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Bestandsaufnahme der Paarkultur

Die Form der Ehe hat sich verändert: Getrennt wohnen oder zusammen, mit oder ohne Kinder, gegenseitige Treue oder offene Beziehung. Doch bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten bestimmte Kreise die traditionelle Ehe schon infrage und entwarfen eine neue Form des Lebens als Paar.

Von Walter van Rossum |
    So um 1800 wurde es romantisch in der Ehe. Zumindest am Anfang. Die Liebe wurde zum Grund der Paarbildung - und sollte bis zum Tode währen. Doch daraus wurde meistens nicht. Aus Liebe wurde Ehe und aus der Ehe eine Familie - mit genau definierten Rollen und Rechten. Die Frau durfte zwar noch den Mann wählen, aber danach nicht mehr viel. Im Gehäuse der bürgerlichen Familie müssen sich viele Katastrophen abgespielt haben. Doch davon durfte nichts nach außen dringen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehrte sich die Unruhe, gab es Versuche, die Familienkiste zu sprengen, um zum Programm dauerhafter Liebe zurückzukehren. Von diesen Versuchen handelt das Buch von Hannelore Schlaffer Die intellektuelle Ehe. Der Plan vom Leben als Paar.

    Sie beginnt ihre Geschichte mit einem prominenten Paar aus dem Heidelberger Universitätsmilieu: mit dem Soziologen Max Weber und seiner Frau Marianne.

    Die Ehe des Paares Weber galt den Heidelbergern als mustergültig - und sie war es aus Programm. Marianne Schnitger, eine entfernte Cousine und seit 1893 Braut Max Webers, bot dem Bräutigam und späteren Ehemann grenzenlose Bewunderung an, forderte dafür aber intellektuelle Bildung und die Möglichkeit, diese öffentlich zur Schau zu stellen. Sie entwarf sich als Dienerin, die nicht im Schatten stehen sollte. Damit hatte Marianne Weber die Rolle konzipiert, die damals für eine Frau als modern gelten konnte. Marianne Weber hoffte, auch in der Ehe die hohe romantische Liebe zu verwirklichen ( ... ), wollte daraus aber zugleich pragmatisch Bildungs- und Berufsvorteile ableiten.

    Folgerichtig tritt Marianne Weber auch als eine Art Vorkämpferin der Frauenbewegung in Erscheinung. Später wird sie in ihrem Buch über die Idee der Ehe von der "Gefährtenehe" sprechen, worunter sie die "Liebesgemeinschaft zweier geistig und sittlich ebenbürtiger Persönlichkeiten" versteht, die gewissermaßen ihre Gemeinschaftlichkeit stets als Aufgabe vor sich haben. Das mag als Programm einigermaßen harmlos und bloß vernünftig klingen, doch es bedeutete in Wahrheit eine erhebliche Anfechtung der Realitäten des bürgerlichen Paarbetriebes.

    Max Weber wurde ein bedeutender Soziologe. Doch es dürfte ihm nicht ganz leicht gefallen sein, vor den Herausforderungen des Programms zu bestehen. Er war kein Mann sinnlicher Leidenschaft, womöglich war er sexuell sogar etwas anders disponiert, und er litt unter schweren psychischen Krisen. Wie auch immer - es blieb nicht nur bei der Paarbeziehung zwischen Max und Marianne Weber. Die Bewährungsprobe dieser Gefährtenehe kam von außen.

    Der Psychoanalytiker Otto Gross, ein Schüler Freuds, drang als Liebhaber und Zerstörer in traditionelle Ehen ein, zerstörte sie und rechtfertigte dieses Handeln mit einer Theorie. Das chaotische und selbstzerstörerische Liebesleben des Anarchisten Gross hätte Max Weber kaum interessiert, erst dessen theoretischer Anspruch konnte ihn überhaupt zu dauerhafter Abwehr veranlassen - bis er am Ende seines Lebens kapitulieren und Gross Recht geben musste. ( ... ) Gross präsentierte seine Theorie nicht nur auf dem Papier; er stürmte die Festung, die die Ehe war - und, trotz ihrer Modernität, die von Max und Marianne Weber ganz besonders -, und er tat es mithilfe einer Frau. Else Jaffé, geborene von Richthofen, Schülerin Max Webers, wurde Gross‘ Geliebte.

