Die lange Ungewissheit beim Asylverfahren verhindert nach der Studie die schnelle Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Zwar habe die Bundesregierung die Residenzpflicht und das Arbeitsverbot für Asylbewerber auf drei Monate verkürzt. Während der Wartezeit aber bleibe der Weg in den Job versperrt. Arbeitgebern sei die Unsicherheit zu hoch, stellt Studienautor Professor Dietrich Thränhardt fest.
Ende 2014 warteten demnach 221.195 Flüchtlinge auf eine endgültige Entscheidung über ihren Asylantrag. Bis Ende Februar 2015 - also nur zwei Monate später - sei die Zahl der offenen Anträge auf 243.820 gewachsen.
Im Schnitt dauere das Verfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gut sieben Monate. Und Menschen aus bestimmten Ländern müssten noch länger warten: Eritreer - mit einer hohen Quote bei der Anerkennung - zehn, Afghanen mehr als 16 und Pakistani sogar über 17 Monate.
Zum Beispiel Sprache
Die Untersuchung empfiehlt der Politik ein ganzes Maßnahmen-Bündel, um die Integration zu beschleunigen. So mahnt sie Besserung beim Thema Sprache an: Bereits während der Wartezeit sollten Asylbewerber Deutsch lernen können. Laut Studie ist das aber bislang nur in fünf Bundesländern möglich. Alle anderen beginnen mit der Sprachförderung erst, wenn einem Asylantrag statt gegeben wurde. Aber gerade bei Flüchtlingen aus Ländern, bei denen man absehen kann, dass die Menschen Anrecht auf Asyl haben - wie im Fall Syriens - legt die Unteruschung einen früheren Einstieg in die Deutschkurse nahe.
Zusätzlich sollten Ausbildungsstand, Arbeitserfahrung und Berufsperspektiven erfasst und an die Bundesanstalt für Arbeit weitergereicht werden. So könne, hält die Studie fest, spätestens nach drei Monaten die aktive Arbeitsvermittlung starten.
Jörg Dräger vom Vorstand der Bertelsmann-Stiftung begrüßt zwar die Ankündigung, dass das zuständige Bundesamt 2.000 zusätzliche Stellen bekommt. Die Qualität der Entscheidungen müsse aber auch verbessert werden. 13 Prozent der Asylbescheide würden von Gerichten korrigiert.
Schnellere Aufnahme in den Arbeitsmarkt
Bei der von TNS Emnid erstellten Umfrage für die Studie äußern 40 Prozent der Befragten die Meinung, dass Deutschland bereits jetzt an seine Belastungsgrenze bei der Aufnahme von Flüchtlinge stoße. Eine große Mehrheit befürworte allerdings eine schnellere Aufnahme von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt. Laut Studie sprechen sich vier von fünf Deutschen dafür aus.
Auch viele Arbeitgeber würden gerne mehr Flüchtlingen eine Chance geben. Philip Brost berichtet im Deutschlandfunk von einem Fall, in dem eine bereits erteilte Arbeitserlaubnis wieder zurückgenommen wurde. Denn in Deutschland gilt die sogenannte Vorrangprüfung: Asylbewerber dürfen demnach nur beschäftigt werden, wenn für den Job kein Deutscher in Frage kommt.
(bor/tgs)