Die "Berliner Zeitung" hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie war eine der ersten Tageszeitungen, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Ab 1945 war sie zunächst ein Sprachrohr der vorläufigen Berliner Stadtverwaltung, später wurde sie zum Organ der SED. "Die stand direkt unter der Fuchtel der obersten Zensoren der SED", sagte der Journalist Arne Kapitza im Deutschlandfunk. Er hat als Sozialwissenschaftler über die ostdeutsche Presse promoviert.
"Washington Post Deutschlands"
In den 40er Jahren habe die "Berliner Zeitung" im Vergleich zu später noch relativ große Freiheiten gehabt. Man habe sich als Journalist kleine Freiräume erkämpfen können. Die Wende von 1989 sei eine Befreiung gewesen. Die Journalisten hätten versucht, sich selbst zu verwalten, die SED gewährte unter ihrem neuen Namen PDS gewisse Freiheiten, während der Chefredakteur Erich Böhme bereits mit den neuen Besitzer Gruner+Jahr und Maxwell verhandelt habe. Böhme habe die "Berliner Zeitung" zur "'Washington Post' Deutschlands" ausbauen wollen, habe das aber nicht geschafft – trotz hoher journalistischer Qualität.
Heute sei die Zukunft der "Berliner Zeitung" ungewiss, sagte Kapitza. Die Auflage sei von einst 400.000 auf heute knapp über 80.000 gesunken. Die Digitalisierung führe dazu, dass Anzeigen ins Netz wanderten. Es sei schwierig, eine Tageszeitung rentabel zu betreiben. Kapitza sagte: "Schön und ehrenwert ist es", ein Traditionsblatt zu retten, das sei aber äußerst schwierig. Er sei pessimistisch.