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Bertelsmann
Umsatz gestiegen, Gewinn rückläufig

Der Medienkonzern Bertelsmann hat im vergangenen Jahr soviel Umsatz gemacht wie seit sieben Jahren nicht mehr - der Überschuss sank jedoch um 35 Prozent. RTL bleibt eine Stütze des Unternehmens - den größten Umsatz konnte jedoch der Musikverlag BMG einfahren.

Von Anja Nehls |
    Als Europas größtes Medienunternehmen hat der Bertelsmann Konzern im vergangenen Jahr 16,7 Milliarden Euro Umsatz gemacht und damit 3 Prozent mehr als im Jahr davor - das beste Ergebnis seit 7 Jahren. Durch Umstrukturierungen und einen Umbau des Konzerns sank allerdings der Überschuss um 35 Prozent auf 573 Millionen Euro. Von rückläufigen Geschäftsfeldern hat sich der Konzern getrennt, sagt Vorstand Thomas Rabe:
    "Neben dem Verkauf von Druckgeschäften haben wir uns aus unseren Club- und Direktmarketinggeschäften in Spanien sowie Tschechien und der Slowakei zurückgezogen. Mit der Schließung des deutschen Clubs zum Ende dieses Jahres wird der Rückbau unserer ehemaligen Direct Group weitgehend abgeschlossen sein."
    Bei der hundertprozentigen Bertelsmann Tochter Gruner & Jahr mit Zeitschriften wie zum Beispiel Stern, Brigitte, Geo oder Essen und Trinken bleibt der Umsatz rückläufig - minus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
    "Ausschlaggebend dafür waren der Verkauf einzelner Geschäfte, vor allem Brown Printing, sowie sinkende Anzeigen und Vertriebsumsätze. Lässt man allerdings die verkauften Druckaktivitäten außer Acht, erzielte das Unternehmen ein weitgehend stabiles operatives Ergebnis und das trotz zusätzlicher Investitionen in die digitale Transformation. Die vollständige Übernahme von Gruner und Jahr stärkt nicht nur eines unserer Kerngeschäfte, sondern sie ist für uns zugleich ein ganz klares Bekenntnis zum Wert journalistischer Inhalte im digitalen Zeitalter."
    Einstieg in den chinesischen Musikmarkt
    Auch RTL ist auf dem Weg zu noch mehr Digitalisierung erfolgreich, sagt Vorstand Anke Schäferkordt. Die Zahl der online Videoabrufe habe sich allein in den vergangenen 24 Monaten verfünffacht:
    "Damit ist die RTL Group nicht nur der führende europäische Unterhaltungskonzern, wenn es um das klassische lineare Fernsehen geht, sondern auch das führende europäische Medienunternehmen im Bereich online Video. Weltweit sind wir inzwischen der viertgrößte Anbieter von online Video und das vor bekannten Marken wie Yahoo oder Hulu und direkt hinter Google, Facebook und AOL."
    Damit sei RTL weiterhin eine Stütze des Konzerns, so Bertelsmann. Ein Steuerstreit der eigentlich profitablen Fernsehtochter RTL Group in Ungarn belastet Bertelsmann allerdings mit Abschreibungen vom 95 Millionen Euro.
    Für den größten Umsatz bei Bertelsmann sorgte im vergangenen Jahr allerdings der Ableger BMG. Vorstand Thomas Rabe:
    "Unter anderem haben wir die Musikverlage Taipa und Union Square, sowie die Rechtekataloge von Montana und Hell David übernommen. Zu den Künstlern, die im vergangenen Jahr neu zu BMG gestoßen sind, zählen Kraftklub, Mia, Simply Red, Dave Stewart und The Strokes."
    Ein Distributionsvertrag mit Ali Baba soll nun auch das Potenzial des chinesischen Musikmarkts erschließen. In der Zukunft immer wichtiger wird für den Konzern der vermehrte Einstieg in den Bildungsbereich. E-Learning, die Investition in Hochschulen und in Dienstleistungen für den Bildungsbereich stehen künftig mit im Vordergrund. In 3 bis 5 Jahren peilt der Konzern einen Umsatz von 20 Milliarden Euro an. Für Bertelsmann arbeiten weltweit 112.000 Mitarbeiter.