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Beruflicher Erfolg dank Studium

Knapp über 250.000 Akademiker waren Ende September in Deutschland ohne Arbeit. Das besagen die Daten der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Bonn. Dennoch: Noch immer ist ein abgeschlossenes Studium der beste Garant dafür, später auf dem Arbeitsmarkt Erfolg zu haben. Das hat das Hochschulinformationssystem (HIS) nun in einer aktuellen Befragung unter Absolventen herausgefunden.

    Campus & Karriere: Frau Schäper, Sie sind Mitautorin der Studie und haben Hochschulabsolventen befragt, die ihren Abschluss etwa fünf Jahre hinter sich liegen haben. Wie viele standen denn davon in festem Beschäftigungsverhältnis?

    Schäper: Fünf Jahre oder fünfeinhalb Jahre nach Hochschulabschluss sind insgesamt ungefähr 90 Prozent der befragten Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen regulär erwerbstätig. Das ist natürlich etwas unterschiedlich je nach Fach. Traditionell oder seit längerer Zeit haben Absolventinnen und Absolventen der Geisteswissenschaften etwas größere Schwierigkeiten in den Arbeitsmarkt hineinzukommen. Und natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen den Fächern, die konjunkturbedingt sind. Derzeit haben die baubezogenen Studiengänge wie Architektur oder Bauingenieurwesen größere Probleme. Aber insgesamt sagen auch alle Zahlen, dass im Vergleich zu anderen Qualifikationsgruppen Akademikerinnen und Akademiker vergleichsweise gute Chancen haben.

    Campus & Karriere: Sie haben sich bei Ihrer Befragung ja speziell auf die Kompetenzen konzentriert, also: was müssen die Absolventen mitbringen, um beruflich Erfolg zu haben und auch auf die Anforderungen von Seiten der Arbeitgeber. Welche Kompetenzen sind das denn im Wesentlichen im Jahr 2004?

    Schäper: Zwei grobe Antworten. Die erste Antwort, ohne Fachkompetenzen geht es selbstverständlich nicht, das müssen alle Hochschulabsolventinnen und Absolventen mitbringen. Es lässt sich aber auch eine etwas andere Aussage dazu formulieren, nämlich, so bedeutsam diese Fachkompetenzen auch sind, um die beruflichen Anforderungen zu bewältigen, sie genügen nicht, professionelle Handlungsfähigkeit herzustellen. Das heißt, hinzu kommt so etwas, was wir als Schlüsselfähigkeit bezeichnen: Fähigkeiten, Wissen, auch allgemeine Einstellung, die nötig sind, um komplexe Probleme lösen zu können und in verschiedenen Bereichen anwendbar sind. Ein Mediziner muss sicherlich die Anatomie des Körpers beherrschen, ein Ingenieur muss vielleicht wissen, wie man eine Maschine konstruiert, aber beide müssen kommunizieren können.

    Campus & Karriere: Verfügen denn die Absolventen jetzt, Ihrer Erfahrung nach, über eben diese Schlüsselkompetenzen?

    Schäper: Insgesamt kann man sagen, dass in einigen Bereichen, da doch ein erheblicher Nachholbedarf besteht; gerade was soziale Kompetenzen anbetrifft, was so etwas wie Organisationsfähigkeit und die flexible Einstellung auf andere Gegebenheiten betrifft, da gibt es noch Nachholbedarf.

    Campus & Karriere: Haben Sie auch Unterschiede zwischen den Absolventen von Universitäten und FH`s festgestellt?

    Schäper: Ja, wir haben insgesamt festgestellt, wobei wir das nicht ganz genau aufklären konnten, dass Absolventinnen und Absolventen universitärer Studiengänge sich besser auf den Beruf vorbereitet fühlen als Absolventinnen und Absolventen und von Fachhochschulen.

    Campus & Karriere: Im Job unterzukommen ist das eine. Haben sie in Ihrer Studie auch danach gefragt, wie zufrieden denn die Absolventen mit ihrem Arbeitsplatz sind und ob sie tatsächlich in einer Tätigkeit untergekommen sind, die ihrem Studium entspricht?

    Schäper: Ja, das haben wir auch getan und da ist das generelle Ergebnis, dass inadäquate Beschäftigung äußerst selten ist. Die meisten Hochschulabsolventinnen und –absolventen üben eine Berufstätigkeit aus, die ihrer Qualifikation entsprechend ist. Auch da gibt es wie bei dem Unterkommen im Arbeitsmarkt einige fachrichtungsspezifische Unterschiede, die zum Teil auch mit wirtschaftlichen Konjunkturen zusammenhängen. Was die Zufriedenheit mit den Aspekten der Tätigkeit anbetrifft, muss man unterscheiden, um welche Aspekte es geht. Hinsichtlich der Arbeitsinhalte lässt sich ein hohes Niveau an Zufriedenheit feststellen, hinsichtlich der Beschäftigungssicherheit zum Beispiel, hinsichtlich der Weiterbildungsmöglichkeiten oder auch Aufstiegsmöglichkeiten sehen die Absolventinnen und Absolventen ihre Berufstätigkeit schon deutlich negativer.

    Campus & Karriere: Welche Konsequenzen können wir denn jetzt eigentlich aus Ihrer Studie ziehen? Was muss sich an den Hochschulen Ihrer Ansicht nach verändern?

    Schäper: Ich denke, der Dreh- und Angelpunkt sind die Lehr- und Lern-, die Studienformen. Meistens wird derzeit noch traditionell nach dem Verfahren des Nürnberger Trichters verfahren, also oben viel rein, kommt unten schon was Passendes raus. Ich denke, dieses Modell des Lernens, Lehrens und Studierens ist immer schon überholt gewesen. Wir brauchen Lehr- und Lernformen, die aktivierend sind, die Selbstständigkeit und Autonomie fördern und die Wissen nicht kontextlos und isoliert vermitteln, sondern immer in einem Zusammenhang. Bei solchen Formen handelt es sich um projektorientierte Studienformen. Wir haben in unserer Studie auch herausarbeiten können, dass solche Formen gleichzeitig ein hohes Niveau an fachlichen Kompetenzen fördern und an Schlüsselkompetenzen.

    Campus & Karriere: Wer ein Hochschulstudium erfolgreich abschließt, der schafft sich die beste Voraussetzung für einen Arbeitsplatz. Das bestätigt die jüngste Studie des Hochschulinformationssystems. Vielen Dank, Hildegard Schäper, für das Gespräch.

    Weitere Informationen:

    Studie des Hochschulinformationssystems (HIS)