Der Darm ist von vielen Milliarden Bakterien besiedelt. Sie helfen bei der Verdauung, und der Körper greift sie nicht an. Es herrscht eine friedliche Koexistenz. Warum aber reagiert der Darm von manchen Menschen anders auf die Mitbewohner – nämlich mit einer heftigen Entzündung? Das wollte Nathalie Vergnolle vom Centre de Physiopathologie Toulouse-Purpan wissen. Sie hat sich daher die Darmschleimhaut von gesunden Menschen und von Patienten mit einer chronischen Entzündung genauer angesehen.
"Wir wollten zunächst einmal verstehen, was im gesunden Darm abläuft. Warum er sich nicht entzündet. Und dabei sind wir auf ein kleines Eiweiß gestoßen mit Namen Elafin. Die Zellen der Darmschleimhaut bilden dieses Elafin selbst, und es schützt offenbar vor Entzündungen."
Tatsächlich bilden Menschen mit einer chronischen Darmentzündung – also Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa – zu wenig Elafin. Denkbar wäre, Patienten das Eiweiß in Tablettenform zu verabreichen. Nathalie Vergnolle und ihre Kollegen fürchteten aber, solche Tabletten könnten auf der Reise in den Darm durch die aggressive Magensäure angegriffen werden, zu viel von dem Wirkstoff könnte verloren gehen. Sie suchten daher nach einer eleganteren Methode, das Elafin direkt zu den Zellen der Darmschleimhaut zu transportieren.
"Den Wirkstoff an den rechten Ort zur richtigen Zeit zu bekommen – das war unser Ziel. Dabei, so überlegten wir uns, könnten uns Bakterien helfen, die ohnehin Teil unserer täglichen Nahrung sind und die auch eine gewisse Zeit im Darm bleiben. Die Bakterien würden das schützende Eiweiß direkt an der Schleimhaut herstellen, also das Elafin."
Die Forscher aus Toulouse wählten mit Lactococcus lactis und Lactobacillus casei zwei Stämme von Milchsäurebakterien aus, die auch die Nahrungsmittelindustrie nutzt, etwa zur Herstellung von probiotischen Yoghurts. Sie statteten die Bakterien mit zusätzlicher genetischer Information aus, dem menschlichen Gen für Elafin. Die genetische veränderten Bakterien verfütterten die Forscher dann 20 Tage lang an Mäuse mit chronischen Darmentzündungen. Die Spezial-Diät zeigte Wirkung.
"Den Mäusen ging es deutlich besser in der Zeit, als wir ihnen die genetisch veränderten probiotischen Bakterien zu fressen gaben. Sie waren aktiver. Sie haben aufgehört, Gewicht zu verlieren. Und ihr Darmgewebe, so haben wir gesehen, wies keine Schäden mehr auf, wie sie bei Entzündungen typischerweise auftreten würden."
Die akute Entzündung ist ein Mechanismus, mit dem der Körper sich schützt – zum Beispiel vor Krankheitserregern. Eine chronische Entzündungen hingegen hat diese Schutzwirkung nicht mehr. Schlimmer noch: Sie schädigt das körpereigene Gewebe. Daher haben Menschen mit chronischen Darmentzündungen ein deutlich erhöhtes Darmkrebsrisiko. Ist es möglich, mit den genetisch veränderten, entzündungshemmenden Bakterien, das Krebsrisiko zu senken? Das ist denkbar, sagt Nathalie Vergnolle. Der Tierversuch, der nur auf 20 Tage angelegt war, hilft da wenig weiter.
"Indem wir die chronische Entzündung unterdrücken, müssten wir eigentlich auch die Krebsentstehung verhindern können. Wir untersuchen das gerade genauer im Labor an menschlichen Zellen. Die Versuche dazu sind aber längst noch nicht abgeschlossen."
Nathalie Vergnolle würde gerne ausprobieren, ob die genetisch veränderten Bakterien nicht nur Mäusen sondern auch Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa helfen könnten. Die für die Lebensmittelherstellung genutzten Bakterien gelten als ungefährlich. Die Bakterien produzieren ein Molekül, das auch menschliche Zellen herstellen. Insofern ist nicht damit zu rechnen, dass bei der Behandlung gravierende Nebenwirkungen auftreten. Aber es würden genetisch veränderte Organismen über die Kanalisation in die Umwelt gelangen. Bevor klinische Studien beginnen können, muss erwiesen sein, dass von den genetisch manipulierten Bakterien tatsächlich keine Gefahr ausgeht.