    Elisabeth Frieda Amélie Sophie Freiin von Richthofen wurde 1874 geboren. Sie promovierte 1900 bei Max Weber als eine der ersten Frauen in Deutschland überhaupt. Und sie heiratete seinen Kollegen Edgar Jaffé. Später entbrannte sie leidenschaftlich für Otto Gross, die beiden hatten sogar einen gemeinsamen Sohn. Die größte Rivalin in jenen Jahren war ihre Schwester Frieda, die in Oxford mit einem Professor verheiratet war: Nachdem auch Frieda ein leidenschaftliches Verhältnis mit Otto Gross genossen hat, heiratete sie den berühmten Romancier DAS HEIßT Lawrence. Während Else Jaffé danach mehrere Jahre ein enges Liebesverhältnis mit Alfred Weber hatte, dem bedeutenden Nationalökonomen und Bruder von Max. Und mitten im 1. Weltkrieg wurde schließlich auch Max Weber ihr Liebhaber. Die hinreißende Else Jaffé verband seit Studientagen eine enge - manche meinen gar: intime - Freundschaft mit Marianne Weber, die bis zu deren Tod anhalten sollte. Nach dem frühen Tod von Max Weber 1920 lebte sie wieder mit seinem Bruder Alfred zusammen - bis zu dessen Tod. Verzichten wir auf weitere Verzweigungen. Es ging mit Sicherheit bunt zu in diesem Kreis. Pläne - falls es sie je gegeben haben sollte - gerieten komplett außer Kontrolle. Auf diesem Tableau tummeln sich die unterschiedlichsten Paarkonstellationen: Brüder, Schwestern, Kollegengespanne, Ehepaare, Liebespaare, Frauenpaare. Was für eine Ansammlung großer Denker, leidenschaftlicher Seelen, aufregender Charaktere! Manche blieben dabei auf der Strecke, anderen gelangen großartige Liebes- und Paarbeziehungen. Doch leider bleibt in Hannelore Schlaffers Darstellung wenig übrig von diesem wunderbaren Tumult. Sie betreibt eher eine methodische kulturwissenschaftliche Verödung gelebter Komplexität. Bei ihr schrumpfen diese wilden und wirren Verhältnisse vor allem auf die Beziehung von Otto Gross und Max Weber - sozusagen als Showdown der Großtheoretiker. Es ist alles andere als einleuchtend, ausgerechnet diese Beziehung ins Zentrum zu stellen. Vielleicht ist es für eine Germanistin einfach leichter, Theorien aufeinanderprallen zu lassen als Körper. Wie das Liebesleben von Max und Marianne Weber in Wirklichkeit verlief, das schildert die großartige Max Weber-Biografie von Joachim Radkau sehr viel genauer und einfühlsamer.

    Im Angesicht dieser Paarungsverhältnisse fragt man sich natürlich die ganze Zeit, was es denn eigentlich mit dem "Plan vom Leben als Paar" auf sich hat. Die klassische bürgerliche Ehe verlief nach ziemlich absehbaren, rigiden Plänen, doch was Marianne und Max Weber suchten und schließlich erlebten, war niemals Plan, sondern eher eine komplexe Kunst verbindlicher Improvisation. Und darum geht es auch in der Beziehung von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, der Schlaffer den größten Teil ihrer Studie widmet.

