Nach einem Astronomen-Kalauer heißt die Waage Waage, weil man dort ganz vage ein paar Sterne erkennt.
So unscheinbar ihre Sterne auch sein mögen: Die Waage liegt auf der Ekliptik. Somit ziehen oft Sonne, Mond und Planeten vorbei. Derzeit aber lenkt kein anderes Objekt von dem Sternbild in Form eines Dreiecks ab.
Schon der Astronom Ptolemaeus hat die Waage im Jahr hundert nach Christus in seinem Katalog verzeichnet. Allerdings ist sie unter den antiken Sternbildern eines der modernsten.
Offenbar hat erst Julius Cäsar die Waage als zwölftes Tierkreissternbild eingeführt. In seinem Julianischen Kalender wurde sie erstmals erwähnt.
Dass diese Sterne einst zum Skorpion gehörten, verraten noch deren Namen. Die beiden hellsten heißen Zubenelschemali und Zubenelgenubi. Das bedeutet im Arabischen die nördliche und die südliche Zange – und bezieht sich auf die Scheren des Skorpions, der links der Waage lauert.
Den obersten Stern der Waage, Zubenelschemali, umgibt ein kleines Mysterium. Der griechische Philosoph Eratosthenes beschrieb ihn als heller als Antares, den Hauptstern im Skorpion. Für Ptolemaeus war er immerhin genauso hell.
Heute ist er deutlich schwächer als Antares. Entweder ist der heller oder Zubenelschemali schwächer geworden – oder die antiken Beobachter waren in ihren Berichten über die Waage etwas vage.