- Was hat die Studie untersucht?
- Was sind die wichtigsten Befunde der Studie?
- Welche Probleme gibt es beim Personalschlüssel?
- Welche Probleme zeigt die Studie bei der Gruppengröße?
- Wie ist es um die Qualifikation des Personals bestellt?
- Lassen sich regionale Unterschiede festmachen?
- Welche politischen Forderungen leiten die Wissenschaftler aus den Befunden ab?
Die Bertelsmann Stiftung hat mit Daten des Statistischen Bundesamtes untersucht, wie es um die Rahmenbedingungen in deutschen Kinderkrippen und Kitas bestellt ist und hat die Daten 2019 mit denen aus dem Jahr 2013 verglichen. Dabei haben sie den Fokus auf den Personalschlüssel, die Gruppengröße und die Qualifikation des Personals gelegt. Denn dies seien die entscheidenen Faktoren für eine gut frühkindliche Bildung.
Die Studie kommt zu einem durchwachsenen Urteil. "Der Kita-Ausbau in den vergangenen Jahren war beachtlich", sagte Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung im Dlf, "aber die Bedingungen für die pädagogische Arbeit sind vielerorts noch unzureichend". Die Gruppengrößen und der Personalschlüssel seien nicht kindgerecht. Zudem würden laut Stein Standards für die Qualifikation des Personals fehlen.
Laut Studie steht für 74 Prozent der Kinder in den Kita-Gruppen nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung. Dabei ist der Personalschlüssel in Ostdeutschland schlechter als in Westdeutschland. In Ostdeutschland gebe es für 93 Prozent der Kinder nicht ausreichend Personal, in Westdeutschland für 69 Prozent. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in Kinderkrippen eine Fachkraft 4,2 Kinder betreuen musste. Ein Schlüssel, bei dem eine Fachkraft drei Kinder betreut, die jünger als drei Jahre sind, sei hingegen empfehlenswert.
In Kindergartengruppen sollte laut den Wissenschaftlern der Bertelsmann Stiftung eine Fachkraft nicht mehr als durchschnittlich 7,5 Kinder betreuen. Im bundesweiten Durchschnitt waren es aber 8,8 Kindergartenkinder, die von einer Fachkraft betreut wurden.
Auch die Gruppengröße lag häufig über den von den Wissenschaftlern empfohlenen Werten. Kleinkinder sollten demnach in Gruppen betreut werden, in der nicht mehr als zwölf Kinder sind. Bei Kindergartenkindern sollte sollten nicht mehr als 18 Kinder in einer Gruppe sein. Alles darüber bedeute für Personal und Kinder oft Stress. Bundesweit seien laut Studie aber rund die Hälfte aller Kita-Gruppen (54 Prozent) zu groß.
Bei der Qualifikation des Kita-Personals zeigt sich ein gemischtes Bild. Während in Ostdeutschland 82 Prozent der Fachkräfte eine Ausbildung als Erzieher oder Erzieherin haben, liegt dieser Wert laut Studie in Westdeutschland bei gerade einmal 66 Prozent. Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung im Dlf dazu: "Damit Fachkräfte sich mit der individuellen Entwicklung und Bildung von Kindern beschäftigen können, brauchen sie ein sehr gutes Fachwissen." Das bedeute, dass die vier- bis fünfjährige Ausbildung zum Erzieher, die notwendige Voraussetzung sei. Aber gerade in Westdeutschland arbeite laut Studie deutlich mehr Personal auf Assistenzniveau, beispielsweise als Kinderpfleger oder Sozialassistentin. Insbesondere bei einem Personalmangel steigt damit das Risiko einer niedrigeren Bildungsqualität.
Zwar sind seit 2013 überall Kita-Plätze massiv ausgebaut worden, doch die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass dabei die Qualität zu Lasten der Quantität ging. Zwar unterscheidet sich die Situation zwischen Bundesländern deutlich, aber zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in ganz Deutschland ein massives Personalproblem gebe, so die Autoren. Es lasse sich aber sagen, "dass der Personalschlüssel eher im Westen besser sei", so Stein im Dlf. Vor allem die Bundesländer Bremen und Baden-Württemberg seien an dieser Stelle zu nennen. Bei kleinen Gruppen und der Qualifikation des Personals sei aber der Osten vorne.
"Notwendig ist eine Gesamtstrategie auf allen politischen Ebenen", sagte Anette Stein im Dlf: "Gegen diesen Personalmangel brauchen wir ein Bündnis aus Bund, Länder, Kommunen, Trägern und Gewerkschaften, die nicht nur für eine gute Ausbildung und attraktive Arbeitsbedingungen sorgen, sondern auch für eine angemessene Bezahlung." Das würde auch zusätzliche Mittel des Bundes einschließen.
Quelle: Marius Gerads, Josphine Schulz