    Beauvoir und Sartre lernten sich 1928 in Paris kennen und ihre Beziehung dauerte nicht nur über 50 Jahre bis zu Sartres Tod 1980, sie erreichte auch eine hinreißende und tief bewegende Dichte. Doch leider unterschlägt Hannelore Schlaffer bereits die Faszination des Anfangs:

    Nie waren sie ein Brautpaar gewesen mit einer sie umstehenden Familie, die auf die Eheschließung wartete und neugierig auf den Stammhalter war. Das Mädchen wurde nicht, wie noch Marianne Weber, von der Familie ihrem Bräutigam übergeben; Beauvoir und Sartre trafen sich als Studenten der Philosophie an der École normale supérieure, schlossen ihr Studium gleichzeitig und mit etwa gleichen Noten auf dem ersten und zweiten Platz ihres Jahrgangs ab. Weder gegen den Vater musste, wie Max Weber gegen den seinen, einer von ihnen aufbegehren, noch musste sich eine Schwiegermutter um das Wohl des Gatten und Sohnes sorgen.

    Das sagt wenig über das Paar und ist überdies - zumindest was Simone de Beauvoir betrifft - kompletter Unsinn. Sie kam aus einem tief katholischen Elternhaus nobler Abstammung, das sich in Simones Jugend finanziell allerdings geradezu im freien Fall befand. Bereits das Abitur zu machen war für die kleine Simone mit zahlreichen Aufständen und schwierigen Umständen verbunden. Sie besuchte katholische Zwinganstalten, glaubte bis zum 17. Lebensjahr, dass Kinder aus Blumenkohl erwüchsen, und noch als Studentin kontrollierte ihre Mutter selbstverständlich die Post. Und natürlich wurde von ihr eine standesgemäße Ehe erwartet - auch wenn sie selbst nicht gerade eine gute Partie darstellte. Als sie sich schließlich mit Sartre einließ, bedeutete das nichts weniger als den totalen Bruch mit ihrer Familie. Und von alldem hat sie ausführlich in den Memoiren einer Tochter aus gutem Haus erzählt, dem ersten Band ihrer Autobiografie. Sartre lernte sie übrigens eben nicht auf der École normale kennen, der berühmten Elitehochschule - ganz einfach, weil da keine Frauen zugelassen waren. Als sie 1929 im Alter von 21 Jahren schließlich doch die Aggrégation bestand, war sie nicht nur eine der ersten Frauen, sondern für Jahrzehnte die Jüngste, die das berüchtigte Examen bestanden hatte - und das obwohl sie an der Spezialausbildung nicht teilnehmen durfte, sondern sich als Externe vorbereiten musste. Das wahre Wunder - das bereits alles über die Größe von Simone de Beauvoir andeutet - bestand dann allerdings darin, dass die schöne und heiß umworbene Frau sich gerade nicht auf einen ihrer vielen verheißungsvollen Bewerber einließ, sondern ausgerechnet auf einen 1,58 m großen, wild schielenden Typ namens Jean-Paul Sartre, der ihr nichts als die Abenteuer der Ungewissheit versprach.

    Hannelore Schlaffer erzählt zwar nichts von der Faszination des Anfangs, nichts von den Absichten dieses Paares, dafür stürzt sie sich auf eine bestimmte Episode, die angeblich Teil des Plans vom Leben als Paar sein soll:

    Zu Beginn ihrer Beziehung experimentierten Beauvoir und Sartre mit einer spezifischen Art von Dreiecksbeziehung, die sie "Das Trio" nannten. Beide nahmen zur selben Freundin eine erotische Beziehung auf und hofften so, aus der Untreue eine gemeinsam genossene Leidenschaft zu machen. Die Experimente mit dieser ungewöhnlichen Lebensform fielen in die späten 1930er Jahre und sind insofern von Belang, als sie das Projekt der intellektuellen Ehe an einem Extrem überprüfen. ( ... ) Das Lebensmodell ""Trio"" entwickelte sich in Rouen, wo Simone de Beauvoir seit 1932 Lehrerin für Philosophie an einem Gymnasium war, während Sartre, Lehrer in Le Havre, sie dort besuchte. Olga Kosakiewicz war eine Schülerin Beauvoirs, deren begabte Trotzigkeit Beauvoir anzog. Sie wurde Sartres Geliebte und folgte den beiden, als sie nach Paris zogen, dorthin.

