"Eines der Themen, die immer bei uns im Vordergrund standen ist, was braucht es, damit Dinge funktionieren. Wie gründet man ein erfolgreiches Unternehmen, was macht eine funktionierende Stadt aus, eine gute Regierung - es sind also viele Elemente auf der Makroebene in diesem Buch - aus Städten auf der ganzen Welt. Von Tokio über Rio de Janeiro, von Kopenhagen bis München."
Sagt der 44-jährige Tyler Brulé, der braun gebrannt und mit getönter Brille wie eine kanadische Version von George Clooney aussieht. "The Monocle Guide to better living" zeigt aus verschiedenen Ressorts von Essen bis Forschung Beispiele eines gelungenen Lebensstils - beziehungsweise das, was die "Monocle"-Redaktion darunter versteht. Das schwere, gelbe Buch ist, ebenso wie das Magazin, eine ganz eigentümliche Mischung aus kurzen Texten, kleinen oder mittelgroßen Farbfotos und einer Unmenge von Tipps über innovative Projekte und Geschäfte in Städten in aller Welt. Ein Text beschreibt, wie japanische Kindergärten auf clevere Weise Kinder mit der Meeresfauna vertraut machen, ein anderer, wie das Rijksmuseum in Amsterdam Gemälde restauriert. Und in der Rubrik "Service" werden Restaurants vorgestellt, die nur nachhaltig erzeugte Zutaten verwenden. Das klingt vielleicht beliebig, soll aber einen roten Faden haben, sagt Tyler Brulé:
"Wenn wir nur über grünes Wirtschaften sprechen, also etwa, wie viele Solaranlagen und Fahrradwege es gibt, oder ob wirklich jeder seinen Müll recycelt - sagt das nicht ganz so viel aus. Es geht zum Beispiel auch darum, ob etwa alte Menschen weggesperrt werden, ob Schulen gute Spielplätze und Kinder einen sicheren Schulweg haben. All solche Sachen. Die Städte, die gut funktionieren, erfüllen nicht unbedingt alle diese Kriterien. Natürlich gibt es auch Schwächen, aber ich finde, das wichtigste Kriterium einer funktionierenden Stadt ist, ob man darin ganz unterschiedliche Erfahrungen an einem beliebigen Tag machen kann."
Grünes Wirtschaften, Nachhaltigkeit - man würde solche Gedanken nicht unbedingt erwarten von einem Mann mit Tyler Brulés Lebenslauf. Denn immerhin hat Brulé als Werbefachmann Kampagnen für Unternehmen entworfen, die nicht gerade umweltfreundliche Produkte anbieten: Blackberry und Swiss Air beispielsweise.
Der Monocle-Guide zeigt zwar Gegenentwürfe, aber auf eine etwas blauäugige Art. Das Thema Gentrifzierung, wie sie zum Beispiel in Rio de Janeiro oder Berlin stattfindet, kommt im Buch kaum vor. Dabei sind teure Mieten und hohe Lebenshaltungskosten nicht gerade sehr menschenfreundlich und bedrohen Stadtteile, die bislang gut funktioniert haben. Im Gespräch zeigt sich Tyler Brulé bedingt problembewusst:
"London ist ein gutes und schlechtes Beispiel, wo so viele Menschen und Gewerbe, die sich die Mieten nicht mehr leisten konnten, wegziehen mussten. Aber das ist auch das Schöne an Städten, dass sich Stadtteile verändern, und dass die Kultur woanders hinzieht. Hoffentlich passiert das innerhalb der Stadtgrenzen. Dass Leute nicht sagen: Ich muss jetzt nach Helsinki fliehen oder nach Wien – das passiert ja auch."
Und so ist der "Monocle Guide to better living" ein Buch, das man auf mehrere Arten lesen kann: Man kann sich inspirieren lassen von guten Ideen, sie nachmachen, für das eigene Leben nutzen, oder aber man kann ganz banal auf die Jagd gehen nach gut-designten Möbeln, Klamotten oder Einrichtungsgegenständen - denn die werden im Buch ebenfalls vorgestellt. Ein gewisses Kleingeld vorausgesetzt, kann man sich es da richtig nett machen - und alles bitte immer schön nachhaltig. Tyler Brulé hat in den sieben Jahren, seitdem es "Monocle" gibt, jedenfalls festgestellt, dass derlei Themen viele unterschiedliche Leute interessieren:
""Es ist wirklich ein sehr gemischter Haufen von Leuten. Es ist der 17-, 18-jährige Medizinstudent, und es ist auch der 32-jährige Anwalt, der sich gerade selbständig gemacht hat, und es ist auch ein 86-jähriger pensionierter Diplomat - und alles Mögliche dazwischen. Die lesen das Magazin"."
