Am 9. April begann die Deutsche Presseagentur ihre Zusammenfassung zu den Samstagsspielen der Fußball-Bundesliga mit folgenden Worten:
""Borussia Dortmund hat dank Jakub Blaszczykowski einen Rückschlag im Meisterschaftsrennen in letzter Sekunde verhindert. Der Pole besorgte in der Nachspielzeit den Treffer zum 1:1 beim Hamburger SV.”"
Es las sich so immer. Wie von einem Roboter getextet.
So wie der Spielbericht zum mageren Resultat der Bayern in Nürnberg:
""Der FC Bayern München muss sich nach drei Siegen in Folge beim 1. FC Nürnberg mit einem 1:1-Unentschieden begnügen und erleidet damit einen Rückschlag im Kampf um Platz drei. Thomas Müller brachte die Bayern in der 4. Minute in Führung, Christian Eigler glich in der zweiten Hälfte aus.”"
Man kann solche Texte jeden Tag willkürlich aus dem Allerlei der Sportnachrichten herausgreifen, wo solche Berichte am Fließband entstehen. Und man könnte sie mittlerweile, wenn man wollte, automatisch von synthetischen Stimmen sprechen lassen. So wie in unseren zwei Beispielen, die wir zu Illustrationszwecken eingesetzt haben
Das liegt unter anderem daran, dass im tagtäglichen Sportjournalismus überwiegend mit Baukastenschema und wenigen Denkschablonen gearbeitet wird. Das ist irgendwann einer Gruppe von Professoren und Studenten an der Northwestern University in Evanston außerhalb von Chicago aufgefallen. Und sie begannen ernsthaft darüber nachzudenken, wie man das Schreiben solcher Texte sehr viel effizienter gestalten könnte: In dem man ein Programm entwickelt, das sie ganz alleine schreibt. Ohne einen Menschen als Autor. Alles, was man einfüttern muss, ist das Zahlenmaterial, das während des Spiels aufgezeichnet wurde.
Das Programm wurde so verfeinert und verästelt, dass es eine ganz bemerkenswerte Qualitätsstufe erreicht hat. Die Texte sind so gut wie das, was eilige Sportjournalisten unter dem Termindruck einer aktuellen Berichterstattung produzieren.
Das Programm wurde ironisch "Stats Monkey” getauft, also "Statistik-Affe".
""The initial people who were working on this were journalists, who were actually sports writers.”"
Das ist Professor Dr. Kristian Hammond, einer der treibenden Kräfte und ein Wissenschaftler, der sich hauptsächlich mit künstlicher Intelligenz beschäftigt. Das Projekt, so sagt er, begann mit dem Input von richtigen Sportjournalisten.
""Wir schreiben wirklich Geschichten aus dem Blickwinkel von Sportjournalisten, die wissen, was Leser haben wollen. Wir konzentrieren uns nicht nur auf die Spiele selbst, sondern auf die Jahreszeit, auf die Veränderungen in den Mannschaften. Und so verbinden wir die Statistik mit einer Aussage, unabhängig von den Zahlen selbst.”"
Nun kann man sich natürlich fragen, ob ein solches Programm nicht in Nullkommanichts sehr viele Menschen in den Medien überflüssig machen wird. Denn das Studienprojekt ist schon einen guten Schritt weiter. Es wird zurzeit von Firma "Narrative Science” kommerziell ausgewertet. Das Unternehmen plant, solche Texte, ganz so wie das eine Nachrichtenagentur auch tun würde, in eigener Regie herzustellen und in Sekundenschnelle an zahlungskräftige Abonnenten zu liefern. Die können sie ebenso schnell auf ihre Medienplattformen hochspielen und weiterverbreiten.
Die Vermarktungsstrategie des Programms, sagt Professor Hammond, besteht zurzeit darin, nicht etwa die Berichterstattung aus den großen Ligen im Baseball oder Football oder Basketball zu übernehmen. Man backt zunächst mal kleinere Brötchen in jenen Nischen, in denen die klassischen Nachrichtenagenturen kaum vertreten sind. Zum Beispiel im Collegesport.
""Wir generieren Geschichten dort, wo sich niemand darum kümmert. Zum Beispiel in der Big Ten Conference im Softball der Frauen. Ich kann Ihnen garantieren. Niemand anderer im ganzen Land hat über Frauen-Softball geschrieben.”"
Mit anderen Worten: Die neue Software wird zunächst einmal nur Informationslücken für einen kleineren Teil des interessierten Publikums am Rand des Spektrums füllen. Von dort bis zur Wegrationalisierung von Menschen wäre allerdings nur ein kurzer Weg. Medienkenner im innovationsfreudigen Amerika scheinen jedoch nicht allzu besorgt. Und das obwohl sich die klassischen Printmedien zurzeit in einer mächtigen Strukturkrise befinden und eine ganze Berufsgruppe verunsichern.
Kein Problem, sagt Richard Deitsch, der Spezialist für Medienthemen bei Sports Illustrated, der bedeutendsten Sportzeitschrift des Landes. Der "Stats Monkey” habe doch sogar etwas Gutes: Wer keine blutleeren Nachrichten mehr schreiben muss, weil die von einem Computer produziert werden, der habe schließlich mehr Zeit, inhaltlich sehr viel gehaltvollere Texte zu schreiben. Analysen und Hintergrundberichte mit einer persönlichen und menschlichen Note zum Beispiel:
""Ein Computer kann dir das Ergebnis bringen und einen drögen Spielbericht liefern. Aber er kann dich nicht zum Lachen oder zum Weinen oder in Wallung bringen. Das wird sich auch nicht ändern. Das schafft nur ein Mensch.”"