    Nicht ganz: Sartre erhielt eine Lehrerstelle in Laon - und die Lage ist auch sonst etwas unübersichtlicher. Simone de Beauvoir wird sehr viel später im zweiten Band ihrer Memoiren In den besten Jahren von den Problemen des Trios berichten. Die Geschichte spielt auch in ihrem ersten Roman "Sie kam und blieb" eine zentrale Rolle. In diesen beiden Versionen unterschlägt sie, dass sie es war, die zuerst eine erotische Beziehung mit Olga hatte. Sie wird übrigens bis zu ihrem Lebensende abstreiten, je erotische Beziehungen zu Frauen gehabt zu haben. Das sagt viel über den Druck aus, dem diese sonst so mutige und generöse Frau ausgesetzt war. Immerhin musste sie wegen einer solchen Affäre 1943 den Schuldienst quittieren - und nicht 1939, wie Schlaffer schreibt. Nach ihrem und Sartres Tod wurde durch die Veröffentlichung der Briefe und Tagebücher klar, wie es sich wirklich zugetragen hatte. Demnach hatte Beauvoir ein Verhältnis mit Olga begonnen, und Sartre hatte sich ebenfalls in Olga verschossen, aber er drang nicht durch. So gesehen geht es also nicht um ein erotisches Dreiecksverhältnis, sondern um eine dramatische Eifersuchtsgeschichte. Und noch etwas: Schlaffer geht von einem planvollen Vorgang aus, als ob Sartre und Beauvoir hier das Experiment einer ménage à trois organisiert hätten - um "aus der Untreue eine gemeinsam genossene Leidenschaft zu machen", wie Schlaffer behauptet. Davon kann aber gar keine Rede sein. Aus allen uns bekannten Dokumenten geht klar das Gegenteil hervor. Die beiden hatten nie die Absicht, ein solches Trio vorsätzlich zu erzeugen. In diesem Sinne hat Simone de Beauvoir auch diese Geschichte später in ihren Memoiren erzählt - und nebenbei gesagt: sehr viel prägnanter analysiert als Hannelore Schlaffer, die hilflos in einer mehr oder weniger erfundenen Geschichte herumstochert.

    Es macht nicht viel Sinn, sich mit Schlaffers Interpretationen auseinanderzusetzen, weil schlicht und einfach die Fakten von vorne bis hinten nicht stimmen. Hier nur ein Beispiel:

    Die interne Gleichheit, die Sartre fortwährend konstatierte (vielleicht ohne wirklich daran zu glauben), bestand nicht für die Öffentlichkeit. Sartre war, als das Experiment mit dem Trio in Gang kam, ein bekannter Autor, Beauvoir eine Gymnasiallehrerin in der Provinz. Sartre hatte mit dem Roman Der Ekel 1938 den ersten großen literarischen Erfolg erreicht, sogleich danach seine frühen Aufsätze in dem Band Die "Transzendenz des Ego" herausgebracht; seine Stücke, Die Mauer (1939) und Die Fliegen (1943) machten ihn zum führenden Autor des Pariser Theaters.

    In Wahrheit war Sartre 1936, als die Affäre des Trios begann, keineswegs ein bekannter Autor, sondern bloß ein einfacher Pauker in der Provinz. Nicht sein Erfolg, sondern allenfalls seine Erfolglosigkeit war zu diesem Zeitpunkt das Problem. Der Band mit seinen frühen philosophischen Aufsätzen erschien erst 1965 - als er tatsächlich ein weltberühmter Philosoph war. Sein "Stück" Die Mauer ist in Wirklichkeit eine Erzählung. Und die Uraufführung seines Theaterstücks Die Fliegen war alles in allem eher ein Reinfall.

    Wohlgemerkt, das sind keine schwer zugänglichen Experteninformationen. Die finden sich in jeder Bibliothek. Von einer Professorin für Literaturwissenschaft darf man minimale Korrektheit im bibliografischen Detail erwarten - und ehrlich gesagt, müsste sich im Hanser Verlag doch ein Lektor finden, dem ein paar ""Fakten"" sonderbar hätten erscheinen müssen - mal ganz abgesehen von der krausen und wirren Argumentation.

    Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir waren 52 Jahre lang ein Paar. Sie haben viel von ihrer Beziehung preisgegeben, manches nicht, sie haben sich selbst ausgesprochen kritisch reflektiert. Wenn man sich schon auf eine bestimmte Episode beschränkt, geböte es nicht der philologische Anstand, diese Episode als Moment einer langen Entwicklung zu situieren und wenigstens zu beschreiben, welche Konsequenzen die beiden aus ihren Erfahrungen gezogen haben?

    Von Liebe muss man erzählen können. Und wer über Liebe schreibt, sollte gelegentlich die Emphase für diesen kapriziösen Stoff aufbringen. Hier hat man eher den Eindruck, unter einer trivialen Suada soll die Komplexität des wilden Lebens erstickt werden.

    Ich erspare mir hier, zu beschreiben, welche Pläne vom Leben als Paar Hannelore Schlaffer für Bertold Brecht ersonnen hat. Doch der Anstand gebietet es, auf wenigstens ein lesenswertes Kapitel hinzuweisen, auf jene 30 Seiten nämlich, die von den Ehestiftungs- und Ehebruchromanen des 19. Jahrhunderts handeln. Wo sie nicht über Menschen schreibt, sondern über Bücher spricht, gelingen Hannelore Schlaffer einige Hinweise auf bemerkenswerte und teilweise vergessene Texte.

    Man sollte sich übrigens nicht täuschen: Man hat den Eindruck, Schlaffer kommentiert ihre Beispielpaare als eine Art mürrische kulturwissenschaftliche Gouvernante, die über so viel Irrungen Wirrungen nur den Kopf schütteln kann. Doch am Ende erfahren wir einigermaßen überraschend, dass Schlaffer in diesen Paaren so etwas wie folgenreiche Vorläufer für die Modernisierung der Paarkonzepte in der Gegenwart sieht.

    "Die Liebe", so stellt 2003 ein Artikel der Neuen Züricher Zeitung fest, 'ist nun das Element, das Eheleute zusammenbindet - und auch wieder auseinander bringt. Allein zwischen 1979 und 1994 verdreifachte sich die Scheidungsrate.' Die Zunahme der Scheidungen geht darauf zurück, dass die Institution Ehe dem rigideren Konzept der Liebe weicht. Die der modernen Ehe innewohnende Paradoxie, zwei Personen auf Dauer und dennoch in Freiheit miteinander zu verbinden, wurde offenbar, sobald die aus solcher Freiheit resultierenden Ansprüche alltäglich geworden waren.

    Ja, so stand es 2003 in der "Neuen Züricher Zeitung" und Ähnliches war vorher und nachher hundertfach zu lesen oder hören. Nur, welche Rolle dabei Max und Marianne Weber, Sartre und de Beauvoir oder Brecht gespielt haben sollen, das begreife, wer will. Wer bezöge sich heute denn auf diese Experimente, wer hätte sich je ernsthaft darauf bezogen? Im Gegenteil ließen sich im Handumdrehen eine Menge Beispiele für tätige Abwehr gegen diese Erfahrungen zitieren. Es genügt, sich zu vergegenwärtigen, wie wenig Hannelore Schlaffer in der Lage ist, das großartige Gelungene in diesen Paarkonstellationen zu beschreiben. Bei näherer Betrachtung gehen die Beispielpaare, die Schlaffer als Vorläufer einsortiert, doch immer noch weit über den heutigen Stand des Paarungswesens hinaus. Insofern wäre es wahrscheinlich sehr viel angemessener, diesen Paaren nicht als fernen Vorläufern zu huldigen, sondern als Fälle, die Paarungswilligen noch bevorstehen.

    Hannelore Schlaffer: Die intellektuelle Ehe. Der Plan vom Leben als Paar, Hanser Verlag. München 2011. 224 S. 18,90 Euro