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Berufsbildungsbericht
Zahl der jungen Menschen ohne Ausbildung auf Rekordhoch

Über 14 Prozent der jungen Erwachsene haben keinen beruflichen Abschluss in der Tasche. Das geht aus dem neuen Berufsbildungsbericht hervor, der heute im Kabinett vorgestellt wurde. Deutlich wurde auch: Migranten füllen zunehmend die Lücken, die sich bei den Nachwuchskräften in den Betrieben auftun.

Von Christiane Habermalz |
Eine Auszubildende im Werkraum
Wer eine Lehre macht, hat bessere Berufschancen (imago)
Die schlechte Nachricht zuerst: Noch nie zuvor gab es so viele junge Menschen ohne Berufsausbildung wie heute. Die Zahl der Ungelernten zwischen 20 und 34 Jahren hat einen neuen Negativrekord erreicht. Das geht aus dem neuen Berufsbildungsbericht hervor, den Bundesbildungsministerin Anja Karliczek heute im Kabinett vorstellte. 2,1 Millionen Jugendliche hatten im Jahr 2017 keinen beruflichen Abschluss in der Tasche – das sind über 14 Prozent dieser Altersklasse. Im Jahr davor waren es - in Anführungsstrichen – "nur" 1,88 Millionen. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels kein Ergebnis, mit dem die Wirtschaft zufrieden sein kann. Demgegenüber steht die gute Nachricht: Wer eine Lehre macht, hat heute bessere Berufschancen als noch vor ein paar Jahren.
"Die Chance, vom Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden, ist vom letzten Bildungsbericht bis zu diesem weiter gestiegen. Es wurden fast Dreiviertel der Auszubildenden weiterbeschäftigt, und das ist ein Anstieg von 6 Prozent", betont Bundesbildungsministerin Anja Karliczek. Und kommt zu dem Schluss: "Die berufliche Bildung in Deutschland ist ein attraktives Instrument für den Einstieg ins Berufsleben."
Mehr Ausbildungsplätze als Bewerbungen
Trotz der vielen, die aus unterschiedlichen Gründen durch das Raster fallen: Insgesamt stehen die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, gut. Auf 100 Bewerbungen kommen 106 Ausbildungsangebote. Mehr als 531.000 Ausbildungsverträge wurden im Ausbildungsjahr 2017/18 neu abgeschlossen – ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent. Hinzu kamen noch einmal 178.000 junge Menschen – in der großen Mehrzahl Frauen – die eine schulische Berufsausbildung im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen begannen. Der Bericht kommt zu dem Schluss: "Den Anstieg bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen sowie das gestiegene Ausbildungsinteresse sind in erster Linie auf die höhere Ausbildungsbeteiligung von Menschen mit Fluchthintergrund zurückzuführen."
Flüchtlinge interessieren sich für Handwerksberufe
Allerdings gibt es auch bei vielen Betrieben Vorurteile gegen Ausländer. Türkisch- und arabischstämmige Jugendliche haben es laut Bericht besonders schwer, eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Karliczek empfiehlt: Praktika.
"Wenn man die Hürde, sich nicht zu kennen, abgebaut hat, dann wird es häufig einfacher, sich miteinander zu überlegen, klappt das mit der Ausbildung. Man muss glaube ich bei den jungen Leuten mit migrantischem Hintergrund gucken, zum Teil sind die noch nicht so fit in deutscher Sprache. Wenn sie gerade erst bei uns sind, dass sie eine Ausbildung schaffen können, dann bieten wir auch Einstiegsszenarien, mit denen man im Grunde schon mal reingehen kann und sich kennenlernen kann."
Dennoch ist die Zahl der jungen Flüchtlinge, die eine Lehre begannen, zuletzt deutlich angestiegen. Geflüchtete Männer interessieren sich überproportional häufig für einen Handwerksberuf: 50 Prozent von ihnen wählen diesen Weg. Junge geflüchtete Frauen machen dagegen weit weniger häufig eine Lehre. Migranten füllen also zunehmend die Lücken, die sich bei den Nachwuchskräften in den Betrieben auftun.
Berufliche Bildung wurde nicht genug gefördert
Allerdings machen Ausländer mit einem Drittel auch den größten Teil der Jugendlichen ohne Berufsabschluss aus. Selbst bei Jugendlichen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, liegt der Anteil der Ungelernten noch bei 18 Prozent, bei Personen ohne Migrationshintergrund sind es immerhin noch 8,5 Prozent, die ohne Abschluss bleiben. Viel zu viel, sagt FDP-Bildungspolitiker Jens Brandenburg. Die steigende Zahl junger Ungelernter sei ein Alarmsignal. Viel zu lange habe die Bundesregierung die berufliche Bildung links liegen lassen. Und auch die Gewerkschaften fordern, endlich mehr zu tun, um jungen Menschen ohne Berufsabschluss zu helfen.