Michael Böddeker: Weiterbildung – das ist diese Woche eines unserer Themen. Eben haben wir ja schon von Philipp Heinen gehört, der berufsbegleitend seinen Master im Sozialmanagement macht. Es gibt aber viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden, und jeder Fall ist ein wenig anders. Beraten lassen kann man sich unter anderem bei den Industrie- und Handelskammern.
Jasna Rezo-Flanze ist bei der IHK Köln für die Beratung zuständig. Mit ihr habe ich gesprochen und sie gefragt: Wenn man eine Weiterbildung plant, um beruflich weiterzukommen, welche Möglichkeiten zur Finanzierung gibt es da?
Jasna Rezo-Flanze: Da gibt es relativ viele verschiedene Möglichkeiten, und daher würde ich auch jedem empfehlen, dass er sich entsprechend beraten lässt. Es gibt zum Beispiel das Meister-BAföG, das vielen bekannt ist, aber es gibt auch eine Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen, das ist der Bildungsscheck beziehungsweise auch eine Bildungsprämie vom Bund.
"Bis zu 500 Euro werden pro Weiterbildung bezuschusst"
Böddeker: Und wie bekommt man so eine Förderung, welche Anforderungen muss man dafür erfüllen?
Rezo-Flanze: Da gibt es verschiedene Anforderungen, und daher ist es, glaube ich, wirklich umso wichtiger, vorher sich entsprechend beraten zu lassen. Es geht insbesondere immer um die berufliche Weiterbildung, die gefördert wird. Also wenn ich zum Beispiel jetzt gerne einen Yogakurs machen möchte, dann wird dieser natürlich nicht gefördert. Aber in dem Moment, wo ich selber Yogalehrerin bin und da noch einen weiteren Zusatz lerne, eine Zusatzqualifizierung bekomme, dann könnte ich mir das wiederum fördern lassen.
Böddeker: Das gilt also für die Bildungsprämie und den Bildungsscheck?
Rezo-Flanze: Genau.
Böddeker: Wie hoch ist da die Prämie oder das Geld, was man bekommen kann?
Rezo-Flanze: Bis zu 500 Euro werden pro Weiterbildung bezuschusst.
"Das Meister-BAföG ist ein wichtiges Instrument, um beruflich weiter voranzukommen"
Böddeker: Dann vielleicht zum Meister- BAföG, das hatten Sie ja auch schon angesprochen. Kann das jeder bekommen, der Meister werden will in seinem Fach?
Rezo-Flanze: Im Großen und Ganzen sagt man erst mal ja, aber man muss sich das natürlich immer konkret anschauen. Gerade das Meister-BAföG ist ein wichtiges Instrument, um beruflich weiter voranzukommen, und im Gegensatz eben zu Bildungsprämie und Bildungsscheck werden da immer nur die Weiterbildungen gefördert, die auch zu einem Abschluss führen, also einen staatlich anerkannten Abschluss.
Böddeker: Mit welchen Anliegen oder Wünschen kommen eigentlich die Menschen mit einem Weiterbildungswunsch meistens zu Ihnen in die Beratung?
Rezo-Flanze: Meistens ist es so, dass sie nicht ganz konkret wissen, in welche Richtung es wirklich gehen soll, beziehungsweise welcher Weg führt dort zum Ziel. Und da ist es umso wichtiger, da auch so eine Art Sparringpartner zu haben, um zu überprüfen, ist diese Weiterbildung wirklich die richtige, die ich benötige, um dort hinzukommen, wo ich hin möchte.
Böddeker: Mal abgesehen von der Finanzierung der Weiterbildung – können Sie auch mithelfen bei der Organisation einer Weiterbildung oder vielleicht auch Tipps geben dazu, wie man sich organisiert, wenn man eine berufsbegleitende Weiterbildung machen möchte?
Rezo-Flanze: Wir geben in dem Sinne keine Tipps, aber indem wir mit den Ratsuchenden sprechen, filtern wir, was ihnen wichtig ist und wo sie insbesondere vielleicht da noch mal ein Pushen benötigen beziehungsweise weitere Unterstützung.
Böddeker: Die IHKs können ja in Sachen Weiterbildung beraten, aber an wen kann man sich wenden, wenn man zum Beispiel einen Schulabschluss nachholen möchte oder auch wenn man eine Umschulung plant auf einen ganz anderen Beruf?
Rezo-Flanze: Wenn man eine Umschulung haben möchte, dann wendet man sich immer an die Agentur für Arbeit.
"Es ist immer wichtig zu überprüfen, wo möchte ich hin"
Böddeker: Und bei dem Schulabschluss, den man nachholen möchte?
Rezo-Flanze: Dann wendet man sich insbesondere an die verschiedenen Schulen, die es vor Ort gibt.
Böddeker: Wenn man jetzt mit dem Gedanken spielt, sich vielleicht beruflich weiterzubilden, was würden Sie grundsätzlich raten, was ist für Sie das Wichtigste, wenn man so was ins Auge fasst?
Rezo-Flanze: Wichtig ist erst mal zu überlegen, was genau möchte man. Möchte man eine Aufstiegsfortbildung machen, das heißt, möchte man einen öffentlich-rechtlichen Abschluss erwerben, oder denkt man, man braucht einfach noch mal eine zusätzliche Qualifikation, und da reicht eben eine Anpassungsfortbildung.
Ich glaube, es ist immer wichtig zu überprüfen, wo möchte ich hin, und dann sich überlegen, wie komme ich da hin. Und auf diesem Weg, wie komme ich da hin, ist es auch wichtig, eine Bildungsberatung, eine Weiterbildungsberatung in Anspruch zu nehmen – um das für sich klarzubekommen und um letztendlich auch zu gucken, welche Anbieter gibt es, welche Kriterien sind mir wichtig.
Böddeker: Wo liegt da grundsätzlich der Unterschied zwischen diesen beiden Arten der Fortbildung, die Sie gerade angesprochen haben?
Rezo-Flanze: Die Aufstiegsfortbildungen haben immer einen Abschluss, der ist öffentlich-rechtlich, da muss man sich auch einer Prüfung unterziehen, und man bekommt einen immer etwas höheren Abschluss. Also wenn ich eine Ausbildung gemacht habe als Industriemechaniker, kann ich mich fortbilden zum Industriemeister für Metall.
Bei den Anpassungsfortbildungen ist es so, dass ich da über Seminare, Schulungen, die nicht so zeitintensiv sind, einfach noch einmal so eine Art Auffrischung, eine Vertiefung, eine Erweiterung bekomme, aber die enden eben nicht mit einem öffentlich-rechtlichen Abschluss. Und diese Anpassungsfortbildungen werden zum Beispiel auch nicht gefördert durch das sogenannte Meister-BAföG.
Böddeker: Aber dafür vielleicht durch die Bildungsprämie oder den Bildungsscheck, den Sie angesprochen haben?
Rezo-Flanze: Genau. Die Anpassungsfortbildungen lassen sich sehr gut fördern über die Bildungsprämie beziehungsweise über den Bildungsscheck.
Böddeker: Sagt Jasna Rezo-Flanze von der IHK Köln. Mit ihr habe ich über die Möglichkeiten gesprochen, eine Weiterbildung zu finanzieren.
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