieren und von der Amerikanisierung damals gesprochen. Es war ja nicht so, dass da nur Ufa-Produktionen gezeigt wurden, sondern durchaus auch internationale Filme."
    Deshalb wurde der Ufa-Palast 1925 noch einmal umgebaut. Mit 2.165 Sitzplätzen war er nun das größte Kino Deutschlands. Ein 70-köpfiges Orchester wurde eingekauft, und ein Ensemble von 50 Tänzerinnen garantierte ein unterhaltsames Begleitprogramm. Bei einem Kino-Besuch sah der österreichische Schriftsteller Joseph Roth einen Stummfilm vom Harold Lloyd und war vor allem von den hochmodernen Beleuchtungseffekten im Ufa-Palast beeindruckt.
    "Ein geheimnisvolles Licht, das Gott nicht erschaffen haben konnte, und das die Natur in tausend Jahren nicht zustande bringen wird, rann in weichen Strömen über die silbern verschleierten Mauern des Saales und über die Bühnenfront. Es war, als hätte man Wasserstürze in langen Jahren gezähmt und an den Wänden dieses Palastes angebracht, von denen sie ganz behutsam rannen. Elementargewalten mit guten Manieren, Naturkräfte, denen man gut zugeredet hat."
    Umgestaltung unter den Nationalsozialisten
    Die Nationalsozialisten gestalten den Ufa-Palast für ihre Propagandazwecke um. 1934 wurde er für die Riefenstahl-Dokumentation über den Nürnberger Parteitag "Triumph des Willens" mit Hakenkreuzfahnen verhüllt.
    "Die letzte Premiere, die dann dort stattfand, 1943, war die zu dem Farbfilm "Münchhausen" anlässlich des 25. Jubiläums der UFA, Hans Albers in der Hauptrolle. Und im September '43 wurde dann das Gebäude durch einen Bombenangriff zerstört."
    Nach dem Krieg wurden in der provisorisch wieder hergestellten Ruine des Ufa-Palasts weiter Filme gezeigt, bis Anfang der 50er-Jahre die Abrissbirne zuschlug und die Gegend um den Breitscheidplatz mit dem Europa-Center neugestaltet wurde.
    In diesem modernen Ensemble entstand auch ein neues Lichtspielhaus, der Zoo-Palast. Bis heute wird dieses Luxuskino, das an das Ambiente des Ufa-Palasts am Zoo erinnert, als eine Spielstätte der Internationalen Filmfestspiele genutzt.