""Borussia Dortmund hat dank Jakub Blaszczykowski einen Rückschlag im Meisterschaftsrennen in letzter Sekunde verhindert. Der Pole besorgte in der Nachspielzeit den Treffer zum 1:1 beim Hamburger SV.”"
Es las sich so immer. Wie von einem Roboter getextet.
So wie der Spielbericht zum mageren Resultat der Bayern in Nürnberg:
""Der FC Bayern München muss sich nach drei Siegen in Folge beim 1. FC Nürnberg mit einem 1:1-Unentschieden begnügen und erleidet damit einen Rückschlag im Kampf um Platz drei. Thomas Müller brachte die Bayern in der 4. Minute in Führung, Christian Eigler glich in der zweiten Hälfte aus.”"
Man kann solche Texte jeden Tag willkürlich aus dem Allerlei der Sportnachrichten herausgreifen, wo solche Berichte am Fließband entstehen. Und man könnte sie mittlerweile, wenn man wollte, automatisch von synthetischen Stimmen sprechen lassen. So wie in unseren zwei Beispielen, die wir zu Illustrationszwecken eingesetzt haben
Das liegt unter anderem daran, dass im tagtäglichen Sportjournalismus überwiegend mit Baukastenschema und wenigen Denkschablonen gearbeitet wird. Das ist irgendwann einer Gruppe von Professoren und Studenten an der Northwestern University in Evanston außerhalb von Chicago aufgefallen. Und sie begannen ernsthaft darüber nachzudenken, wie man das Schreiben solcher Texte sehr viel effizienter gestalten könnte: In dem man ein Programm entwickelt, das sie ganz alleine schreibt. Ohne einen Menschen als Autor. Alles, was man einfüttern muss, ist das Zahlenmaterial, das während des Spiels aufgezeichnet wurde.
Das Programm wurde so verfeinert und verästelt, dass es eine ganz bemerkenswerte Qualitätsstufe erreicht hat. Die Texte sind so gut wie das, was eilige Sportjournalisten unter dem Termindruck einer aktuellen Berichterstattung produzieren.
Das Programm wurde ironisch "Stats Monkey” getauft, also "Statistik-Affe".
""The initial people who were working on this were journalists, who were actually sports writers.”"
Das ist Professor Dr. Kristian Hammond, einer der treibenden Kräfte und ein Wissenschaftler, der sich hauptsächlich mit künstlicher Intelligenz beschäftigt. Das Projekt, so sagt er, begann mit dem Input von richtigen Sportjournalisten.
""Wir schreiben wirklich Geschichten aus dem Blickwinkel von Sportjournalisten, die wissen, was Leser haben wollen. Wir konzentrieren uns nicht nur auf die Spiele selbst, sondern auf die Jahreszeit, auf die Veränderungen in den Mannschaften. Und so verbinden wir die Statistik mit einer Aussage, unabhängig von den Zahlen selbst.”"
Nun kann man sich natürlich fragen, ob ein solches Programm nicht in Nullkommanichts sehr viele Menschen in den Medien überflüssig machen wird. Denn das Studienprojekt ist schon einen guten Schritt weiter. Es wird zurzeit von Firma "Narrative Science” kommerziell ausgewertet. Das Unternehmen plant, solche Texte, ganz so wie das eine Nachrichtenagentur auch tun würde, in eigener Regie herzustellen und in Sekundenschnelle an zahlungskräftige Abonnenten zu liefern. Die können sie ebenso schnell auf ihre Medienplattformen hochspielen und weiterverbreiten.
Die Vermarktungsstrategie des Programms, sagt Professor Hammond, besteht zurzeit darin, nicht etwa die Berichterstattung aus den großen Ligen im Baseball oder Football oder Basketball zu übernehmen. Man backt zunächst mal kleinere Brötchen in jenen Nischen, in denen die klassischen Nachrichtenagenturen kaum vertreten sind. Zum Beispiel im Collegesport.
""Wir generieren Geschichten dort, wo sich niemand darum kümmert. Zum Beispiel in der Big Ten Conference im Softball der Frauen. Ich kann Ihnen garantieren. Niemand anderer im ganzen Land hat über Frauen-Softball geschrieben.”"
Mit anderen Worten: Die neue Software wird zunächst einmal nur Informationslücken für einen kleineren Teil des interessierten Publikums am Rand des Spektrums füllen. Von dort bis zur Wegrationalisierung von Menschen wäre allerdings nur ein kurzer Weg. Medienkenner im innovationsfreudigen Amerika scheinen jedoch nicht allzu besorgt. Und das obwohl sich die klassischen Printmedien zurzeit in einer mächtigen Strukturkrise befinden und eine ganze Berufsgruppe verunsichern.
Kein Problem, sagt Richard Deitsch, der Spezialist für Medienthemen bei Sports Illustrated, der bedeutendsten Sportzeitschrift des Landes. Der "Stats Monkey” habe doch sogar etwas Gutes: Wer keine blutleeren Nachrichten mehr schreiben muss, weil die von einem Computer produziert werden, der habe schließlich mehr Zeit, inhaltlich sehr viel gehaltvollere Texte zu schreiben. Analysen und Hintergrundberichte mit einer persönlichen und menschlichen Note zum Beispiel:
""Ein Computer kann dir das Ergebnis bringen und einen drögen Spielbericht liefern. Aber er kann dich nicht zum Lachen oder zum Weinen oder in Wallung bringen. Das wird sich auch nicht ändern. Das schafft nur ein Mensch.”"