"The Monocle Guide to better living"
Gestalten Verlag, 408 Seiten, ISBN 978-3899554908, 45 EUR.
Sagt der 44-jährige Tyler Brulé, der braun gebrannt und mit getönter Brille wie eine kanadische Version von George Clooney aussieht. "The Monocle Guide to better living" zeigt aus verschiedenen Ressorts von Essen bis Forschung Beispiele eines gelungenen Lebensstils - beziehungsweise das, was die "Monocle"-Redaktion darunter versteht. Das schwere, gelbe Buch ist, ebenso wie das Magazin, eine ganz eigentümliche Mischung aus kurzen Texten, kleinen oder mittelgroßen Farbfotos und einer Unmenge von Tipps über innovative Projekte und Geschäfte in Städten in aller Welt. Ein Text beschreibt, wie japanische Kindergärten auf clevere Weise Kinder mit der Meeresfauna vertraut machen, ein anderer, wie das Rijksmuseum in Amsterdam Gemälde restauriert. Und in der Rubrik "Service" werden Restaurants vorgestellt, die nur nachhaltig erzeugte Zutaten verwenden. Das klingt vielleicht beliebig, soll aber einen roten Faden haben, sagt Tyler Brulé:
"Wenn wir nur über grünes Wirtschaften sprechen, also etwa, wie viele Solaranlagen und Fahrradwege es gibt, oder ob wirklich jeder seinen Müll recycelt - sagt das nicht ganz so viel aus. Es geht zum Beispiel auch darum, ob etwa alte Menschen weggesperrt werden, ob Schulen gute Spielplätze und Kinder einen sicheren Schulweg haben. All solche Sachen. Die Städte, die gut funktionieren, erfüllen nicht unbedingt alle diese Kriterien. Natürlich gibt es auch Schwächen, aber ich finde, das wichtigste Kriterium einer funktionierenden Stadt ist, ob man darin ganz unterschiedliche Erfahrungen an einem beliebigen Tag machen kann."
Grünes Wirtschaften, Nachhaltigkeit - man würde solche Gedanken nicht unbedingt erwarten von einem Mann mit Tyler Brulés Lebenslauf. Denn immerhin hat Brulé als Werbefachmann Kampagnen für Unternehmen entworfen, die nicht gerade umweltfreundliche Produkte anbieten: Blackberry und Swiss Air beispielsweise.
Der Monocle-Guide zeigt zwar Gegenentwürfe, aber auf eine etwas blauäugige Art. Das Thema Gentrifzierung, wie sie zum Beispiel in Rio de Janeiro oder Berlin stattfindet, kommt im Buch kaum vor. Dabei sind teure Mieten und hohe Lebenshaltungskosten nicht gerade sehr menschenfreundlich und bedrohen Stadtteile, die bislang gut funktioniert haben. Im Gespräch zeigt sich Tyler Brulé bedingt problembewusst:
"London ist ein gutes und schlechtes Beispiel, wo so viele Menschen und Gewerbe, die sich die Mieten nicht mehr leisten konnten, wegziehen mussten. Aber das ist auch das Schöne an Städten, dass sich Stadtteile verändern, und dass die Kultur woanders hinzieht. Hoffentlich passiert das innerhalb der Stadtgrenzen. Dass Leute nicht sagen: Ich muss jetzt nach Helsinki fliehen oder nach Wien – das passiert ja auch."
Und so ist der "Monocle Guide to better living" ein Buch, das man auf mehrere Arten lesen kann: Man kann sich inspirieren lassen von guten Ideen, sie nachmachen, für das eigene Leben nutzen, oder aber man kann ganz banal auf die Jagd gehen nach gut-designten Möbeln, Klamotten oder Einrichtungsgegenständen - denn die werden im Buch ebenfalls vorgestellt. Ein gewisses Kleingeld vorausgesetzt, kann man sich es da richtig nett machen - und alles bitte immer schön nachhaltig. Tyler Brulé hat in den sieben Jahren, seitdem es "Monocle" gibt, jedenfalls festgestellt, dass derlei Themen viele unterschiedliche Leute interessieren:
""Es ist wirklich ein sehr gemischter Haufen von Leuten. Es ist der 17-, 18-jährige Medizinstudent, und es ist auch der 32-jährige Anwalt, der sich gerade selbständig gemacht hat, und es ist auch ein 86-jähriger pensionierter Diplomat - und alles Mögliche dazwischen. Die lesen das Magazin"."
"The Monocle Guide to better living"
Gestalten Verlag, 408 Seiten, ISBN 978-3899554908, 45 EUR.