Köln, Südfriedhof: Als Maike Mau die Türklinke am Tor zum britischen Soldatenfriedhof herunterdrückt, klemmt das Scharnier. Das kennt die 49-jährige Kölnerin schon. Sie ist regelmäßig hier, der Südfriedhof ist einer ihrer Lieblingsfriedhöfe.
"Schön find ich beim Südfriedhof, dass am Eingang, wenn man reinkommt, so ein kleines Häuschen steht, so ein Pförtnerhäuschen, das sieht sehr besonders aus. Dann kommt 'ne große Allee mit alten Bäumen und dann 'ne Querallee und ein Kreisverkehr, das sieht alles sehr herrschaftlich aus."
Mau, lange blonde Haare, Brille, blaue Augen, Lehrerin, kommt nicht auf den Friedhof, um das Grab eines Angehörigen zu besuchen. Sie ist einfach gern in der Natur. Für ihre ausgedehnten Spaziergänge nutzt die Städterin regelmäßig auch die Kölner Friedhöfe. Berührungsängste hat sie da nicht. Friedhöfe sind ihr schon seit ihrer Kindheit vertraut. Damals lebte sie mit ihrer Familie in der Friedhofstraße einer rheinischen Kleinstadt:
"Wir haben zwei Häuser neben dem Friedhof gewohnt, meine Eltern wohnen da immer noch. Und wir sind, woran ich mich erinnere, ist, in der Nacht zum 1. November sind wir immer auf den Pflaumenbaum gestiegen und haben über die Hecke geguckt im Dunkeln, weil dann der ganze Friedhof voller roter Lichter war, war ein katholischer Friedhof, und wir fanden das faszinierend."
Ausflüge zum Friedhof gehören für ihre Familie nicht nur an Allerheiligen und Allerseelen zur Tradition. Sei es im Urlaub oder zu Besuch bei den Großeltern in Hamburg: Auf Friedhöfen gab es immer viel zu entdecken, erinnert sich Mau. Eine Generation weiter nun lernt Maus Nichte Mina mit knapp 5 Jahren auf dem Friedhof lesen. Als die Kindergärten während der Corona-Pandemie schließen, eignen sich dazu ideal die Großbuchstaben auf den Grabsteinen der Soldatenfriedhöfe.
"Ich hab erstmal ein paar Buchstaben gelesen. Manche Buchstaben kannte ich noch nicht, da habe ich meinen Eltern das gesagt und die haben mir dann weitergeholfen. Und dann konnte ich irgendwann lesen."
"Der Friedhof hat ein Imageproblem"
Für Manfred Kaune sind Meike Mau, Mina und ihre Familie Trendsetter. Der Leiter des Kölner Grünflächenamts träumt davon, die alte Idee der Parkfriedhöfe neu zu beleben und mehr Menschen auf die 55 Ruhestätten der Stadt zu locken. Diesem Ziel dient ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Zum Beispiel soll es deutlich mehr Bänke auf den Friedhöfen geben. Kaune:
"Wir wollen einfach schöne Plätze dort schaffen, sodass die Leute gern auf den Friedhof gehen, ob in der Mittagspause oder am Nachmittag, um dort einfach eine gute Zeit zu verbringen."
Vielerorts ist eine so positive Wahrnehmung der Friedhöfe aber eher Wunschdenken. Die meisten Menschen nehmen Friedhöfe eher als düstere, abgeschlossene Ort wahr, die an die eigene Sterblichkeit erinnern. Der Passauer Soziologe Matthias Meitzler forscht zum Thema Friedhof.
"Man kann schon sagen, dass der Friedhof ein gewisses Imageproblem innerhalb der Bevölkerung hat. Unter anderem liegt das daran, dass für viele Menschen Friedhof mit Verboten assoziiert wird. Also Friedhof ist ein Ort, der ist ganz streng geregelt, da muss man sich in Anführungszeichen zusammenreißen, da kriegt man gleich am Eingang des Friedhofstores erstmal vorgeschrieben, was hier alles überhaupt nicht erlaubt ist. Also ein Ort der Einschränkung. Und moderne Trauer will nicht eingeschränkt werden."
