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Berufsknigge für Auszubildende
Von Krawattenlänge bis Tischmanieren

Rocklängen, Krawatten und Accessoires - geht es um die angemessene Kleidung bei Terminen oder Benimm beim Geschäftsessen, sind viele Azubis unsicher und machen Fehler. Deshalb veranstaltet ein Berufskolleg seit drei Jahren einen Projekttag zum Thema Berufsknigge.

Von Elisabeth Gregull |
    Krawatten liegen in der Auslage eines Geschäftes.
    Nicht jede Krawatte eigent sich für einen Geschöftstermin - das lernen die Teilnehmer des Projekttages des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung der Stadt Remscheid (dpa/Patrick Pleul)
    Lucas Meißner ist Azubi im Bereich Büromanagement. Vor einer Stunde hat er das Modehaus Johann in Remscheid-Lennep betreten. Jetzt blickt an sich hinunter und beschreibt, was sich seitdem verändert hat:
    "Ich hatte eine Jeans an, ein blaues Hemd und Sakko drüber. Und der Anzug, den ich jetzt anhabe, der gefällt mir sehr gut. Chic. Man sagt ja, Kleider machen Leute und das stimmt auch. Man tritt selbstbewusster auf - man fühlt sich einfach ein bisschen anders."
    "Dann kommt dieser große Aha-Effekt"
    Lucas Meißner ist einer von rund achtzig Azubis und Studierenden, die heute am Projekttag Berufsknigge teilnehmen. Erster Programmpunkt: die passende Kleidung. In der Herrenkonfektion berät Rolf Schmidt, und das schon seit dreiundfünfzig Jahren. Routiniert greift er zu Sakkos, Hosen und Anzügen. Er schmunzelt. Denn wenn die jungen Männer aus der Umkleidekabine kommen, erkennen sie sich oft nicht wieder:
    "Und dann stehen sie vorm Spiegel und dann kommt dieser große Aha-Effekt. Besonders immer schön die Mädels, die dann sagen für die Jungs: Boah, was siehst Du toll aus!"
    Tipps zu Farben, Anzug- oder Rocklängen, Krawatten und Accessoires
    Die Idee für den Projekttag stammt von Adrian Pütz. Er ist Lehrer am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung der Stadt Remscheid. Azubis vertreten auch ihr Unternehmen. Aber nicht nur deswegen sei die passende Kleidung wichtig. Manche stehen kurz vor ihrer Abschlussprüfung:
    "Und dann müssen die, falls sie nicht übernommen werden bei ihrem Arbeitgeber, ja auf dem Arbeitsmarkt auch erfolgreich Selbstmarketing betreiben. Und das gelingt natürlich besser, wenn sie entsprechend auftreten können."
    Jamie Lee Riedel macht eine Ausbildung zum Industriekaufmann. In einem schwarzen Anzug steht er vor Rolf Schmidt, der gerade das passende Einstecktuch arrangiert:
    "Kennen Sie den bergischen Ausdruck dafür?
    Nein.
    Renommierklüngel.
    Okay, Renommierklüngel, merke ich mir.
    Man Renommiert sich mit einem Einstecktuch."
    Die Stimmung ist gelöst, es wird viel gelacht. In den zwei Stunden im Modehaus gibt es alle wichtigen Tipps zu Farben, Anzug – oder Rocklängen, Krawatten und Accessoires. Denn bei Business-Kleidung kommt es oft aufs Detail an. Das nimmt auch Goran Blasowic mit. Er ist Fleischermeister und macht derzeit gesundheitsbedingt eine Umschulung:
    "Viele Sachen weiß man ja nicht. Nur ein ganz banales Beispiel, dass man sich am Sakko den unteren Knopf nicht zumacht."
    Wenn das Outfit sitzt, entstehen professionelle Fotos, die sich gut für Bewerbungen oder die Firmenhomepage nutzen lassen:
    "Und jetzt ein schönes offenes Lächeln - jawohl, klasse."
    Verhalten bei Tisch
    Vom Modehaus spazieren die Azubis zum Restaurant Klosterschänke. Der zweite Programmpunkt ist ein Geschäftsessen. Die Tische sind für ein mehrgängiges Menü eingedeckt. Als Vorspeise gibt es eine gebratene Gamba, deren Fleisch noch in der Schale ist. Restaurantleiter Horst Söhngen erklärt, wie man diese Aufgabe elegant meistert:
    "Am besten entfernen lässt es sich, wenn Sie mit dem Messer die Schale am Teller festdrücken und mit der Gabel das Fleisch einfach aus der Gamba herausziehen."
    Alina Szyra, in der Ausbildung zur Industriekauffrau, zögert:
    "Wer fängt an? Ich würde erst mal gern zugucken."
    Es klappt nicht sofort, aber dann kommt sie doch ganz gut zurecht. Und nutzt die Chance, Horst Söhngen noch etwas anderes zu fragen:
    "Wenn man jetzt zum Beispiel, wie ich es bin, krank ist, wie macht man das bei so einem Geschäftsessen, sich die Nase zu putzen? Soll man sich wegdrehen, soll man aufstehen? Wie macht man das?
    "Am galantesten ist es, aufzustehen und das nicht direkt am Tisch zu machen."
    Positive Rückmeldung - auch von Betrieben
    Auch die wichtigsten Tipps zum Verhalten bei Geschäftsessen werden gern angenommen. Das Feedback auf den Projekttag ist nicht nur bei den Azubis sehr positiv, erzählt Adrian Pütz:
    "Wir hatten einige Betriebe, die rückgemeldet haben, dass sie das ganz toll fanden, dass wir uns da einsetzen und den jungen Leuten die Gelegenheit geben, so etwas noch mal zu lernen."
    Redaktioneller Hinweis: Leider wurden in der ursprünglichen Fassung des Beitrags verschiedene Namen falsch geschrieben. Wir haben diese Fehler korrigiert.