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Berufliche Bildung
Wege zum Meisterbrief

Meister werden in vielen Handwerksberufen dringend gesucht. Aber der Weg zum Meisterbrief kann lang und anstrengend sein, schließlich bilden sich die Gesellen oft neben dem Beruf weiter. Eine gute Planung und Informationen zu finanziellen Fördermöglichkeiten sind daher wichtig.

Von Axel Schröder |
    Antrag auf Ausbildungsförderung nach BAföG
    Auch wer Meister werden will kann BAföG beantragen (imago/suedraumfoto)
    Im ersten Stock, mit Blick in die weite, lichtdurchflutete Eingangshalle des "Elbcampus" warten die Handwerksgesellinnen und -gesellen darauf, dass es losgeht. Südlich der Elbe gelegen ist der "Elbcampus", das sogenannte Kompetenzzentrum der Hamburger Handwerkskammer und Lehrort für angehende Meister. Einige Besucher haben sich schon für eine Meisterausbildung entschieden, andere wollen sich erst einmal informieren, wie diese Weiterbildung überhaupt abläuft.
    "Ich überlege, den Meister zu machen und will mich einmal informieren, wie das Ganze abläuft, wie das geregelt ist, ob das hier eine Alternative ist zum Vollzeit-Meister."
    "Die Anmeldung ist ja schon durch. Und damit ich schon weiß, was ich mir besorgen kann, auf was ich mich einlasse und so weiter und so fort. Damit ich nicht mit leeren Händen da stehe, wenn das dann wirklich losgeht."
    Planung und Informationen sind wichtig
    Nach der Begrüßung in der Aula und der kleinen Showeinlage einer Improvisationstheatertruppe teilen sich die Besucher auf die unterschiedlichen Gewerke auf. Viele Friseurinnen sind da, besonders viele wollen sich aber auch als Elektrotechniker und Tischler weiterqualifizieren. Wie wichtig die Vorab-Informationen sind, erklärt Julia Arff. Sie arbeitet als Weiterbildungsberaterin auf dem "Elbcampus".
    "Wie finanziere ich das? Wie plane ich Lehrzeiten und Lernzeiten zuhause ein? Wie kann ich das machen, dass ich weiter arbeite? Gibt es eine berufsbegleitende Variante oder ist Vollzeit vielleicht besser für mich?"
    Und diese erste Beratung übernimmt Julia Arff an diesem Abend für all jene, die als Tischler ihren Meister machen wollen. Die Finanzierung, erklärt sie, könne zum Beispiel über das so genannte "Meister-BaföG" laufen. Vorn am Smartboard macht Julia Arff klar, dass von den über 10.000 Euro, die ein Meisterbrief im Tischlerhandwerk kostet, nur 60 Prozent zurückgezahlt werden müssen. Und nach bestandener Meisterprüfung werden den Absolventen noch einmal 40 Prozent des verbliebenen Betrags erlassen. Am Ende bleiben dann noch knapp 4.000 Euro, die aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen. Sogar Zuschüsse zum Lebensunterhalt werden gewährt. Allerdings nur, wenn der Meisterbrief in Vollzeit und nicht neben dem eigentlichen Beruf erworben wird.
    "Die Meistervorbereitung besteht immer aus vier Teilen. Teil 1 ist die Fachpraxis, Teil 2 ist die Fachtheorie. Der Teil 3 ist immer der kaufmännische Part und der Teil 4 ist das, was wir allgemein die Ausbildereignung nennen."
    Von der Bestellung bis zur Rechnung
    Den kaufmännischen Teil der Weiterbildung sollten die Meisteranwärter am besten möglichst früh abschließen. Immerhin gehöre zur Meisterprüfung auch die Abwicklung eines Kundenauftrags von der ersten Bestellung, über detaillierte Kundengespräche und die Kalkulation bis hin zur Rechnungsstellung. Wer diese Fähigkeiten erst zum Schluss der Weiterbildung erwirbt, könne am Ende ins Schwimmen geraten. Wolfgang Reich leitet den Vertrieb auf dem "Elbcampus". Er freut sich über die rund 150 Besucherinnen und Besucher des Info-Abends. Dass der Meisterbrief nicht in allen Gewerken ein Garant für den beruflichen Erfolg, für ein gutes Einkommen ist, liege aber auf der Hand:
    "Es ist die Kältetechnik, es ist die Elektrotechnik, die Metallverarbeitung - das sind Betriebe, in denen ich wirklich für die Karriere eine Chance habe, mich zu entwickeln, meinen Betrieb zu entwickeln."
    Das Meister-BaföG oder die Möglichkeit, eine spezielle Begabtenförderung zu bekommen, seien wichtige Instrumente, um mehr Gesellinnen und Gesellen für den Meister zu begeistern. Noch effektiver würde aber noch ein weiterer Anreiz wirken, so Wolfgang Reich:
    "Im Moment ist es so, dass wir sogar anstreben, mit der Politik zusammen, eine so genannte 'Meisterprämie' auszuloben. So dass man letztendlich ohne finanziellen Aufwand die Meistervorbereitung machen kann."
    Aber wann es soweit ist und ob auch andere Bundesländer dem Vorschlag folgen werden, ist nicht absehbar.