Nur jeder Siebte will in ein klassisches Sarggrab
Was Meitzler anspricht, ist der tiefgreifende Wandel der Trauer- und Bestattungskultur. Sie wird individueller, will mehr Freiheiten und akzeptiert weniger Verbote. Sichtbares Zeichen des Wandels: Immer mehr Menschen lassen sich in einer Urne statt in einem Sarg beisetzen. Als Folge gibt es freie Flächen auf den Friedhöfen, zwischen einzelnen Gräbern klaffen unschöne Lücken. Tillmann Wagner, Geschäftsführer beim Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte: "Wir haben eben fast 90 Prozent Urnenbeisetzungen. Und für 'ne Urne brauche ich eine Fläche von 40 mal 40 Zentimetern und für einen Sarg mindestens 1,1 Meter mal 2,4 Meter."
In der Hauptstadt mag der Trend besonders ausgeprägt sein, die Tendenz ist überall die gleiche. Die "Verbraucherinitiative Bestattungskultur" Aeternitas mit Sitz in Königswinter bei Bonn befragt alle zwei Jahre Menschen nach den Wünschen für die eigene Bestattung. In der jüngsten Umfrage von 2019 zeigt sich, dass sich immer mehr Menschen vom Friedhof als letzter Ruhestätte verabschieden und andere Orte suchen:
"Wir sehen aber, dass fast die Hälfte der Menschen sich wünscht, außerhalb eines Friedhofs in einem Bestattungswald beigesetzt zu werden oder auf See, einem Privatgrundstück oder in der freien Natur, was hierzulande derzeit noch gar nicht erlaubt ist, und wir sehen, dass dieses klassische Sarggrab ganz allein, das ist sogar nur jeder Siebte, der sich das wünscht."
So Alexander Helbach, Sprecher von Aeternitas. Zählt man alle alternativen Bestattungsformen zusammen, so schätzt er, werden schon heute 15 bis 20 Prozent aller Verstorbenen außerhalb des klassischen Friedhofs beigesetzt. Immer größer werden die Lücken zwischen den traditionellen Gräbern. Kommunen und Kirchen - die Träger der Friedhöfe - müssen neue Angebote entwickeln, um auf die veränderten Wünsche einzugehen.
Die Friedhofskultur wird vielfältiger
Im 19. Jahrhundert waren eine große, aufwendige Beerdigung und ein entsprechendes Grab ein Statussymbol. Heute wünschen sich immer mehr Menschen schlichte Gräber, die keiner eigenen Pflege bedürfen - schon aus Zeit- und Kostengründen. Die letzte Reise kann teuer werden: Mit rund 1.000 Euro geht es bei den einfachsten, anonymen Urnenbestattungen los. Als Durchschnittswert für eine übliche Beerdigung nennt Aeternitas 4.500 Euro. 5.000 Euro kann aber auch nur der Sarg kosten.
Die Preise sind so unterschiedlich wie die Bestattungsarten: Gräber unter Bäumen sind längst nicht mehr nur in privatwirtschaftlich betriebenen Bestattungswäldern gewünscht, sondern auch auf dem Friedhof, der in der Regel viel näher am eigenen Zuhause liegt. Grabsteine werden individueller: Nicht nur religiöse Symbole wie Kreuze sind dort eingraviert, sondern ein Fußball oder eine Musiknote verweist auf die Leidenschaft des Verstorbenen.
An manchen Orten gibt es Bedarf für eigene jüdische oder muslimische Grabfelder. Insgesamt, so die Vision, wird die Friedhofskultur hierzulande – seit dem vergangenen Jahr übrigens nationales immaterielles Kulturerbe – vielfältiger. Um ein Durcheinander zu vermeiden, sind die unterschiedlichen Bestattungsarten verschiedenen Arealen zugeordnet. Martin Venne ist Landschaftsarchitekt und seit 20 Jahren spezialisiert auf Friedhofsplanung.
