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Berufliche Weiterbildung als Win-Win-Situation

Der kleine mittelständische Metallbaubetrieb Grahl bei Dresden investiert zum gegenseitigen Nutzen in die Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Qualifizierung und Motivation der Mitarbeiter seien wichtiges Kapital für den Arbeitgeber, sagt der Firmeninhaber. Und auch bei den Mitarbeitern kommt die Maßnahme gut an.

Von Alexandra Gerlach |
    Matthias Grahl: " Ach, ich glaube langfristig schon, das kann man schwer in kleinen Zahlen bemessen. Aber langfristig gesehen ist es so, dass es die Qualität die am Ende raus kommt, wenn Sie Leute haben, die qualitätsgerecht arbeiten können, dass sich langfristig auszahlen, das glaube ich schon. "

    Seit gut sechs Jahren hat Matthias Grahl den Metallbaubetrieb seines Vaters in Wachau bei Dresden übernommen. In diesem Jahr wird der studierte Maschinenbau-Ingenieur allein für die berufliche Weiterbildung von dreien seiner Mitarbeiter mehrere Tausend Euro investieren.

    Die Firma produziert in erster Linie für Kunden aus der Lebensmittelindustrie. Diese stellt besonders hohe Anforderungen an Qualität und Güte der Edelstahlerzeugnisse, die vom Fachbetrieb gefertigt werden. Besondere handwerkliche Qualifizierung ist daher eine Grundvoraussetzung für den anerkannten Schweißfachbetrieb der Familie Grahl:

    " Und die Voraussetzung für diese Anerkennung ist, dass sie einen geprüften Schweißfachmann haben, und mindestens zwei geprüfte Schweißfachleute in jedem Verfahren. "

    Bislang ist Seniorchef Roland Grahl, der einzige geprüfte Schweißfachmann im Betrieb. Auch mit 68 Jahren arbeitet er weiter mit, wenn auch mit reduzierter Stundenzahl.

    " Ich achte auch drauf, wenn ich durch die Werkstatt gehe, dass ich immer mitgebe, was ich an Erfahrung habe. "

    Doch das reicht auf Dauer nicht, das wissen Vater und Sohn gleichermaßen. So hat der Vater letztlich den Anstoß gegeben, die Fortbildung der eigenen Mitarbeiter zu forcieren. Bei der internen Ausschreibung für die Weiterbildung habe es für ihn eine Überraschung gegeben, sagt Matthias Grahl, der Firmenchef,

    " dass sich also doch zu meinem Erstaunen doch insgesamt sechs Leute beworben haben, die das gerne machen wollten, was mir dann auch die Schwierigkeit der Auswahl eingebracht hat, weil das ja nicht sehr einfach zu entscheiden ist. Und was auch dazu geführt hat, dass ich gesagt habe ich möchte den anderen , die sich auch beworben haben, auch etwas anbieten, und dass ist die Fortbildung und Aktualisierung ihrer Schweißerpässe. "

    Die erste Wahl des Chefs fiel auf Jan Schöne, zwei weiteren Mitarbeitern finanziert der Betrieb nun eine Fortbildung für die Auffrischung der begehrten Schweißerpässe.

    Jan Schöne, der nun Teile einer Meisterausbildung durchläuft, gehört seit 11 Jahren fest zum Team und soll mittelfristig Vater Grahl ablösen als Schweißfachmann im Betrieb. Schöne muss nun die erneut Schulbank drücken, um seine Fach-Kenntnisse zu erweitern. Dies tut er in seiner freien Zeit:

    " Im Moment ist es so, dass der Kurs nach Feierabend ist. Das heißt von Freitag 15:00 bis 20:00 oder 21:00 Uhr und Samstags von 7:30 bis 15:00 Uhr. Es müssten so um die 360 Stunden sein, über ein halbes Jahr Freitag und Wochenende. Das ist, ja, schon ein Opfer, was man bringt aber es ist ja nicht so, dass man nicht dafür rauskriegt. "

    Schöne fühlt sich durch den Kurs motiviert und sieht für sich mittel- und langfristig bessere Berufschancen durch die Zusatzqualifikation. Dies vor allem für den Fall, dass er seines Tages den Betrieb wechseln müsse. Auch in der Entlohnung werde sich sein Einsatz später niederschlagen, da ist sich der Vorarbeiter sicher.

    Besonders froh ist Jan Schöne darüber dass sein Arbeitgeber die Kosten für die Weiterbildung in Höhe von rund 3000 Euro übernimmt. Das sei leider keineswegs der Normalfall, sagt er:

    " Ich kenne es von mehreren Personen, die da in dem Kurs mit sind, dass das nicht normal ist, dass das selber finanziert werden muss, oder mitfinanziert werden muss. "

    Qualifizierung und Motivation der Mitarbeiter seien wichtiges Kapital für den Arbeitgeber, sagt Grahl. Die Übernahme kostenintensiver Weiterbildungskurse sei jedoch nur möglich, wenn es einem Unternehmen gut gehe:

    Matthias Grahl: " Also ich finde, wenn man in einer vernünftigen wirtschaftlichen Situation ist, dann hat man auch ein stückweit den Kopf frei weiter zu denken, und nachzudenken, okay, die Weiterbildung ist mir wichtig und da gebe ich im Jahr noch ein paar tausend Euro aus, weil sich das langfristig auszahlen wird. "

    Wer mit seinem Betrieb wirtschaftlich auf dem Zahnfleisch gehe, dem bleibe diese Möglichkeit versperrt.