"Wir wollten zunächst einmal verstehen, was im gesunden Darm abläuft. Warum er sich nicht entzündet. Und dabei sind wir auf ein kleines Eiweiß gestoßen mit Namen Elafin. Die Zellen der Darmschleimhaut bilden dieses Elafin selbst, und es schützt offenbar vor Entzündungen."
Tatsächlich bilden Menschen mit einer chronischen Darmentzündung – also Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa – zu wenig Elafin. Denkbar wäre, Patienten das Eiweiß in Tablettenform zu verabreichen. Nathalie Vergnolle und ihre Kollegen fürchteten aber, solche Tabletten könnten auf der Reise in den Darm durch die aggressive Magensäure angegriffen werden, zu viel von dem Wirkstoff könnte verloren gehen. Sie suchten daher nach einer eleganteren Methode, das Elafin direkt zu den Zellen der Darmschleimhaut zu transportieren.
"Den Wirkstoff an den rechten Ort zur richtigen Zeit zu bekommen – das war unser Ziel. Dabei, so überlegten wir uns, könnten uns Bakterien helfen, die ohnehin Teil unserer täglichen Nahrung sind und die auch eine gewisse Zeit im Darm bleiben. Die Bakterien würden das schützende Eiweiß direkt an der Schleimhaut herstellen, also das Elafin."
Die Forscher aus Toulouse wählten mit Lactococcus lactis und Lactobacillus casei zwei Stämme von Milchsäurebakterien aus, die auch die Nahrungsmittelindustrie nutzt, etwa zur Herstellung von probiotischen Yoghurts. Sie statteten die Bakterien mit zusätzlicher genetischer Information aus, dem menschlichen Gen für Elafin. Die genetische veränderten Bakterien verfütterten die Forscher dann 20 Tage lang an Mäuse mit chronischen Darmentzündungen. Die Spezial-Diät zeigte Wirkung.
"Den Mäusen ging es deutlich besser in der Zeit, als wir ihnen die genetisch veränderten probiotischen Bakterien zu fressen gaben. Sie waren aktiver. Sie haben aufgehört, Gewicht zu verlieren. Und ihr Darmgewebe, so haben wir gesehen, wies keine Schäden mehr auf, wie sie bei Entzündungen typischerweise auftreten würden."
Die akute Entzündung ist ein Mechanismus, mit dem der Körper sich schützt – zum Beispiel vor Krankheitserregern. Eine chronische Entzündungen hingegen hat diese Schutzwirkung nicht mehr. Schlimmer noch: Sie schädigt das körpereigene Gewebe. Daher haben Menschen mit chronischen Darmentzündungen ein deutlich erhöhtes Darmkrebsrisiko. Ist es möglich, mit den genetisch veränderten, entzündungshemmenden Bakterien, das Krebsrisiko zu senken? Das ist denkbar, sagt Nathalie Vergnolle. Der Tierversuch, der nur auf 20 Tage angelegt war, hilft da wenig weiter.
"Indem wir die chronische Entzündung unterdrücken, müssten wir eigentlich auch die Krebsentstehung verhindern können. Wir untersuchen das gerade genauer im Labor an menschlichen Zellen. Die Versuche dazu sind aber längst noch nicht abgeschlossen."
Nathalie Vergnolle würde gerne ausprobieren, ob die genetisch veränderten Bakterien nicht nur Mäusen sondern auch Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa helfen könnten. Die für die Lebensmittelherstellung genutzten Bakterien gelten als ungefährlich. Die Bakterien produzieren ein Molekül, das auch menschliche Zellen herstellen. Insofern ist nicht damit zu rechnen, dass bei der Behandlung gravierende Nebenwirkungen auftreten. Aber es würden genetisch veränderte Organismen über die Kanalisation in die Umwelt gelangen. Bevor klinische Studien beginnen können, muss erwiesen sein, dass von den genetisch manipulierten Bakterien tatsächlich keine Gefahr ausgeht.