"Wir müssen den Menschen auf den Friedhöfen die Möglichkeit geben, ihre Individualität zu leben, aber eben nicht irgendwo, sondern da, wo es auf dem Friedhof auch passt."
Zeitungsüberschriften: "Mit dem geliebten Haustier zur letzten Ruh" / "Diamanten aus Totenasche: Was Sie über die Bestattungsalternative wissen sollten" / "Urne mit nach Hause nehmen und dort aufbewahren - darf man das?"
"Wie viele Urnen zu Hause auf dem Kaminsims stehen, wissen wir gar nicht"
Auch der sogenannte "Friedhofszwang" ist zunehmend umstritten. In den meisten anderen europäischen Staaten gibt es ihn so nicht. Hierzulande gilt dagegen meist immer noch: Abgesehen von Ausnahmen wie Bestattungswäldern gehören die Überreste von Verstorbenen in einem Sarg oder in einer Urne auf den Friedhof. Für Thomas Klie, evangelischer Theologe aus Rostock, sind die starren Regeln unverständlich. Trauernde und Sterbende würden auf Abwege gedrängt.
"Darum wählen ja auch viele illegale oder teillegale Formen, indem sie zum Beispiel über Umwege sich die Asche privat besorgen und sie zu Hause stehen haben. Wie viele Urnen zu Hause schon auf dem Kaminsims stehen, wissen wir gar nicht. Ich vermute, es werden zehntausende sein. Das ist das typisch deutsche System: Wir haben Bestattungszwang und wir haben Friedhofszwang. In den Niederlanden, in der Schweiz, in Frankreich, in Polen versteht das niemand."
Dennoch haben nur wenige Bundesländer den Friedhofszwang bisher gelockert – etwa der Stadtstaat Bremen. Denn natürlich gibt es auch gute Argumente dafür. Befürworter sagen, der Friedhof als gewidmeter Ort verleihe der Trauer eine besondere Würde und besonderen Respekt – und das sei durch eine Urne im Wohnzimmer-Regal so nicht gegeben. Landschaftsarchitekt Venne argumentiert da salomonisch. Er hält zwar nichts von einem Zwang. Doch auch für ihn hat der Friedhof hat eine wichtige Funktion.
"Die meisten Leute brauchen den Friedhof als Ort. Denn Trauerarbeit bedeutet ja einen schmerzlichen Einschnitt und man muss ja irgendwo auch diesen Schnitt haben, um mit dem zukünftigen Leben weiterzuleben."
Genauso wichtig wie der Ort ist aus Vennes Sicht übrigens auch ein Name – anonyme Gräber erschwerten vielen Angehörigen die Trauerarbeit.
"Die Kirchen müssen sich an der Wirklichkeit orientieren"
Kirchliche Trauerbegleitung ist seltener gefragt. Alexander Helbach von Aeternitas: "Ich will den Kirchen nicht zu nahe treten. Aber der Bedeutungsverlust, der sich gesamtgesellschaftlich zeigt, der zeigt sich eben auch bei den Bestattungen. Also kirchliche Bestattungen, der Anteil wird immer geringer. Ich glaube, wird sind noch bei knapp über 50 Prozent mittlerweile. Und das wird sich auch fortsetzen, davon gehe ich fest aus."
Thomas Klie von der Evangelischen Kirche hat vor wenigen Monaten eine Studie zur Zukunft der Friedhöfe, besonders der kirchlichen veröffentlicht. Er warnt davor, die Kirchen könnten auf dem Friedhof den Anschluss zu verlieren.
"Die Kirchen müssen sich schon ein bisschen an der Wirklichkeit orientieren, wenn man denn auf diesem gesellschaftlichen Feld Bestattungen weiter arbeiten will. Man könnte ja auch sagen, evangelisch und katholisch, das ist kein Sakrament die Bestattungen, das ist ein kirchlicher Ritus. Nice to have, aber theologisch nicht notwendig. So könnte man entscheiden. So weit ist man noch nicht. Aber: Wenn man auf einem gesellschaftlichen Feld agiert, egal wo Kirche sich auf Auswärtsspiele begibt, dann sind die Bedingungen durch die Auswärtsspiele gegeben und nicht durch die Theologie."
