Dieter Mießen ist zusammen mit seinem Auszubildenden Owen Quaißer zum Stellenforum gekommen, das die Berliner Morgenpost und die Industrie- und Handelskammer Berlin ausrichten.
"Wenn es um das Thema Ausbildung geht, wollen wir als Klein- und mittelständisches Unternehmen mit 140 Mitarbeitern immer mit dabei sein, immer die neuesten Trends aufnehmen. Wir haben zwanzig Prozent Auszubildende bei uns im gewerblichen Bereich."
Gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz
Die Firma, Frisch & Faust Tiefbau, deren kaufmännischer Leiter er ist, bilde seit 15 Jahren aus, erzählt Dieter Mießen, inzwischen in acht Ausbildungsberufen. Vom Tiefbaufacharbeiter, einer zweijährigen Grundausbildung, auf die dann im dritten Jahr die Spezialisierung aufsetzt, über Mechatroniker oder Kaufleute für Büromanagement bis hin zum dualen Studium. In diesem Jahr suche seine Firma mindestens zehn neue Auszubildende.
Nicht nur bei dieser Firma stehen die Chancen für Schulabgängerinnen und Schulabgänger gut, einen Ausbildungsplatz zu finden.
"So gute Chancen für die jungen Leute, die einen Ausbildungsplatz suchen wie noch nie."
Formuliert Bundesbildungsministerin Johanna Wanka eine der Kernaussagen des Berufsbildungsberichts 2017, den das Bundeskabinett heute beschlossen hat. Die Zahlen übertreffen sogar die aus dem letzten Bericht, die auch schon als die besten verkündet wurden. Im vergangen Jahr standen rein rechnerisch 100 Ausbildungsplatzsuchenden 104,2 Ausbildungsangebote gegenüber.
Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge blieb mit 520.000 ähnlich wie 2015.
"Das ist insofern bemerkenswert, denn die Zahl der jungen Leute, die die Schule verlassen, ist ja etwas gesunken."
Für Unternehmen bleibt es schwierig, Azubis zu finden
Dem gegenüber standen noch rund 20.600 Bewerberinnen und Bewerber, die keine Lehrstelle bekommen haben. Etwas weniger als im Jahr 2015. Auch die Zahl der Altbewerber, also derjenigen, die bereits in mindestens einem der letzten Berichtsjahre gemeldet waren, ging leicht zurück auf 185.200.
Für viele Unternehmen jedoch bleibt es schwierig, passende Auszubildende zu finden.
"Die Zahl derer, die gesucht werden, also wo Stellen von den Betrieben nicht besetzt werden können, die Zahl hat einen Höchststand seit vielen vielen Jahren, hat sich also noch einmal erhöht."
Zum Stichtag 30. September 2016 waren noch rund 43.500 Berufsausbildungsstellen unbesetzt.1.900 mehr als im Vorjahr.
Betriebe suchen auf Ausbildungsmessen und in Schulen
Auch er merke, dass es schwieriger werde, passende Bewerber zu finden, sagt Dieter Mießen. Aber seine Firma suche schon lange aktiv nach potenziellen Auszubildenden:
"Wir gehen auf Ausbildungsmessen, wir gehen in Schulen. Und vor einigen Jahren war es häufig so, dass wir der einzige Baubetrieb waren, ohnehin, das sind wir auch heute noch, leider. Aber wir waren auch oft der einzige Handwerksbetrieb, der dort ausgestellt hat und nach Bewerbern gesucht hat."
So ist auch Owen Quaißer zu Frisch & Faust gekommen. Ein Vertreter der Firma sei zu einem Tag der offenen Tür in seine Schule gekommen.
"Vorher wusste ich nicht, was ich machen wollte." Inzwischen ist er im dritten Lehrjahr und spezialisiert sich auf Rohrleitungsbau. Er würde sich wünschen, dass sich mehr Betriebe aktiv vorstellten, sagt der 18-Jährige.
"Da sind solche Veranstaltungen wirklich nur zum Vorteil, um Berufe näherzubringen, die halt wirklich nicht oft gesehen werden."
Je nach Bundesland und Region sind die Chancen einen Ausbildungsplatz oder einen geeigneten Auszubildenden zu finden, jedoch sehr ungleich verteilt, sagt Johanna Wanka. Der Bericht zeige:
"Dass in den neuen Bundesländern, im Osten und im Süden, in Bayern, sehr viele Plätze frei bleiben, also mehr Angebote sind. Dass in einigen Teilen Westdeutschlands, also insbesondre in den Ballungsgebieten Köln, Frankfurt, etc. das Umgedrehte ist, dass dort junge Menschen wohnen, die keine Ausbildung finden."
Mehr Werbung um junge Frauen im Bereich dualer Ausbildung
Gestiegen ist im vergangenen Jahr auch der Anteil der Studienberechtigten, die eine duale Ausbildung beginnen. Auffällig sei aber auch, sagt die Bundesbildungsministerin:
"Das Interesse von jungen Frauen an der dualen Ausbildung ist weiter gesunken. Jahr für Jahr gesunken. Und nicht nur in den technischen, über alle Ausbildungsberufe."
Während man im Hochschulbereich in den vergangenen Jahren vor allem im MINT-Bereich, also bei den Technischen und Naturwissenschaftlichen Fächern, stark und auch erfolgreich um junge Frauen geworben habe, müsse man das nun auch im Bereich der dualen Ausbildung tun.