Richtig angepackt, so glaubt Klie, könnte die Kirche bei diesem "Auswärtsspiel" - wie er es nennt - mit ihren Werten sogar punkten: Zum Beispiel, indem Christen mit ehrenamtlichen Diensten Bestattungen begleiten und so dafür sorgen, dass kein Sarg und keine Urne allein bestattet wird. Oder indem mehr Seelsorger auf Friedhöfen einfach da und ansprechbar sind. Auch Rupert Scheule, katholischer Theologe an der Uni Regensburg, sieht da eine Chance.
"Wenn Sie heute auf 'nen Friedhof gehen und sich so ein bisschen kenntlich machen als Gesprächspartner, sei es dadurch, dass Sie einen Talar anhaben oder ein Kreuz am Revers – Sie werden sofort in Gespräche kommen können. Also der Friedhof ist ein kommunikativer Ort. Menschen wollen da reden, sind bereit, auch ihre ganze Lebensgeschichte auszupacken."
Ähnlich sieht es aus der "Außenperspektive" Friedhofsplaner Venne. Seine Erfahrungen bei Trauerfeiern: "Und wenn dann ein Pfarrer eine gute Rede hält, die Menschen trösten kann und die da, ja, auch wirklich spüren, dass da was ist, dann ist das wirklich ein Ort der Verkündung und auch sehr wichtig, denn die Kirchen brauchen ihre Mitglieder."
Geselligkeit - aber respektvoll
Bei seiner Arbeit sieht Venne an vielen Orten kreative Ideen und das Bemühen, das angestaubte Image des Friedhofs wieder aufzupolieren. Parkähnliche Naherholung steht nicht nur in Köln hoch im Kurs. Es gibt noch mehr Ansätze: So können große wie kleine Friedhöfe auch ein Ort der Kultur sein: Lesungen an Gräbern von Schriftstellern oder Open-Air-Konzerte an denen von Komponisten sind nur zwei Beispiele. Auch Trauerhallen eignen sich - etwa für Vorträge oder Filme zu Tod und Trauer. Friedhofscafés bringen Geselligkeit auf den Totenacker. Im Bereich des Evangelischen Friedhofsverbands Berlin Stadtmitte gibt es schon mehrere dieser Gastronomien. Geschäftsführer Tillmann Wagner:
"Gerade im Sommer, wenn da Leute auf der Terrasse sitzen, die vielleicht vorher ihr Grab besucht haben oder bevor sie ihr Grab besuchen dann noch einen Kaffee trinken und da sitzen. Und das sind nun mal häufig ältere alleinstehende Damen oder Herren, die dann da ins Gespräch kommen und einfach auch Kommunikation haben, die sie vielleicht zu Hause gar nicht mehr haben."
Doch alles hat seine Grenzen. Während manche sich auch ruhige Sportarten wie Joggen oder Yoga auf dem Friedhof vorstellen können, steht Tillmann Wagner dem kritisch gegenüber. Zu eindrücklich sind noch die Erinnerungen an den Beginn der Corona-Pandemie, als im Frühjahr 2020 öffentliche Parks in Berlin nur noch eingeschränkt nutzbar waren.
"Zu diesen Zeiten wurden Liegestützen auf Gräbern gemacht, Dehnübungen, an Grabeinfassungen oder Grabsteinen wurden die Füße abgelegt und ein bisschen Stretching betrieben. Das ist nicht das, was ich vom Friedhof erwarte oder hier möchte. Da läuft etwas nicht richtig."
Friedhöfe sind grüne Lungen der Stadt
Nicht alle Friedhöfe werden überleben. Und gerade in beliebten Großstädten wecken die freiwerdenden Flächen auch Begehrlichkeiten: Warum nicht auch Bauland daraus machen? In Berlin ist das schon geschehen. An der Hermannstraße in Neukölln reihen sich mehrere evangelische Friedhöfe. Ein kleinerer Teil davon ist entwidmet worden und nun verkauft oder verpachtet.
Doch Bauen da, wo früher Gräber waren, ist auch umstritten. Sind die Flächen einmal bebaut, sind sie als Stadtgrün verloren. Dabei erfüllen Friedhöfe auch eine wichtige ökologische Funktion. Thomas Klie:
"Bei vielen Friedhöfen, auch gerade bei Stadtfriedhöfen, die eben zentrumsnah liegen, hat sich herausgestellt, dass diese Friedhöfe aufgrund ihres alten Baumbestandes und ihrer Bepflanzung so etwas wie grüne Lungen in der Stadt sind und für viele Tiere auch Rückzugsgebiet sind."
In den alten Bäumen lassen sich Eulen nieder, sogar Arten, die auf der roten Liste der gefährdeten Tiere sind, finden ein neues, ruhiges Zuhause. Manch findige Friedhofsbetreiber stellen Bienenstöcke auf und verkaufen eigenen Friedhofshonig. Eines allerdings ist auf dem Friedhof nicht besonders ökologisch – und das sind Bestattungen selbst, vor allem in Urnen. Wenn Menschen verbrannt werden, wird viel Energie verbraucht. Spezielle Luftfilter sind nötig, die in den Sondermüll müssen. Tillmann Wagner formuliert es recht drastisch .
"Also wenn ich überlege, nur durch diesen Verbrennungsvorgang, damit können Sie einen Monat mit einem Porsche Cayenne durch Berlin fahren. Das ist nicht ökologisch und das ist auch nicht umweltfreundlich."
"Friedhöfe sind Orte des Lebens"
Vieles auf dem Friedhof ist aber auch eine Frage des Geldes. Innovative Angebote wollen auch finanziert sein. Bisher sind die Gebühren für die Gräber die Haupteinnahmequelle bei der Anlage und Unterhaltung der Friedhöfe. Bestattungen von Urnen bringen aber meist weniger ein als eine Beerdigung in einem Sarg. Und überhaupt fehlen Einnahmen in Zeiten, in denen immer mehr Menschen statt des Friedhofs einen Bestattungswald oder eine Seebestattung wählen oder Urnen heimlich zu Hause ins Wohnzimmer stellen. Die frei werdenden Flächen und von vielen so geschätzten Baumbestände aber müssen weiter gepflegt werden. Tillmann Wagner:
"Auf unseren Flächen haben wir irgendwas um die 13.000 Bäume stehen. Ich muss die aber alle verkehrssicher halten, weil ja die Leute nicht nur auf den Wegen gehen, nein die gehen ja auch von den Wegen weg zu ihrem Grab. Und allein die Verkehrssicherungspflicht, die wir da haben, geht in die Hunderttausende pro Jahr."
Friedhofsplaner Venne regt deswegen an, auch grundsätzlich über die Finanzierung der Friedhöfe nachzudenken. Neben den Gebühren müssten verstärkt auch öffentliche Gelder genutzt werden.
"Und genau das ist die Diskussion: Was ist denn unserer Stadtgesellschaft wert, Friedhöfe zu haben? Was können wir mit diesen Friedhofsflächen machen? Wenn wir öffentliche Gelder in die Friedhöfe ziehen, dann haben wir auch das Recht und die Pflicht, die Friedhöfe auf öffentlich zu machen, zu öffnen."
Mehr Sprechen über den Friedhof, über Tod und Trauer – das wünschen sich die Experten ganz generell. Der Verlust eines Angehörigen gehört schließlich zu den existentiellsten Erfahrungen der Menschen überhaupt – und da kann der Friedhof eine große Hilfe und Identifikationspunkt sein. Dafür lohnten sich alle Reformen, findet Rupert Scheule.
"Friedhöfe werden immer Orte der Trauer bleiben, ist doch klar. Aber gerade deswegen sind sie vor allem Orte des Lebens. Weil Trauer etwas extrem Lebendiges ist. Und das muss uns gelingen – das wäre meine Option, bevor wir der Verwaisung und der Verwüstung der Friedhöfe zugucken, dass wir versuchen, auch als Gesellschaft, Friedhöfe wieder zu Orten des Lebens zu machen."